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VON CAROLINE SPEISSER  |  21.02.2014 14:49

Zwischen Fußball-Hype und sozialer Entwurzelung – Brasilien vor WM und Olympischen Spielen

HfK-Studierende auf fotografischer Spurensuche der gesellschaftlicher Folgen sportlicher Mega-Events / Unterstützer für Foto-Band mit beeindruckenden Portraits und Stadtansichten von Rio und São Paulo gesucht

Die Fußballweltmeisterschaft findet in diesem Jahr in Brasilien statt. 2016 wird Brasilien Gastgeber der nächsten Olympischen Spiele sein. Sportliche Großereignisse, die auch wirtschaftlich und infrastrukturell einen großen Sprung für das Land mit der fünftgrößten Bevölkerung der Erde bedeuten sollen.

Aber: Was machen Bauboom, Spekulationsfieber und staatliche Investitionsprogramme in Sportanlagen, Highways, Hotels und Infrastruktur mit den Menschen, ihren Familien, ihrem Alltag, ihrer Heimat, ihren Städten? Selbst im fußballbegeisterten Brasilien wachsen die Sorgen, Ängste und Proteste gegen Entwurzelung und Zerstörung städtischer Lebensräume sowie die verordneten Umsiedlungsprogramme aus vertrauten Favelas in Retortensiedlungen an die Ränder der Städte. Und es stellen sich drängende Fragen: Wären die gigantischen Investitionen nicht besser, sozialer und nachhaltiger in Bildung, Schulen, Universitäten oder medizinischer Versorgung angelegt als in zwei sportliche Mega-Events?

Sorgfältig vorbereitet, voller Engagement und Neugier und ausgestattet mit guten Kontakten und großformatigen Analogkameras ist vor einem Jahr ein neunköpfiges Team von Studentinnen und Studenten der Hochschule für Künste Bremen nach Brasilien aufgebrochen. In Bremen an der HfK studieren sie mit dem Schwerpunkt Fotografie bei Professor Peter Bialobrzeski. In Brasilien recherchierten sie einen Monat lang in Rio de Janeiro und São Paulo, kamen mit Menschen ins Gespräch und dokumentierten und komponierten fotografisch ihre Erfahrungen. Ein Glücksfall für die jungen Fotograf_innen waren die zuvor aufgebauten Kontakte zu Studierenden der UERJ-Universität von Rio de Janeiro. Vor Ort ermöglichten sie Einblicke, Informationen, Gespräche und Kontakte zu Menschen, die europäischen Touristen und Weltenbummlern sonst wohl verschlossen bleiben.

Unter dem Projektnamen „SHIFT“ herausgekommen sind eindrückliche und sensible fotografische Portraits von betroffenen Menschen in Rio de Janeiro und São Paulo, beeindruckende Ansichten von Architektur und des rasanten Wandels städtischer Lebensräume und sorgfältige fotografische Kompositionen eines Lebensgefühls zwischen Hoffnung und Ängsten, Verstörung und Verunsicherung.

Ausstellungen der entstandenen Arbeiten sind fest geplant und werden von den jungen Fotografinnen und Fotografen aktuell vorbereitet. Und: Das Konzept für ein Buch, das im ersten Teil 62 Fotos versammelt und in einem zweiten weitere Bilder und Impressionen mit Texten von Volker Eick und Djenna Wehenpohl verknüpft, steht. Entstanden ist ein hochaktueller und beeindruckender Fotoband, der bis jetzt allerdings erst als Unikat und Ansichtsexemplar vorliegt.

Der Traum des Teams: Aus einem Buch sollen viele werden und möglichst rechtzeitig zur Fußball-WM veröffentlicht sein. Das SHIFT-Team arbeitet derzeit mit Engagement daran, nun auch die letzte Etappe eines großen Projektes zu schaffen: Finanzierung, Verlag, Druck, Vertrieb. Und es hofft auf Unterstützung: Jede und jeder kann mithelfen und zur/m Geburtshelfer_in werden, um aus dem Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Auf der Crowdfunding-Plattform Ulule stellen die HfK-Studierenden ihr Brasilien-Fotoprojekt vor und hoffen auf finanzielle Unterstützung. Der bisherige Erfolg lässt hoffen.

Unter dem folgenden Link gibt es weitere Infos zu Shift, die Möglichkeit, einen eigenen Finanzierungsbeitrag zuzusagen und sich über die „Dankeschöns“ für Unterstützer_innen zu informieren.

http://de.ulule.com/shift-photoproject/