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VON ANKE WESTWOOD  |  07.09.2017 14:54

Studiengang „Assistive Technologien“

Technologien entwickeln mit dem Faktor Mensch - Computergestützte Robbe in die Tagespflege demenziell Erkrankter integriert

„Ich wollte immer etwas Technisches studieren, aber den Faktor Mensch nicht außer Acht lassen“, sagt Alexandra Kolozis, ehemalige Studentin der „Assistiven Technologien“ an der Jade Hochschule, die heute als Mitarbeiterin im Fachbereich Forschung und Entwicklung der Johanniter-Unfall-Hilfe mit Sitz in Elsfleth beschäftigt ist. „Beides wurde in meinem Studium berücksichtigt“. Denn wer Technologien entwickeln möchte, die das Alltagsleben von kranken oder alten Menschen leichter machen, brauche nicht nur technisches Know-how, sondern sollte auch die Bedürfnisse der Anwender kennen.

Dank Alexandra Kolozis und ihrem Kontakt zur Jade Hochschule hat die Johanniter Tagespflege in Nordenham im Haus Tongern jetzt einen neuen Mitarbeiter. Er ist 57 Zentimeter lang und wiegt 2,7 Kilogramm. „PARO ist eine computergesteuerte, künstliche Sattelrobbe und eine Leihgabe des Instituts für Technische Assistenzsysteme der Jade Hochschule in Oldenburg“, erklärt sie. In der Johanniter-Tagespflege wird die mehr als 5000 Euro teure Robbe jetzt im täglichen Umgang mit demenziell veränderten Menschen getestet und erzielt vergleichbare Effekte wie eine Tiertherapie. „Die Robbe wird durch geschultes Personal eingesetzt und soll keine menschliche Zuwendung ersetzen, sondern bei der Betreuung aktivieren“, betont Alexandra Kolozis.

Neben der Arbeit mit Menschen gefiel der 27jährigen während ihres Studiums insbesondere die Praxisnähe. „Und die Projekte bieten oftmals die Möglichkeit, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen.“ So sind unterstützende Technologien vielseitig einsetzbar: von der ambulanten Überwachung von Vitalparametern mit intelligenten Textilien bis hin zu Hausgeräten, die natürliche Sprache verstehen. Anzüge, die die körperliche Belastung bei der Arbeit messen oder akustische Notfallsysteme, die auf Hilfeschreie reagieren und eben auch Systeme wie PARO gehören zu den Anwendungsbereichen dieser Technologien.

In dem interdisziplinären Bachelor-Studiengang „Assistive Technologien“ werden ingenieurwissenschaftliche Kenntnisse mit Grundlagen- und Methodenwissen aus Medizin, Gerontologie, Gesellschaftswissenschaften sowie aus Architektur und Bauwesen erworben. Die vielseitige Ausbildung öffnet den Absolventinnen und Absolventen eine Reihe von attraktiven Arbeitsgebieten: In elektro- und medizintechnischen Unternehmen, Ingenieurbüros für technische Fachplanung und auch an Forschungseinrichtungen sind Ingenieure an der Entwicklung neuer assistiver Technologien oder assistenzgerechter Produkte beteiligt. Sie prüfen und bewerten Produktentwicklungen in Probandenstudien und Umfragen, erforschen Markttrends und Kundenbedürfnisse.

Weitere potentielle Arbeitgeber sind Wohlfahrtsverbände, Wohnungsgesellschaften und große Klinik-und Pflegeeinrichtungen, die in den letzten Jahren verstärkt Bedarf anmelden.

„Wer sich für ein Studium der Assistiven Technologien interessiert, sollte ein Interesse an Technik besitzen und mit Menschen umgehen können“, sagt Kolozis. Auch ein gewisses Maß an mathematischen Verständnis wäre vorteilhaft, wobei im Studium alle Grundlagen noch einmal aufgegriffen werden. „Gelernt wird in einer ausgewogenen Mischung aus Seminaren, Praktika und überschaubaren Vorlesungen mit Zeit für Fragen und Übungen“, ergänzt Prof. Dr. Frank Wallhoff, Leiter des Studiengangs.

Für den Studiengang Assistive Technologien werden noch bis zum 15. September Bewerbungen angenommen: ecampus.jade-hs.de.