VON Bianca Wiedemann |
11.12.2015 10:45
Mit Essen spielt man besser doch
Ernährungswissenschaftler der
Universität Jena
tragen in einem neuen Projekt zur Verbesserung der Ernährungsbildung in Kitas bei
Jena (biw). Kinder wissen schon früh, was sie wollen und sogar noch früher, was sie nicht wollen. Das gilt vor allem für das, was auf den Teller kommt. Genau aus diesem Grund und weil die Prägung eines gesunden Essverhaltens bereits in den ersten Lebensjahren erfolgt, bemühen sich Ernährungswissenschaftler der
Friedrich-Schiller-Universität Jena
nun in enger Zusammenarbeit mit der Sektion Thüringen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) um eine bessere Ernährungsbildung in Thüringer Kindertagesstätten. Das aktuell gestartete Projekt „Praktische Ernährungsbildung in Kitas – Kita is(s)t gesünder“ um Manja Dittrich von der DGE-Sektion Thüringen und Prof. Dr. Stefan Lorkowski von der FSU Jena ist konzeptionell auch an den vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Kompetenzcluster für Ernährung und kardiovaskuläre Gesundheit (nutriCARD) angebunden. Im Cluster fließen die Forschungsaktivitäten der Universitäten Halle, Leipzig und Jena im Bereich der Ernährung und damit zusammenhängenden Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems aber auch Bildungsstrategien für die Gesundheit der Bevölkerung zusammen.
Nun wird der Kompetenzcluster durch das neue Projekt um die „Lebenswelt Kindergarten“ ergänzt. „Gerade in Thüringen ist die Zahl der ganztagsbetreuten Kleinkinder sehr hoch, so dass der Kindertagesstätte neben dem Elternhaus eine besondere Rolle in der Vermittlung eines gesunden Essverhaltens zukommt“, sagt Dr. Christine Dawczynski vom Lehrstuhl für Biochemie und Physiologie der Ernährung der FSU Jena und Forschungskoordinatorin des Kompetenzclusters. „Unser Ziel ist es daher, die Ernährungsgewohnheiten der Kinder schon frühzeitig positiv zu beeinflussen und so die Gefahr von Übergewicht und Adipositas zu vermindern“, so Prof. Lorkowski, der sowohl das Kompetenzcluster als auch die DGE-Sektion Thüringen leitet.
Dafür teilen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Arbeit in zwei Bereiche auf. Zunächst werden die verschiedenen Verpflegungsmodelle zusammengetragen und mit speziell entwickelten Fragebögen kategorisiert und bewertet. So wird nicht allein notiert, ob es sich etwa um Kitas mit einer eigenen Küche, Catering oder andere Lieferdienste handelt, sondern auch, wie die Speisen zubereitet werden und wie nährstoffreich die verwendeten Lebensmittel sind. Neben dem Kindergartenpersonal werden hier auch die Eltern, Betreuer, Träger und das Küchenpersonal einbezogen. Basierend auf den erhobenen Daten werden die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verpflegungsmodelle und schließlich Empfehlungen zu deren Verbesserung erarbeitet. Unterstützt werden die Wissenschaftler dabei von Manja Dittrich, Ernährungswissenschaftlerin und Absolventin der FSU Jena, sowie Witold Maichrowitz, Leiter der Geschäftsstelle der DGE-Sektion Thüringen.
Der zweite Bereich des Projekts ist der Ernährungsbildung gewidmet. Hierzu arbeitet das Team um Prof. Lorkowski wissenschaftlich basierte Konzepte zur gesunden Ernährung für Kinder aus und entwirft Materialien, die die Erzieherinnen und Erzieher unterstützen sollen, das Thema spielerisch in den Kita-Alltag zu integrieren. Zwar lernen die Kleinen schon früh, dass mit Essen nicht zu spielen sei, doch Kinder sind für die Themen Essen und Kochen leicht zu begeistern. „Dieses Interesse muss im Sinne einer gesunden Ernährung nachhaltig gefördert werden“, sagt Stefan Lorkowski.
Insgesamt werden acht Thüringer Kitas mit den verschiedensten Verpflegungsmodellen für das Projekt ausgewählt. Gefördert wird das Projekt für die nächsten zwei Jahre mit insgesamt 160.000 Euro vom Thüringer Ministerium für Migration, Justiz und Verbraucherschutz, das sich von den Ergebnissen auch Handlungsempfehlungen für die Landesregierung verspricht.