VON STEPHAN LAUDIEN |
22.11.2017 10:46
Von den Kriegen erzählen
Der Zerfall Jugoslawiens ging mit kriegerischen Auseinandersetzungen einher, mit Flucht und Vertreibung aufgrund sogenannter ethnischer Säuberungen, mit Massenvergewaltigungen und Massengräbern. Bis heute ist die Ruhe auf dem Balkan fragil, längst nicht alle neuen Grenzen sind akzeptiert.
Wie Literaten aus den neu entstandenen Staaten Ex-Jugoslawiens Kriegs- und Gewalterfahrungen zu verarbeiten suchen, das ergründet ein Workshop des Lehrstuhls für Slawistische Literaturwissenschaft am Institut für Slawistik und Kaukasusstudien der
Universität Jena. Zu den Höhepunkten des mehrtägigen Workshops gehören vier öffentliche Lesungen, bei denen Autoren aus Serbien, Kroatien und Österreich zu Wort kommen werden. Gelesen wird jeweils im Haus auf der Mauer (Johannisplatz 26), Gäste sind herzlich willkommen, der Eintritt ist frei.
„Viele der Autoren berühren in ihren Texten Tabuthemen, die den schwierigen Umgang mit der eigenen Geschichte illustrieren“, sagt Prof. Dr. Andrea Meyer-Fraatz von der Universität Jena. Als Beispiel nennt die Inhaberin des Lehrstuhls für Slawistische Literaturwissenschaft den Kroaten Slobodan Šnajder, in dessen jüngstem Buch „Doba mjedi“ ein Donauschwabe im Mittelpunkt steht, der aufgrund seiner Einberufung in die Waffen-SS in einen Identitätskonflikt gerät und schließlich desertiert.
Wie Literaten aus den neu entstandenen Staaten Ex-Jugoslawiens Kriegs- und Gewalterfahrungen zu verarbeiten suchen, das ergründet ein Workshop des Lehrstuhls für Slawistische Literaturwissenschaft am Institut für Slawistik und Kaukasusstudien der Universität Jena. Zu den Höhepunkten des mehrtägigen Workshops gehören vier öffentliche Lesungen, bei denen Autoren aus Serbien, Kroatien und Österreich zu Wort kommen werden. Gelesen wird jeweils im Haus auf der Mauer (Johannisplatz 26), Gäste sind herzlich willkommen, der Eintritt ist frei.
„Viele der Autoren berühren in ihren Texten Tabuthemen, die den schwierigen Umgang mit der eigenen Geschichte illustrieren“, sagt Prof. Dr. Andrea Meyer-Fraatz von der Universität Jena. Als Beispiel nennt die Inhaberin des Lehrstuhls für Slawistische Literaturwissenschaft den Kroaten Slobodan Šnajder, in dessen jüngstem Buch „Doba mjedi“ ein Donauschwabe im Mittelpunkt steht, der aufgrund seiner Einberufung in die Waffen-SS in einen Identitätskonflikt gerät und schließlich desertiert.
Šnajder, u. a. Autor des Dramas „Der kroatische Faust“, das bereits in den 1980er Jahren die Vergangenheit Kroatiens im Zweiten Weltkrieg problematisiert hat, liest am 29. November ab 19 Uhr im Haus auf der Mauer. Der Autor war im Kroatien der 90er Jahre massiven Anfeindungen ausgesetzt und wurde aufgrund seiner kritischen Haltung gegenüber der Tuđman-Regierung in seiner beruflichen Laufbahn massiv behindert.
Bei Bora Ćosić führte die Umbruchzeit im Serbien Slobodan Miloševićs dazu, dass er seinem Land den Rücken kehrte. Ćosić stellt am Dienstag, dem 28. November ab 19 Uhr gemeinsam mit seiner Übersetzerin Katharina Wolf-Grießhaber eigene Texte vor. „Bora Ćosić wählt in seinen Büchern den kindlich-naiven Blick, um eigentlich Unsagbares zu beschreiben“, sagt Željana Tunić vom Lehrstuhl für Slawistische Literaturwissenschaft, die den Workshop mit organisiert. Dabei verarbeitet Ćosić (Jahrgang 1932) Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg. Zu seinen bekanntesten Büchern zählt „Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution“.
Der Kroate Roman Simić hat 2012 unter dem Titel „Nahrani me“ (wörtlich „Nähre mich“) Kurzgeschichten veröffentlicht. Übersetzt wurde das Buch von Brigitte Döbert; es erschien 2013 auf Deutsch unter dem Titel „Von all den unglaublichen Dingen“. Dem Jenaer Publikum werden die Texte am 30. November ab 19 Uhr im Haus auf der Mauer vorgestellt. „Es sind Alltagsgeschichten, die Simić erzählt, doch im Hintergrund spielen immer die Erfahrungen des Krieges mit“, sagt Željana Tunić.
Den Reigen beschließt am 1. Dezember wiederum ab 19 Uhr der österreichische Autor Norbert Gstrein. In seinem Buch „Das Handwerk des Tötens“ (2003) fragt Gstrein nach der Wahrheit im Krieg und zeigt, wie diese nur allzu leicht auf der Strecke bleibt.
Im Workshop stehen Fragen und Probleme des Übersetzens im Mittelpunkt, weshalb die Übersetzer und Übersetzerinnen der Werke eingeladen sind. Neben Studierenden der Universität Jena sind Dozentinnen und Studierende aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Serbien und Montenegro beteiligt. Die Veranstaltung gehört zu einem Kooperationsprojekt dieser Länder, das am Lehrstuhl für Slawistische Literaturwissenschaft in Jena koordiniert wird.
Finanziell gefördert wird das Projekt vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) innerhalb des Programms „Ost-West-Dialog: Hochschuldialog mit den Ländern des westlichen Balkans“ sowie durch die Südosteuropa-Gesellschaft.
Šnajder, u. a. Autor des Dramas „Der kroatische Faust“, das bereits in den 1980er Jahren die Vergangenheit Kroatiens im Zweiten Weltkrieg problematisiert hat, liest am 29. November ab 19 Uhr im Haus auf der Mauer. Der Autor war im Kroatien der 90er Jahre massiven Anfeindungen ausgesetzt und wurde aufgrund seiner kritischen Haltung gegenüber der Tuđman-Regierung in seiner beruflichen Laufbahn massiv behindert.
Bei Bora Ćosić führte die Umbruchzeit im Serbien Slobodan Miloševićs dazu, dass er seinem Land den Rücken kehrte. Ćosić stellt am Dienstag, dem 28. November ab 19 Uhr gemeinsam mit seiner Übersetzerin Katharina Wolf-Grießhaber eigene Texte vor. „Bora Ćosić wählt in seinen Büchern den kindlich-naiven Blick, um eigentlich Unsagbares zu beschreiben“, sagt Željana Tunić vom Lehrstuhl für Slawistische Literaturwissenschaft, die den Workshop mit organisiert. Dabei verarbeitet Ćosić (Jahrgang 1932) Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg. Zu seinen bekanntesten Büchern zählt „Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution“.
Der Kroate Roman Simić hat 2012 unter dem Titel „Nahrani me“ (wörtlich „Nähre mich“) Kurzgeschichten veröffentlicht. Übersetzt wurde das Buch von Brigitte Döbert; es erschien 2013 auf Deutsch unter dem Titel „Von all den unglaublichen Dingen“. Dem Jenaer Publikum werden die Texte am 30. November ab 19 Uhr im Haus auf der Mauer vorgestellt. „Es sind Alltagsgeschichten, die Simić erzählt, doch im Hintergrund spielen immer die Erfahrungen des Krieges mit“, sagt Željana Tunić.
Den Reigen beschließt am 1. Dezember wiederum ab 19 Uhr der österreichische Autor Norbert Gstrein. In seinem Buch „Das Handwerk des Tötens“ (2003) fragt Gstrein nach der Wahrheit im Krieg und zeigt, wie diese nur allzu leicht auf der Strecke bleibt.
Im Workshop stehen Fragen und Probleme des Übersetzens im Mittelpunkt, weshalb die Übersetzer und Übersetzerinnen der Werke eingeladen sind. Neben Studierenden der Universität Jena sind Dozentinnen und Studierende aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Serbien und Montenegro beteiligt. Die Veranstaltung gehört zu einem Kooperationsprojekt dieser Länder, das am Lehrstuhl für Slawistische Literaturwissenschaft in Jena koordiniert wird.
Finanziell gefördert wird das Projekt vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) innerhalb des Programms „Ost-West-Dialog: Hochschuldialog mit den Ländern des westlichen Balkans“ sowie durch die Südosteuropa-Gesellschaft.