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VON SANDRA STEMPEL  |  12.06.2014 09:58

Tischgespräche, Tiere, Tabula Rasa

Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft fördert Studenten-Projekte der Alanus Hochschule

Im Rahmen der Kooperation zwischen der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft und der Alanus Hochschule fand in diesem Jahr erstmalig eine Ausschreibung statt, bei der Studenten aller Fachrichtungen der Hochschule künstlerische Projekte mit sozialer Relevanz zum Thema Armut einreichen konnten. Die Jury, bestehend aus Mitgliedern beider Kooperationspartner, gab jetzt die Projektförderungen für „Perspektive Armut“ bekannt. Drei ausgewählte Projekte werden ab sofort mit 1.500 Euro in ihrer Umsetzung unterstützt. „Alle drei Projekte überzeugten dadurch, dass bestechend einfache Ideen inhaltlich klar, thematisch relevant und in sich schlüssig dargestellt wurden“, begründet Ruth Gilberger, Vorständin der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft, das Urteil der Jury.

Laura Ries und Joakim Couchoud gelangten über die Auseinandersetzung mit dem Begriff „Armut“ zu der grundlegenden Frage, was der Mensch braucht und fanden für sich die Antwort „Austausch und offenen Begegnungen“. Und wo kann dieser besser stattfinden als gemeinsam an einem Tisch? Davon ausgehend konzipierten die Bildhauerei-Studentin und der BWL-Student das Projekt „Tischgespräche“: In den kommenden Wochen wollen sie die unterschiedlichsten Menschen an einen gemeinsamen Tisch bringen und über das Thema Armut diskutieren. „Uns ist es wichtig, so wenig wie möglich vorzugeben“, erklären die Studenten.

Ein Tisch steht auch bei dem Projekt „Tabula Rasa“ von Miriam Nolte und Loic Devaux im Mittelpunkt. Gemeinsam mit Flüchtlingen möchten sie an einem öffentlichen Ort eine Tafel aus Holz bauen, an der sie anschließend bei einem Fest zusammenkommen. „Wir wollen Menschen, die aufgrund ihrer Geschichte alles verloren haben, einen künstlerischen Freiraum zur Verfügung stellen“ ,beschreiben die beiden Bildhauerei-Studenten ihr Projekt. Die kulturelle Vielfalt der Baugruppe soll sich auch in den verwendeten Materialien widerspiegeln.

Das dritte geförderte Projekt widmet sich dem als sozialen Brennpunkt bezeichneten Medinghoven in Bonn-Hardtberg und dem besonderen Verhältnis zwischen Kind und Tier. In dem multikulturellen und jungen Stadtteil wollen Giuseppe Marion und Wolfgang Alexander Tiller dort lebende Kinder in sinnlich erfahrbaren Kontakt zu Tieren bringen. Mit Mitteln der Zeichnung, Malerei oder des kreativen Schreibens sollen sich die Kinder dem Wesen der Tiere nähern. Parallel dazu wollen der Student der Kunst-Pädagogik-Therapie und der Bildhauerei-Student Erwachsene zu ihren Kindheitserinnerungen an prägende Erlebnisse mit Tieren befragen.

Bis November haben die Studenten Zeit, ihre Ideen umzusetzen, bevor die Arbeiten in einer öffentlichen Abschlusspräsentation am 29. November vorgestellt werden. „Der Fokus aller drei Projekte liegt auf der prozesshaften Entstehung der Kunstprojekte, in denen das Einlassen auf die Offenheit der möglichen Prozesse und Ergebnisse unter Beteiligung von Menschen aus sozialen Brennpunkten wesentlicher Bestandteil ist“, erklärt Sandra Freygarten. Die Professorin für Kunsttransfer leitet gemeinsam mit Thomas Egelkamp, Professor für Kunstvermittlung und Kunst im öffentlichen Raum, das Projekt „Perspektive Armut“. Zusammen mit Isabel Rith-Magni und Gabriele Oberreuter von der Transferstelle „Partizipative Kunst“ bildeten sie die weiteren Jurymitglieder.

Hintergrund:

Das Projekt „Perspektive Armut“ des Instituts für philosophische und ästhetische Bildung der Alanus Hochschule im Arbeitsbereich „Kunst im Dialog“ wird zusammen mit der Transferstelle „Partizipative Kunst“, als Kooperation mit der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft durchgeführt. Der Bereich „Kunst im Dialog“ begleitet die Projektarbeit inhaltlich. Die Studenten können sich die Projekte im Rahmen ihres Studiums anerkennen lassen, etwa im Studiengang BWL als sogenanntes „Tandem-Projekt“. Hier erarbeiten BWL-Studenten gemeinsam mit ihren Kommilitonen künstlerische Aktionen. Die interdisziplinäre Auseinandersetzung ist eine der Besonderheiten der Alanus Hochschule.