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VON DR. ANDREAS ARCHUT  |  29.08.2014 15:08

Was leisten die Gesellschaftstheorien in der Globalisierungsforschung?

Das Forum Internationale Wissenschaft (FIW) der Universität Bonn veranstaltet in der Woche vom 1. bis 4. September 2014 seine erste Summer School zum Thema 'Global Studies and Theory of Society’. Beherbergt wird die Summer School im Bonner Universitätsforum, Heussallee 18-24. Ziel ist es, eine Gelegenheit zu schaffen, bei der sich empirisch arbeitende Nachwuchswissenschaftler intensiv mit Sozialtheorien der Globalisierung auseinandersetzen können, um diese für ihre Dissertationsprojekte nutzbar zu machen.

Durch die wachsende Bedeutung globaler gesellschaftlicher Zusammenhänge sind in den letzten Jahrzehnten in den Sozialwissenschaften ‚Global Studies’ als neuer Forschungszweig entstanden. Um globale Zusammenhänge zu verstehen, sind Studien unabdingbar, die Daten an vielen Orten der Welt erheben. Die Komplexität der sachlichen Zusammenhänge und der Datenlage führt in den ‚Global Studies‘ oft dazu, dass diese sich auf eine deskriptive Charakterisierung des jeweiligen Untersuchungsgegenstandes beschränken und allenfalls mit Theorien ‚mittlerer Reichweite‘ arbeiten, deren Ausarbeitungsgrad gering ist. Es fehlt dann oft ein Kontakt zu den ausgefeilten Theorieentwürfen der systematischen Sozialtheorie, womit Möglichkeiten des Vergleichs und der Systematisierung über ungleichartige Untersuchungsgegenstände hinweg entfallen.

Die FIW Summer School „Global Studies and Theory of Society“ geht, unter der Leitung von Prof. Dr. Rudolf Stichweh, von der skizzierten Diagnose aus. Sie richtet sich an Nachwuchswissenschaftler der Sozialwissenschaften und bringt ein möglichst vielfältiges Feld von Studien aus den ‚Global Studies‘ mit anspruchsvollen Theorien und Analytiken der Weltgesellschaft ins Gespräch. An jedem der vier Vormittage entfaltet einer von vier Referenten, die unterschiedliche Positionen systematischer Sozialtheorie in der Globalisierungsforschung vertreten, ausführlich seine analytisch-theoretische Perspektive. Es handelt sich um folgende vier Perspektiven und zugehörige Referenten:

- für die Systemtheorie: Prof. Dr. Rudolf Stichweh (FIW, Universität Bonn)
- für die Netzwerktheorie: PD Dr. Jan Fuhse (Humboldt Universität Berlin)
- für den Neoinstitutionalismus: PD Dr. Tobias Werron (Universität Luzern)
- für den Transnationalismus: Prof. Dr. Ludger Pries (Ruhr-Universität Bochum)


Im Anschluss an diese wissenschaftlichen Inputs stellen die Teilnehmer der Summer School ihre empirischen Projekte in deutscher oder englischer Sprache vor. Das Spektrum von untersuchten Globalisierungsphänomenen wird dabei von transnationalen Bildungseliten und Formen der ‚Global Governance‘, bis hin zur Analyse von globalen Finanzmärken und neuen Öffentlichkeiten reichen. Insgesamt 16 Doktoranden aus dem ganzen Bundesgebiet kommen nach Bonn. Im Plenum werden ihre Projekte ausführlich diskutiert. Ziel ist es, aus dem Blickwinkel aller vertretenen theoretischen Positionen die empirischen Projekte gemeinsam weiterzuentwickeln. An den Sitzungen nehmen mit Prof. Dr. David Kaldewey, Dr. Damien Krichewsky, Dr. Lena Laube, Dr. Evelyn Moser und Allison Soares auch weitere Mitglieder des FIW Bonn teil.

Der Direktor des FIW, Prof. Dr. Rudolf Stichweh, sieht „in dieser Summer School die Chance, die eigenen analytischen Perspektiven des FIW mit den Forschungsfragestellungen einer größeren Zahl jüngerer Wissenschaftler an anderen Orten zu verknüpfen.“

Weitere Hinweise und das Programm der FIW Summer School finden Sie unter: Summer School 2014