VON THORSTEN MOHR |
13.03.2015 09:52
Universität des Saarlandes startet Studie zur Kündigungspraxis in Deutschland
Das langfristige Ziel ist es, Trainings und Empfehlungen für ein faires Trennungsmanagement zu entwickeln.
Kündigungen sind ein unangenehmes Thema. Wie aber Kündigungen in deutschen Unternehmen eigentlich ablaufen, dazu gibt es so gut wie keine Forschung. Um hier Licht ins Dunkel zu bringen, hat die
Universität des Saarlandes (Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie) in Kooperation mit Balfanz Unternehmensentwicklung einen Fragebogen zur Kündigungspraxis online veröffentlicht und bittet Unternehmen um ihre Teilnahme. Das langfristige Ziel ist es, Trainings und Empfehlungen für ein faires Trennungsmanagement zu entwickeln.
Wenn ein Angestellter die Firma verlässt, wird das üblicherweise als eine normale Veränderung im Berufsleben angesehen. Kündigt aber die Firma, so wird die Kündigung oft als Ungerechtigkeit, Niederlage oder Demütigung erlebt. Gekündigt zu werden hat in der Regel weitreichende Folgen für den Angestellten, sowohl für seine finanzielle Situation und die damit verbundene Lebensqualität als auch für sein Wohlbefinden und sein Selbstwertgefühl.
Aber auch für den Arbeitgeber ist eine Kündigung alles andere als erfreulich und durchaus mit Herausforderungen und Ängsten verbunden: die schlechte Nachricht muss überbracht werden, die Stimmung im Unternehmen kippt möglicherweise, der gute Ruf kann Schaden erleiden – und unter Umständen ist die Kündigung ein kostspieliges Unterfangen. Das fängt bei dem Ausfall des Mitarbeiters an, der sich krankschreiben lässt, und endet vor dem Arbeitsgericht. Pro Jahr gibt es 450.000 Kündigungsschutzklagen (Durchschnitt seit 2004; Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales).
„Kündigungen in Deutschland scheinen alles andere als optimal zu laufen – doch diese Schlussfolgerung beruht ausschließlich auf Erfahrungswissen und Alltagsbeobachtungen“, sagt Cornelius König, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität des Saarlandes. Er und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin, die Diplom-Psychologin Manuela Richter, wollen dazu beitragen, die dünne Forschungslage in Deutschland zu verbessern. Sie stellen Fragen wie: Werden die Vorgesetzten auf Kündigungsgespräche vorbereitet? Gibt es juristischen oder psychologischen Beistand? Wer spricht die Kündigung aus? Wer ist bei dem Gespräch anwesend? Ist der Betriebsrat eingebunden? Gibt es weitere Gespräche mit dem Mitarbeiter nach dem eigentlichen Kündigungsgespräch?
„Wir möchten von den Unternehmen selbst erfahren, wie bei ihnen Kündigungen ablaufen und eine neutrale Bestandsaufnahme zur Kündigungspraxis in Deutschland machen. Im zweiten Schritt werden die Daten dann interpretiert, und wir werden sehen, ob Kündigungen wirklich so problematisch sind, wie es den Anschein hat. Im dritten Schritt wollen wir praktische Maßnahmen zur Verbesserung erarbeiten“, erläutert Cornelius König.