Volltextsuche

Erweiterte Suche

ANZEIGE

VON BIANCA WIEDEMANN  |  09.07.2015 17:29

Auf ein Bier mit dem Prof

„SciencePub“ der Universität Jena vermittelt Wissenschaft in Kneipenatmosphäre

Während es die einen „sehr voll“ finden, meinen andere „ach es geht noch“ – das lässt erahnen, wie gut besucht das Café Wagner in Jena an jenen Montagen im Semester ist, wenn der „SciencePub“ auf dem Programm steht. Seit Januar gibt es den „SciencePub“ mit Dozentinnen und Dozenten der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) als regelmäßig stattfindende Abendveranstaltung. Dabei werden die unterschiedlichsten wissenschaftlichen Themen für eine Vorlesung in lockerer Atmosphäre aufbereitet. Und das kommt bei den Studierenden bestens an: So gut besucht sind Vorlesungen eher selten, ist erst einmal die Motivation vom Anfang des Semesters dahin.

Organisiert wird der Jenaer „SciencePub“ von Nils Becker, Physik-Student im Master und Mitglied im „Deutschen Jungforschernetzwerk – juFORUM e. V.“. Der deutschlandweit agierende Verein möchte wissenschaftliches Interesse gerade bei jungen Menschen fördern und ihnen ein Netzwerk bieten. Zudem soll der „SciencePub“ an der Universität Jena beispielgebend für weitere deutsche Hochschulen sein und sich bundesweit etablieren. Der Erfolg spricht für sich: „Wir haben von der ersten Veranstaltung an ein mehr als volles Haus. Es kommen im Schnitt 100 Personen – bei 75 Sitzplätzen“, sagt Nils Becker. Für den Verein hat der Physik-Student schon viele Veranstaltungen organisiert, der Jenaer „SciencePub“ sei aber bisher die mit dem geringsten Aufwand und der größten Besucherzahl. Positive Rückmeldung erhält er dabei aber nicht nur von den Studierenden. Auch die teilnehmenden Professorinnen und Professoren sind von der Idee begeistert. Bisher kamen die vor allem aus den Naturwissenschaften. „Das liegt daran, dass ich die Dozenten aus diesem Lehrbereich und ihre Lehrmethoden kenne“, so Becker, der im kommenden Wintersemester auch Lehrpersonen aus anderen Fächern einladen möchte. „Bei den Veranstaltungen liegen Zettel aus, auf denen die Studierenden ihre Professoren vorschlagen können“, sagt der Organisator. Finanziell sind die rund sechs geplanten Abende für das kommende Semester schon gesichert. Zum einen erhält Nils Becker Unterstützung von „juFORUM e. V.“, zum anderen hat er noch andere Sponsoren wie die Ernst-Abbe-Stiftung gewinnen können.

Das Format des „SciencePub“ hat bereits eine lange Tradition: Schon im 18. und 19. Jahrhundert trafen sich die großen Philosophen in Pariser Cafés. An diese dachte zumindest der französische Philosoph Marc Sautet als er 1992 in Paris das erste „café philosophique“ gründete. Ziel war auch bei ihm, die Philosophie aus dem akademischen Bereich zurück in den Alltag der Menschen zu bringen. Er diskutierte mit Laien philosophische Fragen im gemütlichen Ambiente eines Cafés. Im Jahr 1998 wurde als einer der Vorläufer des „SciencePubs“ in Großbritannien das erste „café scientifique“ gegründet, das in einer ähnlichen Weise die Naturwissenschaften in die Cafés und Kneipen verlagerte. Und auch an der FSU Jena ist das Format nicht ganz neu: Von 2004 bis 2006 lud die Uni-Pressestelle regelmäßig zu der Veranstaltung „Triff den Prof“ in die „Noll“.

Für Nils Becker, der auch nach seinem Master-Abschluss an der FSU bleiben möchte, steht jedenfalls fest: „So lang die Nachfrage da ist, wird es den ‚SciencePub‘ in Jena weiter geben.“

Der nächste Science Pub findet am kommenden Montag (13. Juli) statt. Ab 20 Uhr spricht dann der Physiker Prof. Dr. Malte Kaluza über „Musik und Klang – mehr als angewandte Physik?“.