VON Stephan Laudien |
10.02.2016 11:02
Wider dem Raubbau an der Schöpfung
Wem gehören die Schätze des Regenwaldes? Wer darf die biologischen Ressourcen ausbeuten, die sich zumeist in der Obhut indigener Völker befinden? Der brasilianische Theologe Euler Renato Westphal hat darüber einen kritischen Essay verfasst, der jetzt erstmalig auf Deutsch vorliegt.
Unter dem Titel „Protestantische Orientierungen in einer postmodernen Kultur“ ist Westphals Text in der Reihe „Quellen zur protestantischen Bildungsgeschichte“ erschienen. Der Band trägt den Untertitel „Bioethische Herausforderungen und lutherische Theologie“. Der Bildungsforscher Prof. Dr. Dr. Ralf Koerrenz von der
Universität Jena
hat Westphals Essay gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Sebastian Engelmann herausgegeben und kommentiert.
„Das unter dem Stichwort Biopiraterie zusammengefasste Geschehen von Raubbau an der Natur und Aneignung von Ressourcen geht uns alle an“, sagt Prof. Koerrenz. Die brasilianische Perspektive auf das Problem könne als Bildungsimpuls für Deutschland begriffen werden. Gehe es doch im Kern um die Schattenseiten des gegenwärtigen Siegeszuges der sogenannten Lebenswissenschaften.
Euler Renato Westphal studierte Theologie an der Pilgermission St. Chrischona in Basel. Nach seinem staatlichen Abschluss an der lutherischen Hochschule in Brasilien arbeitete er als Missionar und lutherischer Pfarrer in Brasilien. Seit 1986 lehrt er an der „Faculdade Luterana de Teologia“ in São Bento do Sul im Bundesstaat Santa Catarina. Westphal ist zudem Professor für Bioethik und Kulturwissenschaft an der „Universidade da Região de Joinville” (UNIVILLE) in Joinville, Brasilien. Im vorigen Jahr weilte Westphal als Visiting Professor am Kolleg „Globale Bildung“ des Instituts für Bildung und Kultur der Universität Jena. Sein jetzt auf Deutsch erschienener Essay trägt im Original den Titel „O Oitavo dia – na era da s seleção artificial: Der Achte Tag – Im Zeitalter der künstlichen Auslese“.
Seine kritischen Anmerkungen über die Möglichkeiten und Grenzen der Biowissenschaften orientieren sich an den Überlegungen des Philosophen Hans Jonas und dessen Hauptwerks „Das Prinzip Verantwortung“ sowie einer theologisch begründeten Ethik.
Sebastian Engelmann gebührt das Verdienst, den Essay Westphals aus dem Englischen ins Deutsche übertragen zu haben. Außerdem steuerte Engelmann eine einführende Betrachtung über „Biopiraterie und Gerechtigkeit“ bei.