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VON CLAUDIA HILBERT  |  07.01.2014 13:14

Wissen aus erster Hand

Bioinformatiker von den Universitäten Jena und Halle veranstalten gemeinsame Vorlesung

Jena/Halle (chi) Noch vor wenigen Jahren war es eine Sensation, inzwischen ist die Sequenzierung der DNA zur Entschlüsselung des Erbgutes einer Spezies nahezu Routine. „Das Sequenzieren ist regelrecht billig geworden, so dass wir von immer mehr Menschen, aber auch von vielen anderen Spezies das Genom kennen“, sagt Prof. Dr. Sebastian Böcker von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Diese gigantischen Datenmengen können wir für detaillierte Vergleiche nutzen, um beispielsweise herauszufinden, welche Funktionen die einzelnen Gene haben und welche die Grundlage bilden für typische menschliche Eigenschaften“, erklärt der Professor für Bioinformatik.

Sebastian Böcker forscht bereits seit vielen Jahren im Bereich der vergleichenden Genomik und verfügt zu diesem Thema über reichlich Hintergrundwissen. Davon profitieren die Jenaer Bioinformatik-Studierenden – und in diesem Wintersemester erstmals auch ihre Kommilitonen von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Denn Sebastian Böcker und der Hallenser Prof. Dr. Ivo Große bieten eine gemeinsame Vorlesung für Master-Studierende beider Hochschulen an.

Im Januar 2014 wird Prof. Böcker nach Halle reisen und dort den Vorlesungsteil zur vergleichenden Genomik halten. Parallel dazu wird der hallesche Bioinformatiker Ivo Große in Jena über eines seiner Spezialgebiete – die Erkennung von Sequenzmotiven für die Genregulation – referieren. „Das ist weiterhin ein großes Thema innerhalb der modernen Biowissenschaften und umso mehr freut es uns, dass nun Ivo Große als Experte auf diesem Gebiet nach Jena kommen wird“, sagt Böcker. Die Bioinformatik sei inzwischen ein vielgestaltiges Fach und viele Themen können daher innerhalb der Lehre oft nur angeschnitten werden, so der Wissenschaftler. Für die Studierenden sei die Lehrkooperation daher ein Gewinn: „Es ist einfach eine andere Sache, wenn jemand über ein Thema spricht, über das er nicht nur gelesen, sondern an dem er auch selbst gearbeitet hat. Die Studierenden erhalten damit gewissermaßen Wissen aus erster Hand: die Hallenser von Sebastian Böcker und die Jenaer von mir“, betont Ivo Große.

Die Vorlesung ist zwar als Wahlpflichtveranstaltung für Master-Studierende konzipiert, steht aber auch gleichermaßen für Mitarbeiter und Bachelor-Studierende offen. Entstanden ist die Idee der Lehrkooperation während der Arbeit an dem Antrag für ein gemeinsames Forschungsprojekt. „Wir wollen zukünftig sowohl mit den Jenaer Kollegen als auch mit der Universität Leipzig – dem dritten Partner im Univerbund Halle-Jena-Leipzig – vor allem im Bereich der Biodiversitätsforschung kooperieren“, berichtet Ivo Große. „Aber die Zusammenarbeit soll sich eben nicht nur auf die Forschung beschränken, sondern auch die Lehre einbeziehen.“ So sei die jetzige Vorlesung ein Test und weitere gemeinsame Vorlesungen oder Blockseminare durchaus denkbar. „Wenn es die Chance gibt, die ausgewiesenen Fachleute der Region zusammenzubringen und an die eigene Universität zu holen, dann muss man das einfach nutzen“, sagt Sebastian Böcker. „Das ist eine absolute Win-Win-Situation!“, stimmt Ivo Große zu.