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VON ANDREA WEBER-TUCKERMANN  |  29.05.2014 09:16

Hochrangiger Besuch aus Nanjing an der Universität Ulm

Strategische Partnerschaft mit China nimmt Fahrt auf

Die Universität Ulm baut die Beziehungen mit der Southeast University (SEU) Nanjing weiter aus. Mit dem mehrtägigen Besuch einer hochrangigen chinesischen Delegation unter der Leitung des Präsidenten der SEU Professor YI Hong nimmt das im Sommer 2013 gestartete DAAD-Programm „Strategische Partnerschaften“ nun konkrete Form an. Die ostasiatische Universität selbst ist eine langjährige internationale Partneruniversität der Ulmer Uni. „Seit 2004 waren schon mehr als 100 Studierende und Doktoranden aus Nanjing hier bei uns in Ulm“, informiert Dr. Reinhold Lücker. Der Leiter des International Office an der Universität, der das Programm koordiniert, ist sehr stolz, dass die guten Beziehungen zu einer der ältesten Universitäten Chinas im Zuge des Partnerschaftsprogramms noch stärker institutionalisiert werden.

„Unser Ziel sind gemeinsame Studienabschlüsse und Promotionsprogramme, daran arbeiten wir“, erklärt der Ulmer Universitätspräsident Professor Karl Joachim Ebeling anlässlich des gemeinsamen Treffens der binationalen Steuerungsgruppe. Erste Kontakte zwischen den Universitäten gibt es bereits seit 1996. „Die medizinischen Fakultäten beider Unis haben hier Pionierarbeit geleistet, auf der wir bestens aufbauen können“, so Ebeling. Heute sind es neben der Medizin vor allen die Ingenieur- und Naturwissenschaften, die von chinesischer Seite nachgefragt sind, und hier vor allem die englischsprachigen Masterstudiengänge `Energy Science´ und `Advanced Materials´. „Mit dem Aufbau gemeinsamer Studienangebote wird Nanjing aber auch für unsere Studenten äußerst attraktiv, um international Erfahrung zu sammeln“, versichert der Ulmer Präsident.

Die Beziehungen zwischen den Unis sind eng, die Unterschiede jedoch beträchtlich: Während der Städteverbund Ulm/Neu-Ulm mit rund 200 000 Einwohner für die chinesischen Besucher ziemlich übersichtlich erscheint, wirkt eine Acht-Millionen-Metropole wie Nanjing für Ulmer Verhältnisse gigantisch. So stehen den 10 000 Studenten hier an der Uni über 32 000 Studierende in Nanjing gegenüber. Die Volluniversität deckt das gesamte Fächerspektrum ab. Von den umgerechnet 100 Millionen Euro an Forschungsmitteln, die die Southeast University jährlich einwirbt, kommen über 55 Prozent aus der Wirtschaft. Mit über 1600 Anmeldungen für Patente und Erfindungen steht der Universität in Nanjing eine wichtige Einnahmequelle zur Verfügung. „Auch in Ulm wissen wir große Anwendungsnähe und gute Industriepartnerschaften zu schätzen“, erklärt der Physiker Ebeling. Überhaupt stehe die Uni Ulm gar nicht schlecht da: Jüngst im Times Higher Education Ranking als beste junge Universität in Deutschland ausgezeichnet, hat die schwäbische Uni mit über 86 Millionen Euro eine hervorragende Drittmittelbilanz vorzuweisen.

Auf die Frage des SEU-Präsidenten Professor YI Hong nach dem Geheimnis des Ulmer Erfolges, wusste Ebeling Einiges zu sagen. Hilfreich sei sicherlich, dass Baden-Württemberg eine wirtschaftlich erfolgreiche Innovationsregion ist. Außerdem biete die Alpen- und Bodensee-nahe Region eine sehr hohe Lebensqualität, was es ebenfalls erleichtere, gutes Personal zu bekommen. „Denn man muss die richtigen Professoren anwerben, dann bekommt man auch gute Studenten und Absolventen“, so Ebelings Geheimtipp. Zwar gäbe es bei den Gehältern weniger Spielraum als in den USA oder auch in China, aber dafür könne man mit einem guten Forschungsumfeld und entsprechender Ausstattung punkten. „Außerdem genießen Wissenschaftler im Land und in der Region große gesellschaftliche Anerkennung“, meint Professor Fedor Jelezko, der als Leiter des Instituts für Quantenoptik den chinesischen Gästen mit der Quantenforschung eines der fünf Schlüsselgebiete der hiesigen universitären Forschung vorstellte.

Die Southeast University Nanjing gehört zum so genannten U5 Netzwerk von fünf internationalen Partneruniversitäten aus Deutschland, China, Russland und Ägypten. Mit der erfolgreichen Bewilligung des DAAD-Programms für „Strategische Partnerschaften“ erhielt die Universität Ulm im Sommer 2013 Fördergelder in Höhe von 850 000 Euro zum Ausbau der internationalen Beziehungen mit langjährigen Partneruniversitäten wie der Cairo University, der Moscow State University (Lomonosov), der Shandong University (Jinan) und nicht zuletzt der Southeast University in Nanjing.