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VON Gerd Scholz  |  08.10.2015 10:50

Gehalt: Geld macht doch glücklich

Selbst ein geringfügig, aber dauerhaft erhöhtes Gehalt steigert die persönliche Zufriedenheit erheblich – Überstunden verringern sie.

München. Macht Geld glücklich? Eine Studie von Christian Bayer von der Universität Bonn liefert neue Antworten auf diese vieldiskutierte Frage. Der Professor untersuchte in der Arbeit gemeinsam mit seinem Professoren-Kollegen Falko Jüssen von der Bergischen Universität Wuppertal, welchen Einfluss Einkommensanstiege und Arbeitspensum auf die Lebenszufriedenheit haben.

Sie kamen zu eindeutigen Ergebnissen: Mehr Geld macht tatsächlich glücklicher – aber nur, wenn das Gehalt auch dauerhaft steigt. Eine vorübergehende Erhöhung hat keinen nennenswerten Einfluss auf das Glücksgefühl des Mitarbeiters; auch dann nicht, wenn sie hoch ausfällt. Ein permanenter Anstieg des Einkommens sorgt dagegen für ein deutlich erhöhtes Wohlbefinden beim Gehaltsempfänger, auch wenn die Summe auf dem Konto nur geringfügig zunimmt.

Als zweiten wichtigen Einflussfaktor der Arbeitswelt auf das persönliche Glück identifizierten die Forscher die Stundenzahl, die Angestellte ableisten. „Wer ständig mehr arbeiten muss, wird unglücklicher“, so Bayer, der am Hausdorff Center for Mathematics und am Institut für Makroökonomik und Ökonometrie der Universität Bonn lehrt und forscht. „Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zu vielen anderen Studien, die zu dem Schluss kommen, dass es schon zufriedener macht, überhaupt eine Beschäftigung zu haben“, so der Wissenschaftler.

Formel für höhere Lebenszufriedenheit

Für ihre Untersuchungen entwickelten die mathematischen Ökonomen einen neuen Ansatz zur Analyse der relevanten Faktoren im Zusammenhang von Arbeitswelt und persönlichem Glücksempfinden. Während frühere Studien zu diesem Thema nur statische Modelle zugrunde legten, bezogen Prof. Bayer und Prof. Jüssen auch die Dynamik der Einkommensentwicklungen mit ein.

Wie sich herausstellte, war genau das ein entscheidender Schritt hin zu einem besseren Verständnis der Auswirkungen von Einkommenshöhe und Arbeitszeit auf das Wohlbefinden. Denn dauerhafte Gehaltserhöhungen beeinflussen die Zufriedenheit des Arbeitnehmers völlig anders als ein nur vorübergehendes Mehreinkommen. Bisherige Forschungen hatten den Forschern zufolge diesen Unterschied unberücksichtigt gelassen und alle Einkommensveränderungen gleich behandelt, betonen die Wissenschaftler.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Gehalt und Arbeitszeiten mehr zum Glück oder Unglück des Arbeitenden beitragen können, als bisher angenommen“, sagt Bayer. „Die Formel für eine höhere Lebenszufriedenheit laute demnach: dauerhaft mehr Geld bei gleichbleibender Arbeitszeit.