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VON INFORMATIONSDIENST WISSENSCHAFT  |  31.10.2012 09:17

Alten Roboter ins 21. Jahrhundert „gebeamt“

Zwei spanische Gaststudenten haben an der Hochschule Osnabrück einen alten Industrieroboter umprogrammiert. Jetzt kann er mit den anderen Robotern im Hochschullabor für Handhabungstechnik und Robotik kommunizieren und mit moderner Technik gesteuert werden.

Zwei Dinge springen dem Besucher des Robotiklabors der Hochschule Osnabrück sofort ins Auge: Der alte gelbe Roboter IBM 7545 und ein grauer Monitor aus den 1980-ern wirken wie Fremdkörper in dem ansonsten nach dem neuesten Stand der Technik ausgestatteten Raum. Doch genau mit diesen beiden „Schätzchen“ beschäftigten sich in den letzten Monaten zwei spanische Gaststudenten – und hatten offensichtlich viel Spaß und Erfolg dabei.

Alejandro Garcia Lodeiro und Jonathan Alvarez Alvarez von der Universität von Oviedo verfassten in Osnabrück ihre Masterarbeiten. Ihr Ziel war es, dem IBM-Roboter eine Bedienbarkeit vergleichbar mit der heutiger Industrieroboter „beizubringen“. Zudem sollte der rund 30 Jahre alte Roboter mit seinen modernen Pendants kommunizieren können, um automatisch gemeinsame Aufgaben zu bewältigen. Denn wegen seiner Robustheit findet der IBM 7545 immer noch – wenn auch nur vereinzelt – Einsatz in der Industrie, obwohl er seit Jahrzehnten nicht mehr hergestellt wird.

Ihre Aufgaben haben die beiden Spanier erfolgreich gelöst: Da waren sich deren Betreuer, der Robotik-Professor Dr. Dirk Rokossa und der Informatik-Experte Prof. Dr. Frank M. Thiesing, nach der Abschlussprüfung einig. „Alejandro und Jonathan haben den Industrieroboter aus den 80-er Jahren ins 21. Jahrhundert geholt“, lobte Prof. Thiesing, der als Kontaktprofessor die Arbeit der Studenten aus Oviedo an der HS Osnabrück ermöglicht hat. „Und aus einem ‚Einzelgänger‘ ist ein ‚Teamplayer‘ geworden“, ergänzt sein Kollege Prof. Rokossa. Nun kann der alte Roboter via Internet gesteuert werden und mit anderen Laborrobotern interagieren.

Das Besondere an den Masterarbeiten ist vor allem deren Interdisziplinarität. „Die Robotik bietet ein breites Feld an Spektren: Maschinenbau, Elektrotechnik und natürlich Informatik – wo unsere spanischen Studenten zu Hause sind – greifen hier ständig ineinander“, sagt der Laborleiter Prof. Rokossa. Die Arbeit mit den beiden Gaststudenten fand er „klasse“. Abends ging er auf dem Heimweg meist am Arbeitsplatz von Alejandro und Jonathan vorbei – und blieb dort nicht selten noch ein bis zwei Stunden, um mit den hoch motivierten Studenten interessante Fachfragen zu diskutieren. „Jetzt werde ich vermutlich pünktlicher Feierabend machen“, sagt Rokossa augenzwinkernd.

Schon wenige Tage nach ihrer Prüfung werden die beiden Absolventen nach Spanien aufbrechen, um dort ihre Urkunden in Empfang zu nehmen. Dann geht es wohl zurück nach Deutschland, denn Alejandro und Jonathan bewerben sich gerade um Jobs im Bereich der Software-Entwicklung in der Kommunikationstechnik – vor allem in der florierenden Automobilindustrie. Denn in Deutschland fühlen sie sich wohl. „Wir haben insgesamt 13 Monate in Osnabrück verbracht: Zuerst haben wir Deutschkurse besucht und dann unsere Masterarbeiten geschrieben“, erzählt Alejandro. Zwar seien sie gewarnt worden, dass das Wetter in Osnabrück etwas „durchwachsen“ sein kann, doch Regen und Kälte hätten sie nicht gestört: „Da haben wir halt mehr gearbeitet und nicht viel vom schlechten Wetter mitbekommen“, sagt Jonathan und lacht.

Dagegen haben die Beiden die guten Seiten des Osnabrücker Lebens ausgekostet. Im Sommer waren sie jeden zweiten Tag im Moskaubad, und auch auf dem Weihnachtsmarkt und vor allem auf der Maiwoche waren sie Stammgäste: „Es ist einfach unglaublich – die vielen Menschen aus der ganzen Welt, tolle Musik und leckeres Essen“, so Jonathan. Das alles wird er vermissen und will im nächsten Mai auf jeden Fall in Osnabrück vorbeischauen. Was Alejandro fehlen wird? – „Meine Freunde und Mitbewohner aus dem Wohnheim, die hilfsbereiten Professoren und Mitarbeiter und auch unsere Fahrradtouren auf Rädern, die uns Prof. Thiesing geliehen hatte. In Osnabrück waren wir viel mit dem Rad unterwegs – die Radwege sind gut in Schuss und die Autofahrer nehmen viel mehr Rücksicht auf Radfahrer als bei uns zu Hause.“