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VON Klaus P. Prem / Michael Hallermayer  |  05.11.2015 10:14

Der unberechenbare Kunde

Wie paradoxes Einkaufsverhalten die Konsumlandschaft verändert und wie die Standortentwicklung darauf reagieren kann

Augsburg/KPP - Die Konsumausgaben steigen und der E-Commerce profitiert davon, während die Umsätze im stationären Einzelhandel bestenfalls stagnieren. Was bedeutet das für die Standortentwicklung, mit welchen Strategien können Standorte auf diesen Strukturwandel reagieren, um sich zu behaupten? Um diese Fragen dreht sich die „1. Martini-Tagung der Angewandten Geographie Augsburg“, zu der das Regionalforum Schwaben des Deutschen Verbandes für Angewandte Geographie (DVAG) e. V. und die Fachgruppe Standortentwicklung am Institut für Geographie der Universität Augsburg für den 13. November 2015 alle Interessierten einladen.

Auf Kosten des stationären Einzelhandels und seiner urbanen Standorte meldet der Versand- und Internet-Handel stetig steigende Umsatzzahlen. Dass mittlerweile jedes dritte Geschäft auch online agiert, verwundert nicht, denn mobile Endgeräte machen das Shoppen immer und überall möglich, und nur wer sich als Anbieter darauf einstellt, scheint auf Dauer konkurrenzfähig bleiben zu können. Das Internet beschleunigt, was die Discounter auf der Grünen Wiese bereits in den 1970ern in Gang gesetzt haben: einen tiefgreifenden Strukturwandel
des Einzelhandels.

Welche Standorte sich mit welchen Strategien behaupten können, hängt letztlich davon ab, was sie dem Kunden bieten. Noch bis vor kurzem hieß die Devise: Preis, Bequemlichkeit, Erlebnis. Aber der postmoderne Konsument hat sich stark verändert, er lässt sich nicht mehr in Schubladen stecken oder simplen Konsumtypen zuordnen. "Der Kunde", so der Augsburger Wirtschaftsgeograph PD Dr. Markus Hilpert, "ist hybrid geworden, er vereint oft ganz gegensätzliche Ansprüche. Apple Store und 1Euro-Laden schließen sich für ihn nicht mehr gegenseitig aus. Der Kunde von heute kauft sowohl im Supermarkt als auch auf dem Biobauernhof. Und gerade weil für ihn Geiz auch geil ist, gönnt er sich ab und zu auch was Teures. Hauptsache: Raus aus der Mitte!"

Hilpert leitet die Fachgruppe Standortentwicklung am Institut für Geographie der Universität Augsburg. Gemeinsam mir Dr. Bernhard Kräußlich, dem Sprecher des Regionalforums Schwaben des Deutschen Verbandes für Angewandte Geographie (DVAG) e. V. veranstaltet er am 13. November 2015 erstmals die MartiniTagung der Angewandten Geographie Augsburg als eine Plattform zum Informations- und Erfahrungsaustausch für alle Akteure, die in der anwendungsorientierten Regionalentwicklung tätig sind, u. a. also für Kommunalpolitiker, Wirtschaftsförderer, Stadt- und Regionalplaner, Marktforscher, Unternehmensberater, Geoinformatiker oder auch Touristiker.

Dem Einzelhandel als einem Teilbereich der Standortentwicklung, der derzeit vor dem Hintergrund vielfältiger Trends einem besonders raschen Wandel unterliegt, widmet sich die 1. Martini-Tagung am 13. November in vier moderierten Fachsitzungen mit acht Impulsvorträgen, einem Keynote-Vortrag und zwei lokalen Exkursionen. Es wird dabei um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen des Einzelhandels ebenso gehen, wie um die derzeitigen Anpassungsstrategien der kommunalen Wirtschaftsförderung und der räumlichen Planung.

Bereits am Abend des 12. November wird beim Jahresempfang der Angewandten Geographie Schwaben Prof. Dr. Rainer Danielzyk einen Vortrag zur Frage halten, ob das Prinzip der Gleichwertigkeit in Stadt und Land noch zeitgemäß ist. Danielzyk ist Professor an der Abteilung Raumordnung und Regionalentwicklung im Institut für Umweltplanung der Universität Hannover und seit 2013 Generalsekretär und Leiter der Geschäftsstelle der Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL), Leibniz-Forum für Raumwissenschaften, Hannover.