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VON DOROTHEA HOPPE-DÖRWALD  |  20.09.2016 17:32

Entwicklung einer App zur Suchtprävention

Alles im Griff – eine App übernimmt die Kontrolle

Apps sind in aller Munde, besser gesagt, jeder hat sie via Mobilgerät in der Hand. Aber bei manchen Apps und deren Entstehungsgeschichte steckt ein besonderer Anlass dahinter. Dazu gehört die Entwicklung der Informatikstudentin Laura Hartmann der Hochschule Worms, die im Rahmen ihrer Masterthesis eine App für Erik Kohlmann, Gründer der Beratungs- und Coachingfirma für nachhaltige Lebensveränderung in Guntersblum, apisa, entwickelt hat.

Eigene Erfahrung setzt die Suche nach Lösungen in Gang

Eine schwere persönliche Krise, ausgelöst durch Stress, körperliche Symptome, falsche Diagnosen und falsche Behandlung, führte Erik Kohlmann über einen Zeitraum von über 10 Jahren zu einer unbewussten Medikamentenabhängigkeit mit begleitenden Panikattacken. Mit dem Bewusstsein, dass sich hier eine Abhängigkeit entwickelt, entstand der Wunsch nach mehr Klarheit über die aktuelle Situation. Daher wurde es notwendig sowohl die Medikamenteneinnahme als auch den Alkoholkonsum zu protokollieren. Denn nur so kann einer möglichen Abhängigkeitsverlagerung bei der Medikamentenreduzierung in Richtung Alkohol vorgebeugt werden.

Kohlmann behalf sich anfangs damit, eigene Tabellen zu erstellen, aber es kamen immer neue Parameter hinzu und die Anforderungen wurden immer anspruchsvoller. Alkoholkonsum, Symptome, Befindlichkeit, Medikamenteneinnahme, Ängste, Situationen, all diese Fakten sollten protokollierbar und als Verläufe darstellbar sein. Denn nur so, dies die Grundidee Kohlmanns, erhält der Betroffene Klarheit über seine aktuelle Situation und es können Zusammenhänge und Tendenzen von Veränderungen über einen längeren Zeitraum sichtbar werden. Der Betroffene benötigt einen Kompass, der Aufschluss über die persönlichen Entwicklungen gibt. Kohlmanns Ziel ist es, den Klienten, an die er in seiner Coaching Firma die eigenen positiven Erfahrungen weitergibt, dahin gehend zu helfen, dass sie über den eigenen Istzustand absolute Klarheit erlangen. Für diese vielfältigen Ansprüche eignete sich das eigene Tabellensystem längst nicht mehr.

Die Richtigen müssen zusammenkommen

Kohlmann trat mit seiner Suche nach einer technischen Unterstützung an den Fachbereich Informatik heran und stieß bei Professor Bernd Ruhland auf offene Ohren, der das Thema der Masterstudentin Laura Hartmann anbot. Die junge Frau hat dieses Thema gewählt, gerade weil es eine besondere Herausforderung darstellte. Der Verschlüsselung von personalisierten Daten musste besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden und ausreichende Kenntnisse zum Thema mobile Entwicklungen mussten auch vorhanden sein. Bei Hartmann trafen sich Pflicht und Leidenschaft, weil sie hier die eigenen Neigungen in die Abschlussarbeit einfließen lassen konnte. „Die Arbeit als Gesamtes, von der Oberfläche bis zur Verschlüsselung, hat viel Freude gemacht. Zu sehen, dass man im echten Leben mit dem Gelernten etwas richtig Nützliches anfangen kann, das hat mir viel bedeutet“, betonte die junge Absolventin.

Mittlerweile hat sie ihr Abschlusszeugnis in der Hand und auch in der Zukunft möchte sie sich mit alltagserleichternden Technologien befassen. In Planung ist auch bereits die Gründung eines Start-ups, Hartmann arbeitet mit einem Kommilitonen an einer neuen App. Die Smartphoneapp mit dem Projektnamen "Ausbildungsnachweis.digital" soll Auszubildenden in handwerklichen Berufen helfen, ihr Berichtsheft zu führen.

Durch Belohnung zum Erfolg

Mehr als reine Buchführung und Datenerfassung macht die App, die auf Kohlmanns Ideen basiert, so wirksam. Sie kann mit einem Belohnungssystem für die Einhaltung von persönlich festgelegten Zielen/Grenzen und einer Prognosefunktion arbeiten, um Motivation für einen langfristigen Erfolg zu schaffen. Das Gesamtziel ist es, dass der Betroffene erkennt und verinnerlicht, dass der veränderte Umgang mit Alkohol ein Gewinn für ihn ist und dies seine Probleme reduzieren wird. Nur dann ist der nachhaltige Ausstieg aus Abhängigkeiten möglich. Die App kann aber auch sehr gut da eingesetzt werden, wo ein moderater Alkoholkonsum und die Einhaltung von Grenzen für die Erhaltung oder Verbesserung der Gesundheit wichtig sind, und ganz besonders zur Prävention, damit sich keine Abhängigkeit unbemerkt einschleicht.