ANDREAS BATTENBERG |
27.06.2013 13:42
TU München forciert Windenergie-Forschung
Mit dem neu geschaffenen Lehrstuhl für Windenergie vernetzt die Technische Universität München (TUM) ihre Forschungsaktivitäten im Bereich Windenergie. Für die Professur konnte die TUM den international anerkannten Experten Carlo Bottasso von der Technischen Universität Mailand gewinnen.
Während die Windenergie im norddeutschen Flachland einfach auszubauen war und der kontinuierliche, kräftige Wind hohe Erträge bringt, ist der Ausbau in Bundesländern wie Bayern sehr viel schwieriger. Um auch Standorte mit schwächerem Wind erschließen zu können, werden technisch effizientere Anlagen gebraucht. Für bergiges Gelände müssen neue Regelkonzepte entwickelt werden, weil die Winde hier stark fluktuieren.
Mehr als 30 Lehrstühle verschiedener Fakultäten der TU München sind im Bereich der Windenergie tätig. Die Projekte reichen von der Optimierung der Aerodynamik über die mathematische Modellierung von Starkwindrisiken bis hin zur zerstörungsfreien Prüfung von Turm und Rotorblättern. Landschaftsarchitekten erforschen die harmonische Integration von Windenergieanlagen in die Kulturlandschaft, Maschinenbauingenieure arbeiten an der Verlustminimierung der Getriebe, Elektroingenieure an der Optimierung der Regelungstechnik.
„Wenn wir die Energiewende erfolgreich gestalten wollen, müssen wir unsere Kräfte über die klassischen Disziplinen hinaus zielgerichtet bündeln“, sagt TUM-Präsident Professor Wolfgang A. Herrmann. „Mit Professor Bottasso konnten wir erneut einen international anerkannten Experten gewinnen.“
„Meine wissenschaftlichen Wurzeln liegen in der Hubschraubertechnologie. Von da ist der Weg zur Windkraft nicht weit“, sagt Professor Carlo Bottasso, der zuvor an der Politecnico di Milano (Technische Universität Mailand) tätig war. „Aber während es für Hubschrauber eine Vielzahl denkbarer Anwendungen und Einsatzfelder gibt, dominiert bei der Windkraft letztlich nur ein Ziel: so kosteneffizient wie möglich Strom zu erzeugen.“ Sein wichtigstes Ziel ist nun zunächst einmal, die verschiedenen vorhandenen Expertisen und Kooperationen zusammen zu führen und ein starkes Netzwerk aus internen und externen Experten.
Angesiedelt ist die Windenergieforschung im Bereich „Regenerative Energien“ der Forschungsinitiative TUM.Energy, koordiniert in der Munich School of Engineering (MSE), einem sogenannten Integrativen Forschungszentrum der TU München. Hier bestehen Verknüpfungen mit angrenzenden Themen wie neue Materialien, Einbindung ins Stromnetz, Energiespeicherung und viele mehr. Aber auch für das neu gegründete Munich Center for Technology in Society (MCTS) ist Windenergie ein Thema, denn auch die Bürger der entsprechenden Regionen müssen für einen weiteren Ausbau der Windenergie gewonnen werden.
Weitere Vernetzungen bestehen mit dem Forschungsprogramm „Energy Valley Bavaria“, in das das Wissenschaftsministerium in den kommenden Jahren zehn Millionen Euro investieren will, sowie mit dem Windenergieforschungsnetzwerk Süd (WindForS). Hier setzt sich die TU München zusammen mit weiteren süddeutschen Universitäten und Forschungsinstitutionen für die Einrichtung eines Windenergieanlagen-Testfeldes ein.
Auch neue Firmenausgründungen der
TUM arbeiten im Bereich der Windenergie: So entwickelt das Unternehmen fos4X faseroptische Sensoren zur Lastüberwachung von Rotorblättern; die Ascending Technologies GmbH stellt Minihubschrauber her, die unter anderem zur optischen Inspektion von Rotorblättern eingesetzt werden.