VON KATRIN KELLER |
04.05.2017 13:53
„Man fühlt sich sicherer“
Jade Hochschule bietet Selbstverteidigungstrainings für Studentinnen
Im Schwitzkasten den Angreifer in die Oberschenkenlinnenseite kneifen, im Würgegriff erst mal die Schultern hochziehen und dann den Daumen nach außen drehen, in der Jackentasche den Schlüsselbund bereithalten... Eigentlich studieren Sarah Rosenthal und Merve Sekmen im Masterstudiengang Architektur an der
Jade Hochschule. Heute erlernen sie Techniken, wie sie sich im Alltag behaupten, schützen und verteidigen können.
Seit einiger Zeit bietet die Gleichstellungsstelle der Jade Hochschule regelmäßig Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungstrainings für Studentinnen und Mitarbeiterinnen an. „Gewalt gegen Frauen reicht von anzüglichen Sprüchen über aufdringliches Verhalten bis hin zu Bedrohungen. Sie kann sowohl im privaten als auch öffentlichen Raum stattfinden, so auch auf dem Hochschulgelände oder auf dem Weg zur Hochschule“, erklärt Dörte Schneider, Gleichstellungsbeauftragte der Jade Hochschule. „Fast jede Frau wurde in ihrem Leben schon einmal damit konfrontiert. Deshalb ist es wichtig zu wissen, wie man sich in einer konkreten Situation verhalten und in einer Notlage verteidigen kann.“ Auch soll mithilfe des Selbstverteidigungstrainings allgemein für das Thema Diskriminierung sensibilisiert werden.
Selbstbehauptung und körperliche Techniken zur Gegenwehr, die auch von Laien durchführbar sind, waren Gegenstand des Seminars. „Viele Tricks sind gar nicht so schwierig und wenn man sie kann, fühlt man sich gleich sicherer“, sagt Sarah Rosenthal. Mit diesem Sicherheitsgefühl würde sich auch schon die Ausstrahlung ändern, so dass potentielle Angreifer abgeschreckt werden könnten. Auch Möglichkeiten der Deeskalation seien Thema des Trainings gewesen, ergänzt ihre Kommilitonin Merve Sekmen, zum Beispiel den Täter zu siezen. Zudem hätten sie gelernt, welche Verteidigungsgegenstände effektiv sind und legal eingesetzt werden dürfen, ohne dass daraus rechtliche Konsequenzen entstehen.
In diesem Jahr fanden bereits zwei Selbstverteidigungs-Seminare an der Jade Hochschule statt. Ein Training für weibliche Beschäftigte und ein Aufbaukurs für Studentinnen sind in Planung. An dem Aufbaukurs möchten die beiden Studentinnen auf jeden Fall teilnehmen. „Wir möchten noch Alternativen kennenlernen und die Techniken festigen, sodass wir sie im Ernstfall auch abrufen können.“ Diesen Ernstfall dann auch zu üben, zum Beispiel in einem dunklen Raum einen Angreifer abwehren zu müssen, wäre in ihren Augen ebenfalls sehr sinnvoll. Im Praxistest mit Freunden haben sich die meisten Techniken schon bewährt.