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VON INFORMATIONSDIENST WISSENSCHAFT  |  25.01.2012 09:09

Profis schulen Azubis – wie man zum urbanen Gärtner wird

Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der HU an 190.000 Euro-Projekt beteiligt

Blumen auf Kreisverkehren, Beete auf Industriebrachen – urbanes Gärtnern, auch "Urban Gardening" genannt, erobert die Städte. Immer mehr Bürger machen ihr Umfeld in Eigenregie grüner. In Berlin fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) nun mit rund 190.000 Euro den Aufbau eines Netzwerks, das den Wissensaustausch zwischen Fachleuten regionaler Garten- und Landwirtschaftsbetriebe sowie Berufsschülern und Berufsschullehrern durch gemeinsame Projektarbeit fördern soll. Die wissenschaftliche Begleitung wie die Evaluierung des Projekts liegt in den Händen des Lehr- und Forschungsgebiets Beratung und Fachdidaktik der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät (LGF) der Humboldt-Universität zu Berlin.

Insgesamt zwölf Berufsschulklassen und 30 Lehrer der Kreuzberger Peter-Lenné-Schule sowie 330 Mitglieder von "Urban Gardening"-Projekten und über 500 Fachleute wollen fünf verschiedene Begrünungsprojekte bis 2014 modellhaft umsetzen und so einen Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung leisten. Im praktischen Miteinander und durch das Einbinden städtischer Hobbygärtner lernen die Auszubildenden, wie sich Brachflächen nachhaltig begrünen lassen. Speziell konzipierte Schulungen sollen den Azubis berufliche Zusatzqualifikationen vermitteln und eine Karriere in der "Grünen Branche" attraktiver machen. Die LGF erstellt eine Wissenslandkarte zum Urban Gardening in Berlin und verbindet die einzelnen Lerneinheiten zu einem integrierten Konzept.

"Die Urban Gardening Bewegung ist gelebte Integration: Menschen unterschiedlicher Sozialisierung, Kulturen und Bildung verbindet das gemeinsame Interesse am Gärtnern in seinen verschiedensten Formen", unterstreicht Dr. Thomas Aenis, Leiter des Lehr- und Forschungsgebiets Beratung und Fachdidaktik an der LGF. "Gerade in Berlin wächst das Interesse am städtischen Gärtnern rapide und gleichzeitig nimmt das Interesse an grünen Berufen ebenso rapide ab. Wir versuchen beides zu verbinden."

Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof soll im Rahmen des Projekts zusammen mit Anwohnern, Nachbarn und Aktionsgruppen eine 5.000 Quadratmeter große Brache in einen Nutzgarten verwandelt werden. Dort können Bürger aus der Nachbarschaft einen Teil ihrer Lebensmittel künftig selbst anbauen.

In den "Prinzessinnengärten" in Kreuzberg untersuchen die Auszubildenden, wie sich die städtische Bodenqualität durch den Einsatz von Biomasse verbessern lässt. Zusammen mit der Nachbarschaft soll ein Kompostsammelsystem entwickelt werden, das in Privathaushalten und Schulen sowie im Kleingewerbe eingesetzt werden kann.

Schüler der Peter-Lenné-Schule werden modellhaft für den Gemeinschaftsgarten auf dem Tempelhofer Feld und den Prinzessinnengarten ein Beratungs- und Umsetzungskonzept zum Wassermanagement auf Stadtbrachen in urbanen Gärten entwickeln und umsetzen.

Auf der innerstädtischen Agrarfläche des Biolandbetriebes Wendelin können die Auszubildenden und interessierte Familien lernen, wie sich Biogemüse in Stadtgebieten anbauen lässt.

Am Standort der Bildungsstätte Lasker Höfe soll eine artenreiche Wildobst-Gehölzecke angelegt und von Anwohnern und jungen Leuten aus benachbarten Jugendclubs langfristig gepflegt werden.