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VON INFORMATIONSDIENST WISSENSCHAFT  |  22.12.2011 09:03

Immer Ärger mit der Software?

Hochschulen wollen Ausbildung von Software-Entwicklern systematisch verbessern

Software bestimmt unseren Alltag – sowohl im Büro als auch Zuhause. Und nicht selten ärgern wir uns über fehlerhafte Programme, die den Computer abstürzen oder ein Flugzeuge nicht starten lassen. Schaut man hinter die Kulissen, so merkt man schnell: Das Entwickeln von Software, also das Software-Engineering ist ein äußerst komplexer Prozess, der nicht nur fachliches Know-how erfordert, sondern darüber hinaus von Informatikern beispielsweise auch Kommunikations- und Teamfähigkeit verlangt. Diese sog. weichen Faktoren stellen die Informatik-Ausbildung vor große Herausforderungen.

Besonders engagierte Informatik-Professoren an bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften stellen bereits seit längerem fest, dass die reine „Vorlesung“ nicht in der Lage ist, ihre Studierenden optimal auf die Berufsanforderungen eines Software-Entwicklers vorzubereiten. Sie erprobten – zunächst jeder für sich – neue didaktische Ansätze aus. Und sie schlossen sich im Fachdidaktik-Arbeitskreis „Software Engineering“ am bayerischen Zentrum für Hochschuldidaktik DiZ zusammen, um sich auszutauschen.

Jetzt wollen sie einen Schritt weiter gehen und neue didaktische Methoden im Studium systematisch untersuchen. Dazu schlossen sich Informatiker der Hochschulen Coburg, Regensburg, Kempten, Aschaffenburg, Landshut und Neu-Ulm zusammen. Und sie bewarben sich beim Förderprogramm „Qualitätspakt Lehre – Bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit ihrem Verbundantrag Evelin. Evelin steht für Experimentelle Verbesserung des Lernens von Software Engineering. Prof. Dr. Dieter Landes von der Hochschule Coburg wird zusammen mit Prof. Dr. Jürgen Mottok von der Hochschule Regensburg das Projekt leiten. Prof. Landes fasst die Fragestellung des Projekts so zusammen: „Wir wollen systematisch ermitteln, wie es uns am besten gelingt, die komplexen Aufgaben des Software-Engineerings aus der Praxis möglichst realistisch in unserem Hochschulunterricht abzubilden und so den Studierenden das nötige Rüstzeug mitzugeben.“

Gemeinsam mit den fünf weiteren bayerischen Verbundhochschulen will er in den nächsten fünf Jahren das tägliche Lehren und Lernen im Zusammenspiel von Professoren und Studenten unmittelbar verbessern. Der Hörsaal wird damit praktisch zum Labor, in dem Informatiker mit Unterstützung von Didaktikern systematisch untersuchen, welche Kompetenzen erfolgreiche Software-Entwickler brauchen und wie sich diese am besten vermitteln lassen, so dass sie sich auch in der Praxis bewähren.

Für das Projekt sollen den sechs beteiligten Hochschulen in den nächsten fünf Jahren bis zu 6,42 Mio. Euro zur Verfügung stehen. 12 wissenschaftliche Mitarbeiter widmen sich so einem Thema, zu dem es aktuell noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt. Denn die Didaktik der Informatik richtet ihr Augenmerk bisher auf Schüler und Lehrer und nicht auf die Hochschul-Ausbildung. Prof. Landes ist überzeugt: „Damit Deutschland bei der Software-Entwicklung weiterhin erfolgreich bleibt, müssen Informatiker die Hochschule verlassen, die wissen, worauf es bei komplexen Prozessen ankommt und wie man mit Kollegen aus anderen Fachdisziplinen zurechtkommt.“ Dabei spielt in Zukunft auch das lebenslange Lernen sowie die Weiterbildung in den Unternehmen eine entscheidende Rolle.

Für die Hochschule Coburg ist das Verbundprojekt Evelin schon der zweite Erfolg im Qualitätspakt Lehre des Bundesbildungsministeriums. Coburgs Hochschulpräsident Prof. Dr. Michael Pötzl stellt dazu fest: „Zusammen mit dem Projekt ‚Coburger Weg‘ stehen unserer Hochschule für die Entwicklung innovativer Lehrkonzepte bis 2016 jetzt insgesamt ca. 9,0 Mio. Euro zur Verfügung.“