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VON ELISABETH HILL  |  08.02.2018 09:41

Wer entscheidet, an was wir uns morgen erinnern werden?

Der Vorsitzende des Nominierungskomitees für das UNESCO-Programm „Memory of the World“, Prof. Joachim-Felix Leonhard, erklärt, weshalb und wie das Welterbe für zukünftige Generationen gesichert wird.

Mit dem Programm „Memory of the World“ will die UNESCO wichtige Dokumente schützen, bewahren und zugänglich machen, die durch Katastrophen oder Krieg bedroht sind. Vorsitzender des Nominierungskomitees für das Programm ist Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard, Staatssekretär a. D. und Mitglied des Augsburger Universitätsrates. Am 15. Februar 2018 um 18:30 Uhr gibt er im Fugger und Welser Erlebnismuseum (Äußeres Pfaffengäßchen 23, Augsburg) in seinem Vortrag „Wer entscheidet, an was wir uns morgen erinnern werden?“ Einblicke in diese Arbeit. Die Veranstaltung beschließt in diesem Semester die Reihe „Stadtgeschichte(n)“, die das Jakob-Fugger-Zentrum der Universität Augsburg und das Fugger und Welser Erlebnismuseum gemeinsam organisieren. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung unter www.jfz.uni-augsburg.de oder telefonisch unter 0821 45097821 wird gebeten.

Was wären wir ohne individuelle Gedächtnisbildung und kollektive Erinnerungskultur, ohne Geschichte und Geschichtsschreibung? Wir: Das sind im Sinne der UNESCO alle Menschen als eine dem Wissen voneinander und gegenseitigen Toleranz und Frieden untereinander zugeneigte Weltgemeinschaft in all ihrer kulturellen Vielfalt. Dafür hat die UNESCO angesichts der drohenden Überflutung der Tempel beim Bau des Assuan-Staudamms im Jahre 1972 das Welterbeprogramm für Monumente und im Jahre 1992 nach der Zerstörung der Nationalbibliothek in Sarajevo beim Balkankrieg das Programm „Memory of the World“ für Dokumente eingerichtet. Und doch gab und gibt es Verlust und Vernichtung von Erbe: bei Katastrophen wie dem Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar oder dem Zusammenbruch des Stadtarchivs in Köln, aber auch durch Terrorakte im syrischen Palmyra oder die nur durch die mutige Tat des Archivars verhinderte Zerstörung von wertvollen Handschriften in Timbuktu. Warum und wie die UNESCO dieses macht und in der Globalisierung das Wissen voneinander und den Respekt gegenüber Anderen beispielhaft durch Monumente bzw. Dokumente in Listen des Welterbes stärken will, ist Thema dieses Vortrags.

Über den Referenten

Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard ist Staatssekretär a. D. und Honorarprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist Mitglied im Vorstand der Deutschen UNESCO-Kommission und Vorsitzender des Nominierungskomitees für das UNESCO-Programm „Memory of the World“ und Mitglied im Universitätsrat der Universität Augsburg. Nach dem Studium der Geschichte, Klassischen Philologie, Historischen Hilfswissenschaften und Philosophie promovierte er 1976 und war anschließend an diversen Universitäten tätig. Er wurde mit zahlreichen Ehren ausgezeichnet, darunter die Ehrenbürgerwürde und die Goldene Verdienstmedaille der italienischen Hafenstadt Ancona, das Verdienstkreuz I. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und die Puschkin-Medaille der Russischen Föderation.

Bewährte Kooperation: Jakob-Fugger-Zentrum und Fugger und Welser Erlebnismuseum

Nachdem in den vergangenen Semestern bereits zahlreiche interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer zur Vortragsreihe „Stadtgeschichte(n)“ ins Fugger und Welser Erlebnismuseum gekommen waren, bietet das Jakob-Fugger-Zentrum die Reihe im laufenden Wintersemester 2017/18 erneut an. Unter dem Titel „Stadtgeschichte(n): Geld, Glaube, Kommunikation. Wer entscheidet, woran wir uns erinnern werden?“ geht es in diesem Semester an drei Abenden um Augsburg als Kommunikations- und Nachrichtenzentrum, Geld und Glaube und um Welterbeprogramme der UNESCO. Auch dieses Mal steht die Vortragsreihe in engem Bezug zu den Themen, denen sich das Fugger und Welser Erlebnismuseum widmet. Das Museum, das die Geschichte der beiden berühmten Augsburger Handelshäuser innovativ und multimedial erzählt, möchte ein lebendiger Ort sein, an dem auch aktuelle Aspekte von Wirtschaft, Globalisierung, Religion und Ethik im Kontext von Geschichte, Gegenwart und Zukunft erörtert werden – ein idealer Vortragsort für die Reihe „Stadtgeschichte(n)“ des Jakob-Fugger-Zentrums der Universität Augsburg.

Das Jakob-Fugger-Zentrum fördert und stärkt als zentrales Forschungsinstitut die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften in Augsburg und widmet sich zentralen Fragen zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft einer global vernetzten Gesellschaft. Gleichzeitig sucht das Zentrum den engen Kontakt zur Augsburger Stadtgesellschaft. Mit der Vortragsreihe „Stadtgeschichte(n)“ stellt das Jakob-Fugger-Zentrum spannende Ergebnisse seiner Forschungen vor und ermöglicht gemeinsam mit dem Fugger und Welser Erlebnismuseum den Dialog mit Augsburger Bürgerinnen und Bürgern.