VON AXEL BURCHARDT |
10.10.2013 10:10
Den besonderen Nachbarn erforschen
Aleksander-Brückner-Zentrum für Polenstudien wird am 21. Oktober an der Universität Jena eröffnet
Jena (AB/FSU) Polen ist nicht irgendein Nachbarland. Deutschland ist mit Polen historisch, kulturell und zunehmend auch wirtschaftlich verbunden. Diese besondere Beziehung wird in Mitteldeutschland nicht nur beachtet, sondern auch wissenschaftlich analysiert. Dazu nimmt am 21. Oktober in Jena das Aleksander-Brückner-Zentrum für Polenstudien den Betrieb auf.
Dass das von den
Universitäten Jena und Halle-Wittenberg getragene Zentrum in Zeiten finanzieller Einschränkungen eröffnet werden kann, ist einer Förderung durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit zu verdanken. Eine Anschubfinanzierung von jährlich 150.000 Euro für zunächst drei Jahre, die um weitere zwei Jahre verlängert werden kann, sichert den Start des neuen Forschungszentrums. Zum Eröffnungs-Festakt, der um 18 Uhr in den Rosensälen (Fürstengraben 27) beginnt, ist die Öffentlichkeit herzlich eingeladen. Zu den Gästen gehört die ehemalige Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth. Süssmuth, die auch Vorstandsvorsitzende der deutsch-polnischen Wissenschaftsstiftung ist, moderiert die Podiumsdiskussion „Qua vadis, Nachbar? Antworten aus Polen“, die den Festakt abschließt. Im Zentrum der Diskussion werden insbesondere die wirtschaftlichen Aussichten Polens, die Auswirkungen der deutschen Energiewende auf das Nachbarland und die Kunst- und Kulturszene Polens stehen.
Neben der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit fördern der Deutsche Akademische Austauschdienst und die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung das Zentrum. Über zusätzliche Drittmittel sollen gemeinsame Forschungsprojekte und Arbeitsgruppen insbesondere für Nachwuchswissenschaftler etabliert werden. Zentral für das Zentrum sind zwei neue Professuren an den Universitäten Halle-Wittenberg und Jena, deren Besetzung ansteht.
Masterstudiengang „Interdisziplinäre Polenstudien“
Mit der Gründung des Zentrums, das nach dem renommierten polnischen Historiker und Slawisten Aleksander Brückner (1856-1939) benannt ist, startet auch der Lehrbetrieb des deutschlandweit einmaligen Masterstudiengangs „Interdisziplinäre Polenstudien“. Der viersemestrige Aufbaustudiengang verbindet moderne Regionalstudien mit einer grundständigen Ausbildung in verschiedenen Disziplinen. Die Basis bilden landeskundliche Kompetenzen zu Polen, vermittelt durch umfangreiche Beschäftigung mit historischen und kulturellen Aspekten. Dabei kann der neue Master ohne Polnisch-Vorkenntnisse begonnen werden, während des Studiums werden die notwendigen Sprachkenntnisse vermittelt. Dies ist nicht nur, aber auch für das integrierte Semester inklusive Praktikum in Polen wichtig. Eine Besonderheit des gemeinsamen Studiengangs: Jeder Student kann seinem Studium ein individuelles Profil geben. Während die Ausbildung in den Fächern Geschichte, Politikwissenschaft und Soziologie an beiden Standorten gewährleistet wird, bietet Jena eine Vertiefung in Slawistik an. In Halle werden Ethnologie, Judaistik, Komparatistik, Deutsch als Fremdsprache und berufsorientierte Linguistik im interkulturellen Kontext als Schwerpunkte offeriert.
Seine besondere Qualität gewinnt der neue Studiengang zum einen durch die enge Anbindung an die jeweiligen Forschungszentren der beiden Universitäten, etwa das Imre-Kertész-Kolleg in Jena oder den Schwerpunkt „Gesellschaften und Kulturen in Bewegung“ in Halle. Zum anderen ist der Studiengang durch Forschungskooperationen mit den polnischen Universitäten in Białystok, Breslau, Danzig, Kattowitz, Krakau, Oppeln, Posen, Thorn und Warschau breit aufgestellt.
Davon profitiert auch das neue Forschungszentrum. Das Aleksander-Brückner-Zentrum für Polenstudien wird sich daran beteiligen, die Verbindungen zwischen den Nachbarländern zu analysieren und zu vertiefen.