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VON Gerd Scholz  |  09.10.2015 10:38

Gastvortrag: The Mental Health Costs of War

Sie waren im Krieg. Sie nahmen an Kampfeinsätzen teil, sind beschossen worden, Menschen starben vor ihren Augen. Amerikanische Soldaten erlebten die Schrecken des Krieges in Afghanistan hautnah – und in vielen haben Tod und Zerstörung tiefe Spuren hinterlassen. Von diesen Soldaten und ihren Geschichten berichtete vergangene Woche Dr. Bryan Bacon, Lieutenant Colonel der US Armee, in seinem bewegenden Gastvortrag „The Mental Health Costs of War“ an der OTH Amberg-Weiden.

Dr. Bryan Bacon ist Psychiater. Er leitet heute die Abteilung „Behavioral Health“ des Bavaria Health Command der US Armee und behandelt Soldaten mit psychischen Problemen. Er kennt die Belastungen, denen Menschen in einem Krieg ausgesetzt sind. Vor 14 Jahren war er Teilnehmer der Operation Enduring Freedom, der militärischen Operation, mit der die USA auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 reagierte. Er betreute Soldaten während und nach ihrem Auslandseinsatz. Er weiß: Der Krieg verändert jeden Menschen, und manchen dramatisch.

30 Prozent der amerikanischen Soldaten kehrten mit psychischen Erkrankungen aus Afghanistan zurück, viele von ihnen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung. Diese Menschen waren gebrochen. Sie verhielten sich auffällig, berichteten von Alpträumen, waren selbstmordgefährdet und aggressiv, fanden schwer in ihr normales Leben zurück. Dr. Bryan Bacon schilderte, wie er und seine Kollegen posttraumatische Belastungsstörungen über längere Zeiträume hinweg systematisch untersuchten. Er berichtete von den Maßnahmen, die ergriffen wurden, um diesen Soldaten zu helfen. Sein wichtigster Ratschlag war damals, Menschen mit seelischen Erkrankungen nicht zurück in den Krieg zu schicken: „War breaks people. If you don’t want broken people, don’t send them back to war… Don’t go to war“.

Dr. Bryan Bacon selbst hat den Einsatz ohne Schaden überstanden. Bildung, Religion, Familie und Elternhaus haben ihm geholfen, mit den Schrecken in Afghanistan umzugehen. Zudem war er als Psychiater vom eigentlichen Kriegsgeschehen meistens weit genug entfernt. Einige seiner Kameraden haben die Kriegserlebnisse nicht so gut verarbeitet. Am Ende seines Vortrags erzählte Dr. Bryan Bacon von deren Schicksalen – von Menschen, die ins Leben zurückgefunden, und von Menschen, die es nicht geschafft haben.

Anschließend stellten die Teilnehmer zahlreiche Fragen, unter anderem: Würden Sie noch einmal an einer Kriegsoperation teilnehmen? Und würden Sie Ihren Kindern raten, sich für einen Einsatz zu melden? Keine Phase in seinem Leben, antwortete Dr. Bryan Bacon, sei so bedeutend für seine Entwicklung gewesen wie Afghanistan. Er sei stolz darauf und würde sich wieder dafür entscheiden. Auch seinen Kindern würde er nicht davon abraten.

Der Gastvortrag in englischer Sprache wurde von M.A. Amy De Vour, Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen, organisiert. Er fand im Rahmen der Zusatzvorlesung „Medical English und Technical English“ statt, zu der über die Presse auch die Öffentlichkeit geladen war. Zur Veranstaltung erschienen rund 90 Teilnehmer, die sich zusammensetzten aus Studierenden der Medizintechnik und Schülern der FOS/BOS Weiden.