VON CARMEN VOIGT |
14.01.2015 13:36
Islamfeindlichkeit ist kein Randgruppen- phänomen
Wissenschaftler der Uni Erfurt veröffentlichen Studie zur Islamwahrnehmung in Deutschland
Muslime stellen die größte religiöse Minderheit in Deutschland dar, die überwiegende Mehrheit bekennt sich zum demokratischen Rechtsstaat, pflegt Kontakte zu Nicht-Muslimen und vertritt liberale Grundwerte. Dennoch ist die Angst vor dem Islam auf Seiten der nicht-muslimischen Mehrheitsgesellschaft stark verbreitet. 61 Prozent empfinden den Islam als nicht in die westliche Welt passend; 57 Prozent fühlen sich sogar von ihm bedroht. Zu diesem Ergebnis kommt eine jetzt veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung, deren Co-Autoren die Erfurter Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Kai Hafez und Sabrina Schmidt, M.A., sind.
Die „Sonderauswertung Islam 2015“ aus der Reihe des Religionsmonitors der Stiftung macht deutlich: Islamfeindlichkeit in Deutschland ist kein Phänomen politischer oder sozialer Randgruppen, sondern reicht weit in die gesellschaftliche Mitte hinein. So ist beispielsweise das Bedrohungsempfinden selbst unter denjenigen Befragten mehrheitsfähig, die politisch eigentlich moderat-konservativ bis links orientiert sind. Alter, Bildung und Kontakt wirken sich hingegen positiv auf das Islambild aus. Alarmierend sind die Ablehnungswerte gerade dort, wo es relativ wenig alltagsweltliche Begegnungsmöglichkeiten mit Muslime gibt. In Thüringen etwa, wo gerade einmal 7000 der insgesamt ca. vier Millionen Muslime leben, fühlen sich 70 Prozent der Befragten vom Islam bedroht. Das Feindbild Islam speist sich hier also aus Angstprojektionen und pauschalen Negativurteilen über einen „abwesenden Fremden“.
Die Autoren haben die Ergebnisse ihrer Studie in verschiedenen Medien vorgestellt und diskutiert, so etwa auf
ZEIT ONLINE. Näheres zum Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung sowie die Studie selbst sind zu finden unter:
Religionsmonitor.