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VON Dr. Mira Maier  |  14.10.2016 08:50

Stipendienstudie 2016: Frauen erhalten weniger Stipendien trotz besserer Noten

Große Unterschiede in den Stipendienchancen: Trotz besserer Noten erhalten Frauen weniger Stipendien als Männer / Knapp 20% weniger Frauen bei den Begabtenförderungswerken / Schlechtere Chancen auf Stipendien für Studierende mit Migrationshintergrund und Nicht-Akademiker-Kinder

Die Kluft zwischen den Geschlechtern bei der Stipendienvergabe ist in Deutschland erheblich. Die Ungerechtigkeit in der Lohnverteilung ist schon länger bekannt. Neu ist die Erkenntnis in Bezug auf Stipendien. Frauen bewerben sich weniger häufig um Stipendien und sind mit ihren Bewerbungen auch weniger erfolgreich. Dabei hatten die an der Studie teilnehmenden Frauen einen deutlich besseren Notenschnitt als ihre männlichen Pendants. Da ist die geringere Erfolgsquote beim Rennen um Stipendien umso überraschender.

Dies zeigt die bisher größte Studie zur Stipendiensituation in Deutschland. Durchgeführt wurde die Studie im Juni 2016 von der ItS Initiative für transparente Studienförderung (www.myStipendium.de) und der Stiftung Mercator. An ihr nahmen insgesamt knapp 28.000 Studierende und Abiturienten aller deutschen Hochschulen teil.

Nicht-Akademikerkinder und Studierende mit Migrationshintergrund haben weniger Chancen auf ein Stipendium

Akademikerkinder dominieren weiter das Stipendienwesen. Sie versenden mehr Bewerbungen aber vor Allem haben sie mit ihren Bewerbungen auch viel mehr Erfolg. Bei Kindern aus Akademikerfamilien erhalten von 100 Bewerbern 41 ein Stipendium. Bei Nicht-Akademikerkindern sind es nur 34. Insgesamt erhalten Kinder aus Akademikerfamilien so 30% häufiger ein Stipendium als Nicht-Akademikerkinder.

Auch Studierende mit Migrationshintergrund erhalten weniger Stipendien als solche ohne Migrationshintergrund. Einwandererkinder trauen sich zu selten: Sie bewerben sich weniger häufig. Außerdem haben sie mit ihren Bewerbungen deutlich weniger Erfolg. Gerade bei den 13 Begabtenförderungswerken bewerben sie sich besonders selten. Zudem sind Studierende mit Migrationshintergrund im Vergleich zu Studierenden ohne Migrationshintergrund schlechter über Stipendien informiert.

In Deutschland bleibt Chancengleichheit ein Traum

Im deutschen Stipendienwesen mangelt es an Chancengerechtigkeit. „Das deutsche Stipendienwesen ist sozial nach wie vor sehr selektiv," sagt myStipendium-Gründerin und -Geschäftsführerin Dr. Mira Maier. Arbeiterkinder, Frauen und Studierende mit Migrationshintergrund bleiben bei den Stipendien eine Seltenheit.

„So werden die Stipendienchancen maßgeblich durch das Geschlecht und das Elternhaus bestimmt - Chancengleichheit besteht hierzulande kaum“, sagt Dr. Felix Streiter, Bereichsleiter Wissenschaft der Stiftung Mercator, die sich seit vielen Jahren für mehr Bildungsgerechtigkeit einsetzt.

Regionale Analyse: Deutlicher Nachteil bei der Stipendienvergabe für Studenten aus dem Ruhrgebiet

Ein zusätzlicher Fokus der Studie lag auf der regionalen Analyse der Stipendiensituation im Ruhrgebiet. Hier zeigt sich, dass Studierende aus dem Ruhrgebiet bei der Vergabe von Stipendien deutlich schlechter abschneiden. Sie verschicken zwar genauso viele Bewerbungen wie Studierende in Restdeutschland, haben mit ihrer Bewerbung aber deutlich weniger Erfolg.

Diese Situation zeigt sich auch hier und in nochmals verschärfter Form für die generell benachteiligten Personengruppen. So liegt die Stipendiatenquote von Studierenden mit Migrationshintergrund im Ruhrgebiet um ganze 40% unter der Stipendiatenquote von Studierenden ohne Migrationshintergrund. Im Bundesdurchschnitt beträgt die Differenz lediglich knapp 10%.

Auch die Kluft zwischen den Geschlechtern ist im Ruhrgebiet deutlich größer als in Restdeutschland. Unter Studentinnen finden sich fast ein Viertel weniger Stipendiatinnen als unter Studenten. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist damit dreimal höher als im Bundesschnitt. Handlungsbedarf besteht dabei überall: Frauen bewerben sich seltener häufig um Stipendien und sind mit ihren Stipendien auch weniger erfolgreich.

Links zur Studie und weitere Informationen:

Gesamte Studie:www.myStipendium.de/uploads/Stipendienstudie_2016.pdf

Zusammenfassung der Studie:

www.myStipendium.de/uploads/Zusammenfassung_Stipendienstudie_2016.pdf

Zusammenfassung der Ergebnisse im Ruhrgebiet:

www.myStipendium.de/uploads/Zusammenfassung_Stipendienstudie_2016_Ruhrgebiet.pdf