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Die Promotion an einer Universität verlangt schon viel Organisationsgeschick. Welche Herausforderung muss es dann erst sein, sich von zwei Universitäten promovieren zu lassen. Der Physiker Dr. Alexander Heidt hat den Schritt trotzdem gewagt und seine Dissertation per Cotutelle-Verfahren (frz. „gemeinsame Betreuung“) absolviert. Das heißt, seine Promotion wird von zwei Universitäten in verschiedenen Ländern betreut. Heidt ist sowohl von der Friedrich-Schiller-Universität Jena als auch von der Universität Stellenbosch in Südafrika promoviert worden – zwei Städte, die immerhin etwa 9.500 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt liegen. Nun hat er von beiden Universitäten den Doktortitel erhalten – mit der Gesamtnote „summa cum laude“.
Beim Cotutelle-Verfahren kann die Dissertation zwar in Deutsch verfasst sein, dann muss aber eine ausführliche Zusammenfassung in der zweiten Sprache vorliegen. Oder aber der Doktorand schreibt gleich die ganze Arbeit in Englisch. Außerdem muss der zeitliche Forschungsaufwand an beiden Universitäten ungefähr gleich sein.
Alexander Heidt ist damit der erste Doktorand der Physikalisch-Astronomischen Fakultät der Universität Jena, der auf diese besondere binationale Art und Weise den Doktortitel erlangt. Insgesamt bewegt sich die Zahl der Cotutelle-Absolventen in Jena noch im einstelligen Bereich.
„Die Ergebnisse meiner Dissertation waren nur durch die Infrastruktur und die Unterstützung meiner Betreuer und Kollegen an beiden Instituten möglich“, sagt Dr. Alexander Heidt. „Deshalb freue ich mich besonders über den Doktortitel von beiden Universitäten, da er den besonderen kollaborativen Charakter meiner Forschung am besten widerspiegelt.“ Der größte Vorteil habe darin gelegen, im Ausland arbeiten zu können und die damit verbundenen Erfahrungen zu machen. Gleichzeitig suche man sich natürlich die optimalen Partner, um von deren Kompetenz und den technischen Möglichkeiten zu profitieren. „Insgesamt erfordert eine solche binationale Promotion aber schon einiges Organisationsgeschick ab“, sagt der Physiker.
An der Universität Jena wurde die Arbeit vom Lehrstuhlinhaber für Moderne Optik Prof. Dr. Hartmut Bartelt betreut, der auch die Forschungsabteilung Faseroptik am Institut für Photonische Technologien (IPHT) leitet. Heidt beschäftigte sich mit dem Design und der Anwendung von optischen Spezialfasern, die speziell optimiert sind für die Weißlichterzeugung. Ein solches Weißlicht sei heller als herkömmliche Lichtquellen wie Glühlampen oder weiße Leuchtdioden, informiert der 29-Jährige über die Vorteile. Außerdem bestehe es aus kurzen Pulsen, so dass zeitaufgelöste und synchronisierte Messungen möglich werden, mit denen etwa das Verhalten von Molekülen in chemischen Reaktionen auf Zeitskalen von weniger als einer Pikosekunde untersucht werden können.
„Für meine Arbeit waren sowohl das Institut für Photonische Technologien in Jena als auch das Laser Research Institut in Stellenbosch bestens ausgestattet“, sagt Heidt. „Ich habe in Jena promoviert, weil es eines der international führenden Zentren für Optik und speziell für Fasertechnologie ist.“ Deshalb habe er sich sehr gefreut, dass die Idee dieser etwas exotischen Promotionsform hier ohne Probleme aufgenommen wurde.
In Stellenbosch half er sogar beim Aufbau eines speziellen Labors zur optischen Fasertechnologie. Außerdem hielt er dort bereits einführende Vorlesungen vor über 300 Studenten. Doch es gab noch einen weiteren Grund dafür, ans Kap der Guten Hoffnung aufzubrechen: „Ich kam das erste Mal im Winter 2005 nach Südafrika, als ich mein Physikstudium für ein Semester unterbrach und in verschiedenen Township-Schulen Mathematik und Naturwissenschaften unterrichtete“, erzählt Heidt. „Seitdem bin ich fasziniert von der Regenbogennation.“
Für seine nächste Aufgabe zieht es Alexander Heidt in den Norden: Ab 2012 übernimmt er eine Post-Doc-Stelle an der University of Southampton.