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VON AXEL BURCHARDT  |  29.04.2013 10:13

Hungersnöte wegen Finanzspekulationen?

Wirtschaftsethiker Ingo Pies spricht am 29. April an der Universität Jena über „Spekulanten des Todes“

Wird der Hunger in der Welt vervielfacht, weil gewissenlose Finanzjongleure mit Agrarrohstoffen und Nahrungsmitteln spekulieren? Stehen Banken zu Recht am Pranger, die sich an diesem offenkundig unmoralischen Geschäftsmodell beteiligen? „Nein“, sagt Prof. Dr. Ingo Pies von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Der Wirtschaftsethiker hat herausgefunden, dass der Einfluss von Finanzspekulanten auf die Lebensmittelpreise so gering ausfällt, dass er in entsprechenden Studien kaum nachzuweisen ist. Eine These, die dem Wissenschaftler heftigen Gegenwind etwa von Nicht-Regierungsorganisationen eingebracht hat. Ingo Pies wird am Montag (29. April) um 18.15 Uhr in den Rosensälen der Universität Jena (Fürstengraben 27) sprechen. Sein öffentlicher Vortrag ist überschrieben mit „Spekulanten des Todes? – Kritische Beobachtungen zur Diskussion um die Finanzspekulation mit Agrarrohstoffen“. Ingo Pies kommt auf Einladung von Prof. Dr. Andreas Freytag nach Jena. Der Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik an der Friedrich-Schiller-Universität verspricht sich eine anregende und spannende Debatte, zumal er seinen langjährigen Freund Pies als streitbaren Geist kennt. „Ingo Pies redet das Problem steigender Lebensmittelpreise keineswegs klein“, sagt Freytag. Aber die wissenschaftliche Analyse zahlreicher Studien zum Thema habe keinen Beleg gebracht, dass Spekulationen die Ursache für Preissprünge und Preisvolatilitäten – rasches und heftiges Auf und Ab von Preisen – sind. Als Ursachen für diese Preisschwankungen kommen zahlreiche Faktoren in Betracht, sagt Freytag. Dazu zählten Missernten und politische Reaktionen darauf, etwa Exporteinschränkungen, das Wachstum der Menschheit und eine verfehlte Preispolitik. Andreas Freytag: „Der Fleischkonsum steigt ständig, auch weil Fleisch viel zu billig ist.“ Im Gegenzug werde wertvolles Getreide knapp, weil es an Rinder und Schweine verfüttert wird. Prof. Freytag erhofft sich am Montag eine rege und kontroverse Diskussion, die gleichwohl sachlich bleiben möge. Er wird das Gespräch im Anschluss an den Vortrag moderieren. Zu Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. Ingo Pies ist die interessierte Öffentlichkeit herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.