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VON INFORMATIONSDIENST WISSENSCHAFT  |  17.07.2012 09:44

Praktikanten programmieren Roboter

Zwei Zehntklässler des Osnabrücker Gymnasiums in der Wüste absolvieren ein Praktikum an der Hochschule Osnabrück.

Theater, Finanzamt, Krankenhäuser und viele große und kleine Firmen der Osnabrücker Region: Überall dort kann man in diesen Wochen Praktikantinnen und Praktikanten des Osnabrücker Gymnasiums „In der Wüste“ antreffen. Im Fach „Politik und Wirtschaft“ steht dort für Zehntklässler ein zweiwöchiges Praktikum auf dem Programm. Kilian Bruns und Karim El Robrini absolvieren es im Laborbereich „Allgemeine Informatik“ der Hochschule Osnabrück.

„Über meinen Nachbarn, der hier Informatik studiert hat, kam ich zu Professor Thiesing“, erzählt Kilian. Dr. Frank M. Thiesing lehrt Software-Engineering an der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik (IuI) und traf sich bereits Anfang Januar mit dem Schüler zu einem Vorstellungsgespräch. Drei Wochen später bewarb sich auch Karim um einen Praktikumsplatz: „Wir beide nehmen schon seit vier Jahren an der Roboter-AG in unserer Schule teil. Als ich erfuhr, dass Kilian in seinem Praktikum Roboter programmieren wird, wollte ich natürlich auch mitmachen“, sagt der 16-Jährige.

„Im Programmieren sind die beiden richtig fit. Ich bin beeindruckt, wie schnell sie ihre Aufgaben meistern und bin froh, sie als Praktikanten zu haben“, lobt Prof. Dr. Heiko Tapken, der das Praktikum leitet. Der Professor für Datenbanken und Software-Entwicklung macht Studienanfänger im Fach Informatik mit den Programmiersprachen Java und C vertraut und hat gemerkt, dass das Programmieren oft als recht „trockene“ Materie empfunden wird: Stundenlang gibt man am Rechner Befehle ein und darf keinen einzigen Tippfehler machen. Um den Studierenden gleich zu Beginn Spaß am Programmieren zu vermitteln, will Prof. Tapken ab Herbst Erstsemester mit Robotern arbeiten lassen. Die Vorarbeiten dafür haben nun die beiden Praktikanten übernommen. Sie bauen aus Lego-Techniksets Roboter zusammen und prüfen, wie viel Zeit für welche Aufgaben benötigt wird. Sie richten Rechner ein, installieren verschiedene Programme auf den Steuerteilen der Roboter, arbeiten Software-Beschreibungen durch und programmieren schließlich die Lego-Roboter in verschiedenen Sprachen so, dass diese einer schwarzen Linie folgen – indem der eingebaute Lichtsensor zwischen Schwarz und Weiß unterscheidet.

Karim und Kilian haben ihre Aufgaben für zwei Wochen bereits nach fünf Tagen komplett gelöst. Für ihr schnelles Arbeiten haben sie eine einfache Erklärung – ihre guten Vorkenntnisse: „Wir haben ein Jahr Informatik-Unterricht hinter uns; auch in der Roboter-AG haben wir in den letzten Jahren viel über das Programmieren gelernt: Anfang dieses Monats hat unsere Arbeitsgruppe an einem Robo-Tec-Wettbewerb teilgenommen und als beste Schule der Region abgeschnitten.“

Für die zweite Arbeitswoche haben die beiden Nachwuchsprogrammierer jetzt weitere Aufgaben bekommen: Sie sollen nicht nur ihre bisherige Arbeit dokumentieren und eine Präsentation über ihre Erfahrungen für die Schule und die Labormitglieder vorbereiten. Karim und Kilian werden einen vierstündigen Workshop für Jugendliche konzipieren und eine eigene Aufgabensammlung für die Programmiersprache Java erstellen.

Inge Hartmann unterrichtet Politik und Wirtschaft am Gymnasium „In der Wüste“ und besucht jetzt ihre 22 Schüler an deren Arbeitsplätzen. „Nach Feierabend sind sie alle jetzt sehr müde – und merken, dass die Arbeitswelt schon anstrengender ist als die Schule. Vielleicht lernen sie jetzt ihr Schülerleben mehr schätzen“, sagt sie augenzwinkernd. Dann wird die Lehrerin ernst und lobt die Praktikumsorganisation an der Hochschule: Die Arbeitsaufträge seien passgenau auf die Praktikanten zugeschnitten, man merke den beiden Schülern sofort Interesse und Spaß an. Insgesamt findet sie Praktika sehr hilfreich, um Jugendliche schon in der Schule für die Erfordernisse des Berufslebens zu sensibilisieren: „In kurzer Zeit wird den Schülern das vor Augen geführt, was sie in Theorie im Fach Wirtschaft gelernt haben. Sie lernen neue Arbeitstechniken kennen und sehen, wie wichtig Sekundärtugenden – wie Pünktlichkeit, Ausdauer und Belastbarkeit – im Beruf sind.“ Einige von Inge Hartmanns Schülern nehmen am Patenmodell der Berufsbildenden Schulen am Pottgraben teil: Azubis helfen den Gymnasiasten bei der Suche nach einem Praktikumsplatz und stehen ihnen in den zwei Arbeitswochen zur Seite.