FH Münster |
17.02.2019 13:52
Kunststoff-Folie aus Milch herstellen
Schüler vom Hans-Böckler-Berufskolleg entdecken den
Fachbereich Chemieingenieurwesen der FH Münster
Casein ist ein Stoff, den man eigentlich
aus der Milch holt, um Käse aus ihm herzustellen. Oder Folie. Ja, Folie: Das
machen gerade Schüler vom Hans-Böckler-Berufskolleg am Fachbereich
Chemieingenieurwesen der FH Münster. Und damit stellten sie einmal mehr
fest, wie vielfältig Chemie ist.
Denn genau darum geht es bei der traditionellen Praktikumswoche in der
chemischen Verfahrenstechnik, in der aktuell 14 Schülerinnen und Schüler zu
Gast sind, die gerade am Münsteraner Hans-Böckler-Berufskolleg ihr
Fachabitur mit integrierter Ausbildung zum Chemisch-technischen Assistenten
absolvieren. „Hier kann man sich alles aus nächster Nähe anschauen und
Erfahrungen einholen. Ich bin am Überlegen, ob ich hier nach meinem
Abschluss im Sommer studiere“, erklärt Fabian Schulte aus Münster, der in
der Physikalischen Chemie mit Zinksulfid hantiert. Damit lassen sich
beispielsweise Nanoteilchen produzieren, die unter bestimmten Bedingungen
leuchten und somit katalytische Effekte sichtbar machen.
„Mein Ziel ist es, auf jeden Fall Chemieingenieur zu werden“, sagt Eric
Schnertmann aus Lengerich. Für ihn steht schon fest: Nach seinem Abschluss
studiert er in Steinfurt. „Am liebsten im Bereich Kunststoffe. Intelligente
Kunststoffherstellung ist auf jeden Fall ein Thema der Zukunft!“ Seine ersten
Schritte dazu macht er in der Biochemie bei Ingenieurin Anja Lilienbecker: Er
und seine Mitschüler bearbeiten Milch so, dass Casein ausfällt, also sich wie
eine weiche, fast flockige Masse von der Milch absetzt und oben aufliegt.
Lässt man diese trocknen und fügt Weichmacher hinzu, erhält man
schlussendlich eine dünne, flexible Folie. „Die Schülerinnen und Schüler
lernen hier im Labor den Prozess kennen, aber wir übertragen ihn auch auf
einen größeren Maßstab, also die Verfahrenstechnik in der Industrie“, erklärt
Lilienbecker.
Farbstoff: Methylorange. Er kann als Indikator in der Titration eingesetzt
werden, mit der sich Konzentrationen von Lösungen bestimmen lassen.
Methylorange zeigt zum Beispiel an, wann eine Lösung von Base in Säure
umkippt. Die Lösung färbt sich dann von orange nach rot. Und wie man Stoffe
ganz genau analysiert, darum geht es in der Instrumentellen Analytik. Mit einem besonderen Verfahren, der Röntgenfluoreszenzanalyse, ermittelte eine
Schülergruppe, welche Elemente wirklich in einem Stoff in welchen Anteilen
vorhanden sind. „Ich finde es sehr spannend zu erfahren, was zum Beispiel in
Lebensmitteln, Kosmetik oder auch Arzneimitteln ganz genau drin ist“, sagt
Svea Wulff aus Steinfurt.