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Maike Arnold  |  07.01.2016 10:08

Regionale Banken unter Druck

Studierende untersuchen Auswirkungen der Niedrigzinspolitik auf hiesige Banken

Wilhelmshaven.Oldenburg. Die aktuelle Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) belastet nicht nur die Sparer in der Region Weser-Ems, sondern trifft auch die regionalen Banken. Das ist eines der Ergebnisse eines Forschungsprojekts von Studierenden des dualen und berufsbegleitenden Studiengangs Insurance, Banking & Finance der Jade Hochschule unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Janßen. Sie haben die Auswirkungen der Niedrigzinspolitik auf regionale Kreditinstitute in Weser-Ems, von den Banken bereits ergriffene Maßnahmen und weitere Handlungsmöglichkeiten für die Institute untersucht.

„Südeuropäische Großbanken sind Profiteure der EZB-Politik“ sagt Janßen. „Sie refinanzieren sich günstig bei der EZB und kaufen mit diesem Geld vergleichsweise hochverzinsliche Anleihen ihrer Heimatländer. Aus der Zinsdifferenz ziehen sie Gewinn.“ Dagegen seien die regionalen Kreditinstitute in Weser-Ems nicht von der EZB als Finanzierungsquelle abhängig, sondern auf das Geschäft mit regionalen Privatkunden, Gewerbetreibenden und Firmen ausgerichtet. Entsprechend finanzieren sie sich über Kundeneinlagen und vergeben daraus Kredite an die regionalen Privathaushalte und die regionale Wirtschaft.

Außerdem seien die Banken in Weser-Ems stärker auf das Zinsgeschäft und weniger stark auf das Provisionsgeschäft ausgerichtet als der Bundesdurchschnitt. „Die Zinsergebnisse der regionalen Banken sind durch die Niedrigzinspolitik deutlich unter Druck geraten“ sagt Projektmitarbeiter David Skibb. „Allerdings gelingt es den Banken in Weser-Ems wesentlich besser als dem Bundesdurchschnitt, dies über ein wachsendes Kreditgeschäft zu kompensieren und so die Gesamtergebnisse stabil zu halten“, konstatiert Janßen.

Allerdings seien die regionalen Kreditinstitute in ihrem Anlageverhalten vergleichsweise konservativ und würden daher regelmäßig nicht in südeuropäische Anleihen investieren. Auch arbeiteten die Institute in Weser-Ems an ihrer internen Organisation und ihren Geschäftsprozessen, um durch Verschlankung, Digitalisierung und Kooperationen zu einer Kostenreduzierung zu kommen und so dem Druck auf die Erträge entgegenzusteuern.

Mit dem zu erwartenden noch längeren Andauern der Niedrigzinsphase würden aber die negativen Auswirkungen auf die regionalen Kreditinstitute zunehmen. Die Institute in Weser-Ems seien jedoch durch ihre im Bundesvergleich signifikant bessere Eigenkapitalausstattung und konservativere Geschäftsstruktur durchaus in der Lage, auch mit einem derart herausfordernden Umfeld umzugehen.