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Die Mehrheit der Senioren steht Servicerobotern positiv gegenüber. Das zeigt eine aktuelle Umfrage im Rahmen der neuen VDE-Studie „Mein Freund der Roboter“. Demnach befürworten unter den Befragten 75 Prozent der Techniker, 56 Prozent der Rentner und 50 Prozent der Pflegekräfte den Einsatz von Robotern im privaten Bereich. Am beliebtesten sind Haushaltsroboter wie Staubsauger- und Wischroboter, aber auch futuristische Anwendungsszenarien wie der „roboterisierte Rollstuhl“ erzielen hohe Akzeptanzwerte. In den nächsten Jahren werden Serviceroboter und automatisierte Lösungen für ältere Menschen zunehmend in die Haushalte einziehen und auch Pflegeaufgaben übernehmen. Dies bietet große Chancen für Industrie und Gesellschaft in Deutschland. Zum einen soll der Trend zu attraktiven ökonomischen Wachstumsraten im zweistelligen Bereich und neuen Arbeitsplätzen führen. Dabei eröffnen sich Deutschland aufgrund seiner guten Position in der Industrierobotik und Automation sowie anderen Basistechnologien große Potenziale auf dem Weltmarkt. Zum anderen tragen Serviceroboter dazu bei, die großen Herausforderungen des demografischen Wandels erfolgreich zu meistern und die Lücke zwischen einer kontinuierlich alternden Bevölkerung, einer rückläufigen Erwerbsbevölkerung und einem Mangel an Pflegekräften zu schließen. Allerdings zeigt die VDE-Studie auch, dass das gesellschaftliche und technologiepolitische Bekenntnis zum „Freund Roboter“ noch nicht so klar ausfällt wie in asiatischen Ländern, etwa Südkorea oder Japan.
Privatbereich wichtigster Zukunftsmarkt für Serviceroboter
Grundsätzlich werden in der Servicerobotik zwei Hauptklassen unterschieden:
Serviceroboter für gewerbliche Anwendungen einerseits und für den häuslichen Bereich andererseits. Nach dem jährlich erscheinenden World Robotics Bericht der International Federation of Robotics (IFR) spielen Serviceroboter für gewerbliche Anwendungen insbesondere in den Bereichen Sicherheit, Verteidigung und Rettung, aber zum Beispiel auch in der gewerblichen Reinigung oder etwa als Chirurgieroboter in der Medizin eine Rolle.
Laut IRF waren bis 2009 im gewerblichen Segment weltweit 63.429 Serviceroboter im Einsatz.
Die höchste Verbreitung von Servicerobotern im Privatbereich erreichen Staubsauger- und Wischroboter (4,2 Mio.) sowie Rasenmähroboter (ca. 133.000). Mit steigender Tendenz: Für das Jahr 2012 wird bereits eine Verbreitung von 8,8 Mio. Staubsaugerrobotern prognostiziert. Insbesondere die (noch) hohen Kosten sind es, die Verbraucher von einer Anschaffung für Haushalt oder Garten abschrecken.
Große Fortschritte sind in naher Zukunft im Bereich der Rehabilitationsrobotik zu erwarten. Rehabilitationsroboter wie zum Beispiel intelligente Rollstühle, kleine Roboterarme oder neuartige Beinprothesen ermöglichen es alten, kranken oder behinderten Menschen heute schon, verlorene Mobilität und Selbständigkeit zurückzugewinnen. Hohe Erwartungen richten sich auf die Entwicklung von menschenähnlichen Robotern (Humanoide) als Haushaltshelfer für komplexe Aufgaben oder als persönlicher Assistent für ältere Menschen erledigen. Bisher haben nur wenige Firmen in Japan, Korea und China erste humanoide Roboter auf den Markt gebracht. Auch in diesem Segment werden jedoch für die nächsten zehn Jahre erhebliche Zuwachsraten vorhergesagt.
Service-Roboter als Chance für die alternde Gesellschaft
Ein Grund für den kommenden Boom von Servicerobotern für komplexe Tätigkeiten im Haushalt oder in der Pflege ist im demografischen Wandel zu finden. Denn pflegende Angehörige und ambulante Pflegedienste allein werden die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft nicht bewältigen können. Dies liegt nicht nur an der großen physischen und psychischen Belastung, denen die Angehörigen von Pflegebedürftigen langfristig oft nicht gewachsen sind. Die Zahlen sprechen für sich: Aktuell sind in Deutschland bei den 11.500 ambulanten sowie ca. 11.000 stationären und teilstationären Pflegeeinrichtungen 574.000 Menschen beschäftigt. Die Zahl der Vollbeschäftigen in der Pflege müsste bis 2050 auf 1,35 Mio. steigen1, damit die dann bedürftigen älteren Menschen versorgt werden können. Dieser Fachkräftemangel dürfte auch durch die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte nicht auszugleichen sein.
Genau an dieser Stelle können Haushalts- und Pflegeroboter dazu beitragen, die Lücke zwischen einer kontinuierlich alternden Bevölkerung, der zunehmenden Zahl von hochaltrigen und unterstützungsbedürftigen Menschen, der rückläufigen Erwerbsbevölkerung und dem Mangel an Pflegekräften zu schließen. Die Roboter sollen, so die Vision, gemeinsam mit den älteren Menschen den Alltag bewältigen und sie dabei unterstützen, länger möglichst eigenständig zu leben. Dies wirft in der Folge die Frage auf, ob und welche Serviceroboter von Senioren überhaupt akzeptiert werden.
Wie sich Senioren ihren „Freund Robby“ wünschen
Wichtige Anhaltspunkte für sinnvolle und attraktive Robotik-Anwendungen liefert die im Rahmen der VDE-Studie durchgeführte Umfrage zur Akzeptanz von Servicerobotern bei älteren Menschen. Unter den Befragten war die generelle Zustimmung zu Servicerobotern bei Technikern mit 75 Prozent erwartungsgemäß am höchsten, aber auch bei Senioren (56 Prozent) und Pflegekräften (50 Prozent) ist die Akzeptanz ausgeprägt. Allerdings polarisiert die Bewertung der Robotik bei älteren Menschen erheblich stärker als bei den anderen Gruppen: 40 Prozent der Senioren lehnen die Servicerobotik im Alltag spontan ab. Offensichtlich haben viele Zweifel an dem Nutzen und der Alltagstauglichkeit sowie an der Funktionsfähigkeit und intuitiven Bedienbarkeit der Roboter. 60 Prozent der befragten
Senioren empfinden Robotik sogar als „unheimlich“. Auch besteht ein steiles Gefälle zwischen der positiven Bewertung von Servicerobotern (wie etwa der aus Japan stammenden interaktiven Roboter-Therapierobbe Paro für Demenzpatienten) und der Bereitschaft, diese selbst auszuprobieren. Die Nutzungsbereitschaft hängt dabei stark von der Lebensform der Befragten ab: Fast die Hälfte aller befragten alleinlebenden Senioren könnte sich vorstellen, Paro selbst einmal auszuprobieren.
Generell ist der Wunsch nach einer selbständigen Lebensführung ein starker Faktor für die Akzeptanz. So erreichte das futuristische Anwendungsszenario „roboterisierter Rollstuhl“ einen der höchsten Rankingplätze, obwohl die Vorbehalte gegenüber Systemen, die direkt mit den Menschen kommunizieren, kooperieren oder sie sogar berühren, im Gegenzug am stärksten ausgeprägt sind. Der Nutzen – Mobilität, Orientierung, Unabhängigkeit, Selbständigkeit, Schutz der Intimsphäre – wird in diesen Fällen höher bewertet als die damit verbundenen akzeptanzhemmenden Faktoren. Die überwiegende Mehrheit der Befragten würde einen Serviceroboter zu Hause der Alternative Altenheim vorziehen. Am beliebtesten sind Roboter, die abgrenzbare Tätigkeiten im Haushalt autonom erledigen, insbesondere Staubsauger- und Wischroboter. Im Mittelfeld liegen die Szenarien „gesundheitliches Monitoring“, „Fitness-Coach“ und „Kommunikation und Anregung“, gefolgt von Fensterputz- Robotern, Therapieanwendungen und humanoiden Haushaltsrobotern für komplexe Tätigkeiten.
Insgesamt entsteht laut VDE-Studie aus der Umfrage „das Konzept eines ‚Gesundheitsassistenten’, der das gesundheitliche Monitoring übernimmt, an Medikamente, Geburtstage und Termine erinnert, zur gesundheitlichen Prävention animiert, den Kontakt zu Freunde und Verwandten erleichtert, Zeitungsberichte oder Gedichte vorliest, Notizen und Einkaufslisten verwaltet und auch als Fitness-Animator einsetzbar ist. Hilfreich wäre es, wenn er zusätzlich einzelne Tätigkeiten im Haushalt wie Gegenstände holen oder ans Bett bringen übernehmen könnte.“ Darüber hinaus müssen die Serviceroboter robust, intuitiv bedienbar und auf die jeweiligen Handicaps zugeschnitten sein, sich auf nachlassende Fähigkeiten im zunehmenden Alter flexibel einstellen können und sich von menschlichen Werten wie Höflichkeit, Achtung der Intimsphäre, Geduld und Verständnis leiten lassen.
Großes Erfolgspotenzial für Serviceroboter made in Germany
Gegenwärtig stammen zahlreiche Serviceroboter für den Privatbereich aus Asien. Nationen wie Japan und Korea, in denen sowohl die Akzeptanz als auch der technische Entwicklungsstand sehr hoch ist, wollen in der Servicerobotik sogar explizit einen Spitzenplatz einnehmen, um den Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen. Doch auch in Europa und den USA wird intensiv an innovativen Anwendungsszenarien und Lösungen in dem Wachstumsmarkt geforscht. Allein in Europa arbeiten seit 2006 mehr als 130 Institutionen aus Industrie und Wissenschaft im Verbund CARE (Coordination Action for Robotics in Europe) und in der EUROP (European Robotics Technology Pattform) an einem gemeinsamen Zukunftsbild von Robotern in der
Gesellschaft. Die europäische Robotik hält laut IRF derzeit weltweit einen Marktanteil von ca. 25 Prozent, den bedeutendsten Teil davon nehmen allerdings Industrieroboter ein.
Deutschland eröffnen sich dank seiner guten Technologieposition im Bereich Automation sowie in der Industrierobotik gute Startpositionen und Perspektiven für den internationalen Innovationswettlauf. Der Sicherung und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Servicerobotik dienen darüber hinaus mehrere Initiativen wie das Programm „Leitinnovation Servicerobotik“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, das Verbundvorhaben „Deutsche Servicerobotik Initiative“ (DESIRE) sowie die Exzellenzcluster „Cognition for Technical Systems“ (CoTeSys) und „Cognition Interaction Technology“ (CITEC).
Doppelte Erfolgsstrategie für Gesellschaft und Industrie
Älteren Menschen möglichst lange ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben zu Hause zu ermöglichen, ist auch das Ziel des Forschungsgebietes Ambient Assisted Living (AAL), das in Deutschland von der BMBF/VDE-Innovationspartnerschaft AAL gefördert wird. Der VDE-Studie zufolge könnte sich die Servicerobotik als weitere Erfolg versprechende Strategie erweisen, zumal gerade in der Service- und Rehabilitationsrobotik in den nächsten Jahren große Fortschritte zu erwarten sind. Auch Roboteranwendungen für Mobilitätseinschränkungen gelten als Bereich mit besonders großem Entwicklungspotenzial. Neben der Bewältigung technischer Herausforderungen sieht der VDE drei wesentliche Schritte zur Marktreife: