VON H. GUST |
23.06.2017 13:25
Speichenloses Fahrrad
Student der Fahrzeugtechnologie und Mitarbeiter der Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft, gewinnen mit speichenlosem Fahrrad Kreativwettbewerb
Vor 200 Jahren wurde von Karl von Drais die Laufmaschine erfunden – bis
heute gilt dies als Geburtsstunde des Fahrrads. Aus diesem Grund startete
das Unternehmen Red Bull einen Kreativwettbewerb, in dem alle
radbegeisterten Bastler in 2-er-Teams aufgerufen waren, selbst ein Fahrrad
zu gestalten und zu bauen, um damit die Jury des Drahtesel-Wettbewerbs „aus
dem Sattel zu hauen“. Ob im Retro-Kult oder innovativem High-Tech, Mini-
oder Maxirad: Hauptsache war, der Entwurf ist phantasievoll und auch
fahrbar. Es ging also um außergewöhnliches Styling, überraschende Elemente
und ausgefallene Lösungen, aber auch um Ingenieurskunst: Welches Material
kommt zum Einsatz? Alu oder Bambus, Carbon oder Zirbel? Zum großen Finale
folgte dann noch der Praxistest: Alle Teilnehmer befuhren gemeinsam eine
schöne Strecke mitten in Mannheim. Wurde die Ziellinie erreicht, war auch
das letzte Test-Kriterium bestanden.
Zehn Teams hatten mit Drahteseln der Marke Eigenbau ihre außergewöhnlichen
und kreativen Eigenentwicklungen vorgestellt und wurden am 10. Juni 2017
bei der gemeinsamen Ausfahrt rund um den Wasserturm und durch die Quadrate
der Stadt Mannheim bis zum Marktplatz von tausenden Zuschauern bejubelt.
Was passiert eigentlich, wenn man die Speichen und das Kettengetriebe eines
Fahrrads einfach weglässt? Stattdessen hatten Nicolas Detzel aus dem 3.
Semester des Bachelorstudiengangs Fahrzeugtechnologie der
Hochschule
Karlsruhe und Mechaniker Stefan Spangenberg für ihren „Imperator“ einen
alternativen Antrieb konstruiert, der aus einem Zahnkranz an den Felgen und
einem eigens dafür entwickelten Getriebe besteht. In den Kategorien
Kreativität und Ingenieurskunst überzeugten sie mit ihrem speichenlosen
Fahrrad „Imperator“ die Jury, die mit Guido Tschugg, Willi Altig, Gianluca
Gimini und Christian Vollmer aus erfahrenen Radprofis, Designern, Künstlern
und bekannten Persönlichkeiten bestand.
„Wir hätten uns kein besseres Feedback wünschen können, für die wochenlange
Planung, Konstruktion und auch Schrauberei wurden wir heute sowohl von den
interessierten Zuschauern als auch von der begeisterten Jury belohnt – und
nun kann Kalifornien kommen“, freut sich aus dem Gewinnerteam Nicolas
Detzel. Denn das Siegerteam darf dorthin fliegen und wird den Hauptsitz des
Unternehmens Specialized besuchen, wo ihnen Creative Director Robert Egger
einen exklusiven Blick hinter die Design- und Entwicklungskulissen der Kult-
Radmarke gewähren wird. „Das ist nicht nur ein absolut genialer Preis“, so
Nicolas Detzel, „sondern wir gewinnen auch zahlreiche neue Kontakte zu
kreativen Designern und Ingenieuren. Ich hatte schon mehrfach Ideen zu
eigenen Fahrrädern und wollte auch schon immer mal eines bauen. Dieser
Kreativwettbewerb war dann der zündende Funke. Meine CAD-Kenntnisse sind
nun weitaus besser als am Anfang des Studiums und so konnte ich den Entwurf
zu einem speichenlosen Fahrrad zunächst am Computer in einem 3D-Modell
entwickeln. Von diesem konnten wir dann sämtliche Schnittkurven und
technische Zeichnungen anfertigen.“ In weiteren Projektarbeiten könnte das
Fahrrad dann in Sachen Gewicht, Gangschaltung, Laufruhe und auch Marketing
optimiert werden, denn Nicolas Detzel denkt auch über ein eigenes StartUp-
Unternehmen nach.
„Unsere Studierenden haben immer wieder sehr ausgefallene und auch witzige
Ideen. Selbstverständlich unterstützen wir dieses Engagement und den
Erfindergeist unserer Studierenden“, so Prof. Dr. Frank Pöhler,
Studiendekan an der Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik. „Wir werden
nun auch den ‚Imperator‘ als Projektarbeit innerhalb des Studiums aufnehmen
und weiterentwickeln.“
„Dieser Preis ist für uns wieder aufs Neue ein beeindruckender Beleg für
die erfolgreiche Kombination von Fachwissen und ausgeprägtem Praxisbezug in
unserer Lehre“, betont Prof. Dr. Frank Artinger, Dekan der Fakultät für
Maschinenbau und Mechatronik der Hochschule Karlsruhe, „und auch dafür, wie
wichtig das Zusammenspiel von ingenieurspezifischen Kenntnissen und
Kreativität für die praktische Umsetzung innovativer Ideen ist.“