HOCHSCHULE KARLSRUHE |
05.10.2018 08:30
Mit Maschinenbau in See stechen
Studentisches Team „Eco Sail Karlsruhe“ der Hochschule Karlsruhe hat mit selbst konstruiertem Segelboot aus Jute erfolgreich am diesjährigen „1001VELACup 2018“ in Italien teilgenommen
Ökologisch, innovativ, sportlich! Das waren die Hauptanforderungen, mit denen die Studierenden der
Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft das „Eco Sail Karlsruhe“-Projekt im Wintersemester
2017 starteten. Sie hatten sich zum Ziel gesetzt, ein Segelboot aus Jute für den internationalen
Hochschulwettbewerb „1001VELACup 2018“ zu entwickeln und fertigen. Nach einem Jahr intensiver
Konstruktions- und Fertigungsarbeit konnte das Segelboot rechtzeitig für den Wettbewerb
fertiggestellt werden, der Ende September am Golf von Palermo auf Sizilien unter Beteiligung von 13
europäischen Hochschulteams stattfand.
Zu Beginn des Wettbewerbs musste das Segelboot zunächst eine technische Abnahme durch das
Fachkomitee aus Professoren und Ingenieuren aus dem Bereich Schiffs- und Yachtkonstruktion
unterlaufen. Die maximale Länge des Boots war mit 4,60 m, die maximale Breite mit 2,20 m
vorgegeben. Die Gesamtsegelfläche durfte 33 m² nicht überschreiten. Eine der Hauptanforderungen in
diesem Jahr lautete zudem, dass mindestens 70 % der verbauten Materialien aus recycelbaren
Nuturfasern bestehen musste. Um diesen Prozentsatz zu erreichen, entschied sich das Team der
Hochschule Karlsruhe für die Fertigung des Rumpfs hauptsächlich Jute einzusetzen. Nach
erfolgreicher technischer Abnahme durfte das Team im Wettbewerb mit den anderen Teilnehmern die
Leistungsfähigkeit des Segelboots im Hinblick auf Festigkeit und Sportlichkeit im Rahmen einer
dreitägigen Segelregatta unter der Leitung des italienischen Segelverbands unter Beweis stellen.
Am diesjährigen Projekt haben 20 Studierende der Fakultäten für Maschinenbau und Mechatronik sowie
Wirtschaftswissenschaften eigenständig und selbstorganisiert über zwei Semester gearbeitet. Zur
Bewältigung der verschiedenen Aufgaben haben sie sich in drei Gruppen aufgeteilt: Die erste Gruppe
befasste sich mit der Entwicklung und Simulation von Rumpf, Schwert und Ruder, die zweite mit der
Auslegung des Segels und des Masts und die dritte Gruppe war für Materialauswahl, Materialtest und
Fertigung verantwortlich. Eine große Herausforderung in diesem Jahr stellte die Rumpffertigung dar.
Um das Projektbudget nicht zu überschreiten, fertigte das Team zur Laminierung des Rumpfs eine
Negativform mit einer eigens konstruierten CNC-Fräsmaschine. Da diese jedoch nur mit einem kleinen
Arbeitsraum ausgestattet war, wurde der Bauraum der Negativform in mehrere Segmente aufgeteilt, die
einzeln gefertigt und später zu einer Gesamtform zusammengefügt wurden. Diese Vorgehensweise war
sehr zeitintensiv und hat zu mehreren Änderungen des Rumpfdesigns geführt, um eine
fertigungsgerechte Rumpfbauform zu erreichen.
Zur Absicherung des Konzepts und der Tauglichkeit des gebauten Segelboots wurde eine intensive
Testphase am See in Eggenstein-Leopoldshafen und am Bodensee durchgeführt. „Aber leider sind die
Wetterbedingungen auf dem Meer komplett anders als auf dem See“, sagt Johannes Bruns, Skipper und
studentischer Teamleiter aus dem Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen. „Im Vergleich zu anderen
Teams, die sozusagen das Meer vor der Haustür haben, hatten wir es in diesem Punkt etwas schwerer
und konnten das Boot nicht unter realen Bedingungen testen. Schließlich mussten wir am 1. Tag der
Regatta mit einem gebrochenen Ruder kämpfen, das für die Folgetage jedoch vom Technikteam repariert
werden konnte.“ Das Team „Eco Sail Karlsruhe“ konnte sich insgesamt im Hinblick auf die
Konzepttauglichkeit, was Bauform, Segelverhalten und Schnelligkeit betrifft, im Vergleich zur
ersten Teilnahme im Jahr 2017 stark verbessern und mit dem neu konstruierten Segelboot die
Mitglieder des Expertenkomitees überzeugen.
„Die Studierenden konnten im Rahmen des Projekts neue innovative Ideen sowohl theoretisch
entwickeln, als auch eigenständig fertigen und realisieren“, sagt Prof. Dr. Fahmi Bellalouna,
betreuender Professor an der Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik. „Dabei erleben sie hautnah
den gesamten Entstehungsprozess eines Produkts. Sie lernen dabei mit den Komplexitäten und
Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Domänen umzugehen und ein gut funktionierendes
Projektmanagement einzuhalten – Erfahrungen, die auch für die berufliche Praxis sehr wertvoll sind.
Am Ende überwiegt jedoch – trotz vieler Überstunden – der Spaß und die Freude am Sport, weshalb wir
uns schon auf die nächste Wettbewerbsteilnahme im kommenden Jahr freuen.“