via Ärzte gegen Tierversuche e. V. - Pressemitteilung vom 17.02.2016 |
18.02.2016 10:50
Deutschland quält Tiere gegen EU-Willen Ratten mit Elektroschock traktiert, um Depression zu simulieren
Wie die bundesweiten Vereine Ärzte gegen Tierversuche, Bund gegen Missbrauch der Tiere und TASSO aktuell aufgedeckt haben, werden in Deutschland Tierversuche durchgeführt, die die EU den Mitgliedstaaten eigentlich verboten hat. Ratten und Mäuse müssen bis zur Erschöpfung schwimmen oder werden bis zur Hilflosigkeit mit Elektroschocks traktiert – unter dem Deckmantel der Depressionsforschung. Aus Sicht der Vereine ein Skandal und krasser Widerspruch zum Tierschutzrecht.
Am Institut für Molekulare Psychiatrie der Universität Bonn werden Mäuse wochenlang Stressversuchen ausgesetzt, die ein Verhalten ähnlich einer Depression hervorrufen sollen: sie werden unter anderem fixiert, Lichtblitzen sowie Nahrungs- und Wasserentzug ausgesetzt. Vor, während und nach der Stressperiode wird der „forcierte Schwimmtest“ oder „Verzweiflungstest“ durchgeführt, bei dem eine Maus in einen mit Wasser gefüllten Behälter gesetzt wird, aus dem es kein Entkommen gibt. Mäuse, die früh aufhören zu schwimmen, gelten als depressiv.
Ferner werden am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim Ratten in Experimenten Elektroschocks ausgesetzt, indem das Bodengitter, auf dem sie sitzen, unter Strom gesetzt wird. Wenn sie nicht mehr aufspringen, gelten sie als „erlernt hilflos“ und werden als „Modell“ für Depression eingesetzt.
Die EU definiert in der Tierversuchsrichtlinie derartige Versuche als für die Tiere mit schwerem Leid verbunden. Sie schreibt ein Verbot solcher Experimente fest, wenn das schwere Leid voraussichtlich lang anhaltend ist. Damit beabsichtigt sie, dass die Mitgliedstaaten eine Schmerz-Leidens-Obergrenze einführen, ab der ein Tierversuch unter keinen Umständen genehmigt werden darf.
Leider gibt es ein Schlupfloch, dieses gewollte Verbot zu umgehen, welches Deutschland nutzt und damit selbst grausamsten Tierversuchen die Tür öffnet. „Wir wollen jedoch nicht hinnehmen, dass die Bundesregierung einfach den im Grundgesetz verbrieften Tierschutz ignoriert und höchst leidvolle Tierversuche ohne Einschränkung zulässt. Ein absolutes Verbot solcher Versuche ist zwingend erforderlich, damit Deutschland nicht weiter eklatant gegen das Staatsziel Tierschutz und den erklärten EU-Willen verstößt“, so die Vereine. Sie haben zahlreiche Beispiele von Tierversuchen aus deutschen Laboren enthüllt und publik gemacht, die bei korrekter Umsetzung der EU-Richtlinie verboten sein müssten.
Seit Novellierung der Tierversuchsregelungen in der EU 2010 müssen beantragte Tierversuche in vier Schweregrade eingeteilt werden. Neben dem erzwungenen Schwimmen und Zufügen von Elektroschocks, denen das Tier nicht entgehen kann, sind weitere Beispiele des Schweregrads „schwer“: Tod durch Abstoßung von Organen nach Transplantationen, Versagen mehrerer Organe, Tod durch Vergiftung, metastasierende Tumore oder die Verwendung von Stoffwechselkäfigen mit schwerer Einschränkung der Bewegungsfreiheit über einen längeren Zeitraum.
Weitere Information:
www.schwimmen-bis-zur-verzweiflung.de/
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Ärzte gegen Tierversuche e.V., Goethestraße 6-8, 51143 Köln, Tel.. 02203-9040990, Fax: 02203-9040991, info@aerzte-gegen-tierversuche.de,
http://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/
Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche e.V. besteht seit 1979 und ist ein bundesweiter Zusammenschluss aus Ärzten, Tierärzten und Naturwissenschaftlern, die Tierversuche aus ethischen und wissenschaftlichen Gründen ablehnen. Der Verein engagiert sich für eine moderne, humane Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche, die sich am Menschen orientiert und bei der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten sowie der Einsatz tierversuchsfreier Forschungsmethoden im Vordergrund stehen.
Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V., Iddelsfelder Hardt, 51069 Köln, Tel.: 0221-9647696-0, mail@bmt-tierschutz.de,
www.bmt-tierschutz.de
Der bmt gehört zu den ältesten und größten Tierschutzorganisationen in Deutschland. Ihm gehören über 15.000 Mitglieder an. Der gemeinnützige Verein ist Mitglied im Deutschen Spendenrat und als besonders förderungswürdig anerkannt. Der bmt unterhält neun Geschäftsstellen und acht Tierheime und finanziert darüber hinaus annähernd 100 unvermittelbaren Patentieren den Lebensunterhalt. Außerdem koordiniert der Verein zwei Auslandsprojekte in Ungarn und Rumänien.
Für diese Ziele macht sich der bmt auf Bundes- und Länderebene stark:
• Abschaffung von Tierversuchen und Förderung von Ersatzmethoden
• Verbesserung der Haltungsbedingungen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung
• Gesetzliche Verschärfung von Transportbedingungen und strengere Kontrollen bei Tiertransporten
• Verbot der Pelztierhaltung
• Verbot des Hundehandels
• Verbot von Wildtierhaltung im Zirkus
• Verbot privater Haltung von Wildtieren
• Abschaffung der gewerblichen Ein- und Ausfuhr, Zucht und Vermarktung von exotischen Tieren.
TASSO e.V., Otto-Volger-Str.15, 65843 Sulzbach, Tel.: 0 61 90 – 93 73 00, Fax: 0 61 90 – 93 74 00, info@tasso.net,
www.tasso.net/
Die in Sulzbach bei Frankfurt ansässige Tierschutzorganisation TASSO e.V. betreibt Europas größtes Haustierzentralregister. Mittlerweile vertrauen knapp 5,6 Millionen Menschen dem seit mehr als 30 Jahren erfolgreich arbeitenden Verein. Derzeit sind über 7,7 Millionen Tiere bei TASSO registriert und somit im Verlustfall vor dem endgültigen Verschwinden geschützt. Durchschnittlich alle zehn Minuten vermittelt TASSO ein entlaufenes Tier an seinen glücklichen Halter zurück, dies sind im Jahr rund 60.000. Die Registrierung und alle anderen Leistungen von TASSO wie die 24-Stunden-Notrufzentrale, Suchplakate, SOS-Halsband-Plakette und der Suchservice sind kostenlos. Der Verein finanziert sich ausschließlich aus Spenden großzügiger Tierfreunde. Neben der Rückvermittlung von Haustieren ist TASSO im Tierschutz im In- und Ausland aktiv und sieht seinen zusätzlichen Schwerpunkt in der Aufklärung und der politischen Arbeit innerhalb des Tierschutzes. TASSO arbeitet mit den meisten Tierschutzvereinen und -organisationen sowie mit nahezu allen deutschen Tierärzten zusammen und unterstützt regelmäßig Tierheime unter anderem bei kostenaufwändigen Projekten. Mit dem Online-Tierheim shelta bietet TASSO zudem Tiersuchenden eine Plattform in der virtuellen Welt. Für die Tierhalter ist TASSO ein kompetenter Ansprechpartner für alle Belange des Tierschutzes.