VON AXEL BURCHARDT |
03.04.2014 10:55
Wer die Macht im Unternehmen hat
Mike Geppert ist neuer Management-Professor der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Die Zeiten von Tante-Emma-Läden und Kontinuität sind vergangen. Warenhausketten und global agierende Unternehmen mit einem ewigen Wachstumsstreben bestimmen die Wirtschaft. Doch wie lernen solche Unternehmen, wie entwickeln sie sich weiter? Solche Fragen untersucht Prof. Dr. Mike Geppert von der
Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der neue Lehrstuhlinhaber für Strategisches und Internationales Management setzt dabei wie selbstverständlich auf eine übergreifende, vergleichende Perspektive. Er untersucht multinationale Unternehmen aus der Management- und der Arbeitnehmerperspektive, analysiert wie Politik- und Machtprozesse in solchen verzweigten Unternehmen ablaufen. Und auch interkulturelle Kompetenzen oder die Mikroprozesse in der Industrie – etwa beim Verhältnis von Firmenzentrale zu den Niederlassungen – interessierten den 49-jährigen gebürtigen Stendaler.
Und da es Menschen sind, die Entscheidungen fällen, kommt es dem Neu-Jenaer zugute, dass er zunächst Soziologie studiert hat, aber „schon damals immer offen für BWL-Fragestellungen“ war. Für Geppert ist die „Soziologie ein Teil der Betriebswirtschaftslehre“ (BWL). Und so knüpft er an seiner neuen Wirkungsstätte in Jena nicht nur intensive Kontakte zu den Kollegen der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, sondern auch zu den Soziologen. Dort trifft er auf erfahrene und aufgeschlossene Partner, wenn Geppert sich seinen Forschungsthemen Beschäftigung und Arbeit, soziopolitische Aspekte in multinationalen Unternehmen oder der vergleichenden Organisations- und Managementforschung widmet. Dass der produktive Forscher dabei überwiegend auf Englisch publiziert liegt zum einen daran, dass „die Business-Sprache Englisch ist“. Daher hat er bereits seine Dissertation im Jahr 2000 an der Berliner Humboldt-Universität über die Wege des Lernens in ostdeutschen Unternehmen auf Englisch verfasst. Zum anderen war Geppert in den letzten fast 14 Jahren in Großbritannien tätig, zuletzt als Management-Professor an der Universität von Surrey. Dass er einige Lehrveranstaltungen in Jena auch auf Englisch anbieten wird, versteht sich fast von selber.
Die Rückkehr nach Deutschland sei für ihn dennoch ein bisschen „ein Kulturschock“ gewesen, da „Deutschland und Großbritannien anders sind“ – in Lebens- und Arbeitswelt. Er untermauert diese mit einem beruflichen Beispiel einer vergleichenden Fallstudie über Rolltreppenhersteller. Darin hat er u. a. ermittelt, dass Deutschland weitaus produktionsorientierter, Großbritannien stärker auf Verkauf und Marketing orientiert sei.
Doch Mike Geppert kann zwischen den Welten wandern. Er ist flexibel und gleichzeitig bodenständig, denkt nicht in eingefahrenen Kategorien und will beständig Neues kennenlernen. Die Friedrich-Schiller-Universität biete ihm den Raum dafür und Jena werde für ihn und seine Familie ein gutes Pflaster sein – davon ist der ehemalige Ringer und Theaterenthusiast überzeugt. Und multinationale Unternehmen könne man von jedem Ort aus erforschen, wichtig sei die Perspektive, ist Prof. Geppert überzeugt – und beweist es in seinen Studien.