VON BRITTA HOFFMANN-KOBERT |
24.07.2017 10:07
Studienabbruch verringern durch soziale Integration
Ein neues CHE Arbeitspapier zum Thema „Diversität und Studienerfolg“ zeigt: Studierende, die gut in das Studienleben integriert sind, suchen seltener eine Alternative außerhalb der Hochschule und brechen das Studium ab. Für die Studie hat CHE Consult Daten ausgewertet, die im Rahmen des QUEST-Ansatzes erhoben worden sind.
29 Prozent der Studienanfänger steigen laut einer Erhebung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung ohne Abschluss aus dem Studium aus. Gründe gibt es viele, am häufigsten werden Leistungsprobleme genannt. Hochschulen versuchen mit Vorkursen und Hilfsangeboten in der Studieneingangsphase derartigen Problemen zu begegnen.
An zweiter Stelle wird von den befragten Studienabbrechern eine mangelnde Studienmotivation als Grund für den Abbruch genannt. Warum die Lust am Studium schwindet, lässt sich aus der Erhebung nicht erkennen. Hier bietet das von CHE Consult entwickelte Befragungstool QUEST einen Ansatz für Erklärungen und Lösungen. Es erfasst die Studienerfolgswahrscheinlichkeit einzelner Studierender mittels psychometrischer Daten. QUEST untersucht die Wechselwirkungen zwischen persönlichen Merkmalen der Studierenden, ihren Kompetenzen, ihrer Motivation und den Angeboten an der Hochschule. Auf dieser Basis lässt sich neben der „akademischen Adaption“ auch das Konstrukt der „sozialen Adaption“ beschreiben. Sie wird als hoch eingestuft, wenn die Studierenden regelmäßig soziale Kontakte zu ihren Kommiliton(inn)en und Lehrenden haben sowie Hilfsangebote der Hochschule kennen und im Bedarfsfall bereit sind, diese zu nutzen. Es zeigt sich, dass eine gelungene soziale Adaption die Wahrscheinlichkeit erhöht, das Studium erfolgreich abzuschließen.
Die aktuellen Auswertungen der Daten zeigen: Studierende ohne akademischen Bildungshintergrund der Eltern oder mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung weisen an Universitäten durchschnittlich eine geringere soziale Adaption auf. Gleiches gilt für Studierende mit eigener oder elterlicher Einwanderungsgeschichte. Das sind gerade die Gruppen, die schon im Vorfeld seltener an die Hochschulen kommen. An Fachhochschulen gelingt die soziale Adaption bei allen drei Gruppen etwas besser als an den Universitäten.
Wenn etwas gegen Studienabbruch und gleichzeitig für mehr Chancengerechtigkeit getan werden soll, dann reicht es nicht aus, sich allein auf Hilfen zu den Fachinhalten zu beschränken. Neben einer guten Studienberatung und Brückenkursen brauchen Studienanfänger(innen) ebenso Gelegenheiten für soziale Begegnungen auf dem Campus. Ein buntes Campusleben, Räume für studentische Arbeitsgruppen und niedrigschwellige Angebote für gemeinschaftliche Aktivitäten etwa durch projektorientiertes Arbeiten zum Studieneinstieg sind möglicherweise ebenso hilfreich, damit aus Studienzweiflern nicht Studienabbrecher werden.