VON ANNIKA BINGMANN |
09.12.2014 09:39
"Service Learning“ an der Universität Ulm - Studierende engagieren sich in gemeinnützigen Projekten
Das Institut für Psychologie und Pädagogik der Universität Ulm bietet seit Anfang des Jahres „Service Learning“ an: Studentinnen und Studenten können ihr frisch erworbenes Wissen in gemeinnützigen Projekten praktisch umsetzen. Der erste Kooperationspartner ist das „Netzwerk für Demokratie und Courage e.V. (NDC)“, das landesweit Projekttage an Schulen veranstaltet – nächstes Jahr auch in Ulm.
Das Konzept „Service Learning“ stammt aus den USA, wo das ehrenamtliche Engagement während des Studiums seit langem fest verankert ist. Die Verbindung von universitärer Theorie mit gemeinnütziger Praxis erweitert die Kompetenz der Studierenden – und zugleich geben sie für das Privileg, studieren zu können, der Gesellschaft dafür auch etwas zurück. Auch in Deutschland ist „Service Learning“ mittlerweile an vielen Universitäten, Fachhochschulen, Technischen Hochschulen und Schulen zu Hause – nun auch an der
Universität Ulm.
Initiator des neuen Angebots ist das Institut für Psychologie und Pädagogik. Dort ist Claudia Rodopman für die Planung und Koordination der „Service Learning“-Projekte zuständig. Nachdem mit dem
„Netzwerk für Demokratie und Courage“ (NDC) ein erster Kooperationspartner gefunden war, warb Claudia Rodopman in einem Kolloquiums-Vortrag für das Angebot – mit unerwartetem Erfolg: „Ich habe mich sehr über das große Interesse gefreut“, erzählt sie. Es bewarben sich weit mehr Studierende um die Teilnahme, als es Plätze gab, sodass die 18 Teilnehmer für das Engagement beim NDC schließlich in Bewerbungsgesprächen gefunden werden mussten.
Das bundesweit agierende NDC hat sich zur Aufgabe gemacht, gegen diskriminierendes und rassistisches Gedankengut an Schulen, Berufsschulen und Jugendeinrichtungen aufzutreten und demokratiefördernde Bildungsarbeit zu leisten. Bei ihren – für die Schulen kostenlosen – Projekttagen ermutigen sie Jugendliche zu couragiertem und demokratischem Handeln. Die Konzepte mit unterschiedlichen Schwerpunkten sind dabei auf verschiedene Ziel- und Altersgruppen ab der 8. Klasse ausgerichtet.
Um sich für ihren Einsatz beim NDC vorzubereiten, erhielten die Ulmer Premieren-Teilnehmer des Service Clearings zunächst eine Schulung in Stuttgart und absolvierten außerdem eine Hospitation bei einem NDC-Projekttag, bevor sie einen Projekttag selbständig durchführten.
Eine der Ulmer Teilnehmerinnen ist Maria Ott. Die 23-jährige Psychologie-Studentin gehörte zu den ersten fünf Studierenden, die nach Stuttgart fuhren. „Besonders meine Hospitation in der 8. Klasse eines Gymnasiums war eine sehr schöne Erfahrung“, erzählt sie. „Die Schüler waren unheimlich offen und haben alles sehr positiv aufgenommen.“
Die bisherigen Projekttage, an denen Ulmer Studierende beteiligt waren, fanden alle im Raum Stuttgart statt. Doch ab Januar starten die ersten Projekttage in Ulm: am Schubart-Gymnasium, an der Anna-Essinger-Realschule und am Anna-Essinger-Gymnasium. Maria Ott wird auf jeden Fall dabei sein: „Ich freue mich schon sehr darauf – endlich geht es auch in Ulm los!“
Das Engagement der Service Learning-Teilnehmer im NDC ist indes nur der erste Schritt: Claudia Rodopman plant bereits weitere Kooperationen – schließlich sollen noch viele Studierende von Service Learning profitieren. Dass das neue Angebot so gut angenommen wird, freut sie sehr: „Es ist einfach toll, dass sich so viele Studentinnen und Studenten zivilgesellschaftlich und ehrenamtlich engagieren wollen – obwohl doch immer wieder behauptet wird, Studierende seien so unpolitisch.“