ANZEIGE
Für die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) und den Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. (BDU e.V.) steht fest: Die geplante Reform der ärztlichen Approbationsordnung (ÄAppO), die jetzt aus Kreisen der Bundesländer vorgeschlagen wurde, ist weder zeitgemäß noch genügt sie dem tatsächlichen Bedarf. Deshalb sprechen sich die wissenschaftliche Fachgesellschaft und der Berufsverband in einer gemeinsamen Stellungnahme klar gegen die beabsichtigte Neuordnung aus.
Danach soll das bisherige Wahltertial im praktischen Jahr (PJ) durch ein verpflichtendes Tertial in der Allgemeinmedizin abgelöst werden. Hintergrund dieser Initiative ist die Überlegung, bereits im Studium dem prognostizierten Hausarztmangel entgegenzuwirken.
DGU und BDU betonen in Ihrer Stellungnahme: Durch das verpflichtende Tertial haben Medizinstudenten keine Möglichkeit mehr, außerhalb der drei dann verbindlichen Fächer Chirurgie, Innere Medizin und Allgemeinmedizin praktischen Einblick in andere Fachgebiete zu erhalten. Die Initiatoren würden verkennen, dass die ärztliche Versorgung auch zukünftig nicht schwerpunktmäßig über Hausärzte erfolgen kann. Vielmehr ist im Zuge immer differenzierterer Behandlungserfordernisse davon auszugehen, dass die fachärztliche Versorgung weiter an Gewicht gewinnen wird. Für die Urologie als „kleines Fach“ gibt es im Rahmen der bestehenden ÄAppO schon jetzt nicht genügend Zeit, den Studenten die Vielzahl der urologischen Krankheitsbilder nahe zu bringen. Darunter die aus der Fülle angeborener Anomalien resultierenden Probleme, die Bedeutung von Harnwegsinfektionen bei immer mehr resistenten Keimen sowie das Harnsteinleiden und die Harninkontinenz als „Volkskrankheiten“ einer immer älter werdenden Bevölkerung. Hinzu kommt, dass fast 30 Prozent aller soliden Tumore, u.a. auch das Prostatakarzinom als häufigster Tumor des Mannes,in das Fachgebiet der Urologie fallen.
Umso unverständlicher erscheint es, Studenten zukünftig die Möglichkeit nehmen zu wollen, ein sie interessierendes Fach bereits im PJ in der Praxis kennenzulernen - immerhin gibt es in der Medizin 33 Fachgebiete. Dies bedeute nicht nur eine Entmündigung der Medizinstudenten, sondern auch eine Gefahr für den Status des deutschen Gesundheitssystems, das durch qualifizierte Facharzttätigkeit geprägt ist. Die fachärztliche Versorgung jedoch scheint in der politischen Diskussion immer weniger Wertschätzung zu genießen. Das, so warnen die Urologen, werde sich auf Dauer zu Lasten der Versorgungsqualität auswirken.
DGU und BDU plädieren daher dafür, das Wahltertial gemäß § 3 der Approbationsordnung beizubehalten und urologische Krankheitsbilder nicht nur in einem 2-tägigen Praktikum vermitteln zu müssen. Krankheitsbilder, die später auch „tägliches Brot“ eines Hausarztes sind, sollten wenigstens im Studium entsprechend gelehrt und gelernt werden können. Dies würde mindestens ebenso dazu beitragen ,das Hausarzt-Modell zu stärken wie der Entwurf des Bundesministeriums für Gesundheit zur Modifikation der ÄAppO, der vorsieht, die Universitäten zu verpflichten, zunächst 10 Prozent,ab 2019 dann 20 Prozent ihrer Studierenden die Absolvierung des Wahltertials in der Allgemeinmedizin zu ermöglichen. Dies bedeute eine erhebliche Aufwertung der Allgemeinmedizin und erübrige die Initiative der Bundesländern, die zudem erhebliche organisatorische Umsetzungsprobleme generiere.