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VON DOROTHEA HOPPE-DÖRWALD  |  14.11.2011 09:55

Planspiel im Fach Logistik an der FH Worms

Diesmal bitte Teamwork – Prozesse verstehen, Logistik gestalten

Das Problem ist jedem schon mal begegnet. Genau der Artikel, den man im Super-markt zu finden hoffte, ist ausverkauft. Spätestens dann bemerkt man, wenn Logistik einmal nicht wie gewohnt funktioniert. Auf dem Lehrplan von Professor Sebastian Herr steht heute ein Planspiel „Pepsi Distribution in der Ukraine“ und zügig packen die internationalen Masterstudenten mit an, um den Seminarraum kurzfristig in ein Zentrum für Logistikteams umzuräumen. Mit leichter Hand werden Stellwände und alle weiteren nötigen Materialen für gelingende Teamarbeit verteilt. Auch die Gruppenaufteilung geschieht völlig entspannt, eher wie nebenbei. Es wird schnell klar, hier sind junge lernwillige Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern zusammengekommen, um den Vertiefungskurs „Global Logistics and Supply Chain Management“ im englischen Masterprogramm International Business Administration and Foreign Trade (IBA) der FH Worms zu nutzen.

Eng geführte Arbeitseinheiten bringen Ergebnisse
Professor Herr visualisiert den ersten Arbeitsschritt. Grundlage des Planspiels ist die Einführungsveranstaltung Prozessmanagement, die den Studierenden bereits in der Woche zuvor zur Verfügung näher gebracht wurde. Ziel ist es, den Studierenden die Theorie des Prozessmanagements erlebbar zu machen. Dazu bietet sich ein Fallbeispiel an, das die angehenden Logistiker zwingt, alle Stufen einer Wertschöpfungskette von der Produktion bis zum Kunden zu durchdenken. Gleich mit der ersten Frage sind die Kleingruppen mitten drin in der Diskussion. Neben der konkreten Arbeitsanweisung sind auch klare Zeiteinheiten angegeben. Somit ist gleich klar, dass es keinen Sinn macht, sich in uferlosen Kleinstdiskussionen zu verlieren. Hier geht es um die schnelle Einigung und um klare Aussagen. Das Ganze wird zugleich per Metaplan als Prozesslandkarte visualisiert. Gestartet wird mit der alles bestimmenden Frage in der Logistik: Who is the customer?

Ein ganzer Prozessablauf wird sichtbar
Die Studierenden arbeiten sich zielstrebig durch die neun Fragen. Behutsam schaltet sich der Professor ein, sollte ein Team die Gefahr laufen, sich auf Abwege zu begeben. Kurzes Nachfragen oder kleine Hinweise sorgen dafür, dass das Thema nicht aus den Augen verloren wird. Das Bild der Distribution von Cola-Dosen in der Ukraine vervollständigt sich nach und nach. „Die Arbeit mit den Masterstudierenden ist besonders angenehm,“ so Herr, „denn sie haben ein ganz klares Ziel, sind bereits Studienroutiniers und nicht zuletzt sehr motiviert.“ Ein umfangreiches Ablaufdiagramm der Warenwege und der Kommunikationswege wird sichtbar. Abschließend müssen noch Bewertungen vorgenommen werden. Durch die Diskussion im Team wird deutlich, an welchen Stellen des Prozesses Reibungen entstehen, die mit Verlusten einhergehen. Genauso gut wird aber auch erkennbar, an welcher Stelle der Prozess „fließend“ gestaltet wurde. Diesem Punkt kommt in der Logistik eine besondere Bedeutung zu, ist doch permanente Prozess-optimierung und das Denken in Flüssen ständiger Begleiter bei der Ausgestaltung von logistischen Netzen.

Positives Feedback rundet die Lehreinheit ab
Wie im Flug ist das Seminar vergangen. Die didaktische Vielfalt durch den Einsatz der unterschiedlichen Methoden und die große Autonomie, die die Kleingruppen trotz enger Vorgaben genutzt haben, führen zu guten Ergebnissen. Abschließend erhalten die Studierenden als Hausaufgabe zwei Analysebögen zur Fehleranalyse. Das hilft den Vorgang noch einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen und die Lerneinheit zu reflektieren.
Professor Herr fordert noch eine kurze Feedbackrunde zu dem absolvierten Planspiel ein. Nur positiv äußern sich die Studierenden des Fachbereichs Internationale Betriebswirtschaft- und Außenwirtschaft, sie fanden diese Lehreinheit perfekt, informativ, interessant, lehrreich und sinnvoll. Das Ziel ist erreicht, ein nur theoretisch vermittelter Ablauf wurde praktisch nachvollzogen. Dazu bedarf es keines großen Aufwands, sondern klar formulierter Vorgaben, die schnell die Ergebnisse aller für alle verständlich machen. Zufrieden sind nicht nur die Studierenden, auch Professor Herr freut sich, es ist wieder einmal gelungen, dass ein Prozess erlebbar wurde und die Gruppen harmonisch zusammengearbeitet haben. Ganz wichtig ist der routinierte Umgang mit Diskussionen und der Dokumentation, der so eindruckvoll vermittelt werden kann. Ein bisschen kann auf diese Art und Weise das Gespür für den Arbeitsalltag im Prozessmanagement entwickelt werden. Ein lohnender Ansatz, sich doch immer mal wieder von klassischen Unterrichtsmethoden zu verabschieden.