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VON Christiane Rathmann, M.A.  |  02.11.2015 09:47

Diskriminierung? Nein, danke!

Abschluss des Praxisforschungsprojekts „SalsA“ der Hochschule Esslingen

Diskriminierung hat viele Gesichter. Überall dort, wo einzelne Personen oder Gruppen benachteiligt oder herabgesetzt, verunglimpft oder ausgegrenzt werden, gilt es aufmerksam und hellhörig zu werden. An der Hochschule Esslingen wurde im Rahmen eines Praxisprojektes seit zwei Jahren dazu geforscht. Dabei stand die Schulsozialarbeit als Antidiskriminierungsinstrument im Fokus. Heute hat das Projektteam die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert, Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis vorgestellt und mögliche Schritte zur Umsetzung diskutiert.

Die Hochschule Esslingen führte gemeinsam mit dem Kreisjugendring Esslingen e.V. zwischen November 2013 und Oktober 2015 das Projekt durch. Bei der Untersuchung von sechs Schulen und der dort tätigen Schulsozialarbeit in Ostfildern stand die Frage im Fokus, wie der Schutz vor Diskriminierung in Schulen gestärkt werden kann und welche Rolle dabei der Schulsozialarbeit zukommt. Ziel von „SalsA“ (Schulsozialarbeit als Antidiskriminierungs-instrument) war es, gemeinsam ein Konzept zur Prävention und Bearbeitung von Diskriminierung an Schulen zu erarbeiten. Dafür wurden insgesamt fast 250 Schülerinnen und Schüler sowie zahlreiche Lehrkräfte, Schulleitungen und Schul-Sozialarbeiterinnen befragt.

„Das Projekt zeigt die alltägliche Relevanz des Themas an den Schulen. Denn auch abseits von aktuellen Debatten etwa zur Inklusions- oder Fluchtthematik wünschen sich Kinder und Jugendliche, dass Diskriminierungen verhindert und verlässlich bearbeitet werden“, sagt Marc Holland-Cunz, wissenschaftlicher Projektmitarbeiter an der Hochschule Esslingen.

Welche Ansätze nicht nur wünschenswert und denkbar, sondern für die Akteure in den Schulen und der Jugendarbeit auch akzeptabel und realisierbar sind, steht nun zur Diskussion. Die Schlussfolgerungen für die bessere Verankerung von Diskriminierungsschutz an Schulen und die Profilschärfung der Schulsozialarbeit sollen dann einen Empfehlungscharakter auch für andere Kommunen in Baden-Württemberg und für weitere Bundesländer haben.

Das vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg in Höhe von 130.000 Euro geförderte „Innovative Projekt“ wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring Esslingen e.V. und seiner Kinder- und Jugendförderung Ostfildern (KiJu) als Träger der Schulsozialarbeit vor Ort realisiert. Teilnehmende Schulen waren die Grund- und die Förderschule in der Lindenschule, die Erich-Kästner-Schule, die Riegelhofschule, das Heinrich-Heine-Gymnasium sowie das Otto-Hahn-Gymnasium. Weitere Kooperationspartner waren die Stadt Ostfildern, das Jugendamt im Landkreis Esslingen sowie das Staatliche Schulamt Nürtingen.

Die zentralen Ergebnisse und Ansatzpunkte Zentrale Ergebnisse und Ansatzpunkte für eine verbesserte Prävention und Umgang mit Diskriminierung sind zum Beispiel

• Der Begriff Diskriminierung scheint wenig handlungsleitend zu sein. Daher sind Aufklärung, Verständnis und Sensibilisierung für die vielen Facetten, Ebenen und Mechanismen von Diskriminierung in Schule notwendig. Die subjektiven Erfahrungen von Betroffenen müssen dafür ernst genommen werden.

• Die Schulsozialarbeit leistet bereits wichtige und anerkannte Arbeit, um Diskriminierung vorzubeugen und zu bearbeiten. Diese Arbeit sollte aber durch personellen Ausbau und bessere Kooperationsgrundlagen noch gestärkt werden. Denn Schulsozialarbeit muss häufig darum kämpfen, ausreichend „offizielle Gruppenzeiten“ zu erhalten, um die sozialen Probleme, die in den Klassen auftreten, adäquat bearbeiten zu können.

• Gleichzeitig ist die Gefahr erkennbar, dass die Verantwortung für kritische soziale Situationen nicht ausreichend wahrgenommen und deren Bearbeitung an die Schulsozialarbeit delegiert wird. Die Kompetenzen der Lehrkräfte müssen hier gestärkt werden, um Diskriminierung vorzubeugen.

• Um erfahrene Diskriminierung thematisieren zu können, braucht es eine persönliche Beziehung zu Ansprechpartnern und Vertrauen in die Wirksamkeit von Maßnahmen. Für die Vertrauensbildung und für die nachhaltige Bearbeitung von Problemlagen, Konflikten und Verletzungen müssen Räume geschaffen und Zeit gegeben werden.

• Eine allgemeine Voraussetzung für einen besseren Diskriminierungsschutz ist auch eine Schulkultur, die das soziale Miteinander fördert sowie den offenen Umgang mit Fehlern und Kritik ermöglicht.

Denkbar ist darüber hinaus die Einrichtung einer unabhängigen Anlaufstelle, die passgenaue Lösungen für den Umgang mit Beschwerden schaffen kann.