Ärzte gegen Tierversuche e.V. |
21.02.2025 11:16
Tierversuchsfreie Methode ermöglicht lebensrettende Therapie
12-jähriger Junge von seltenem Krebs geheilt.
Moderne tierversuchsfreie Methoden können Leben retten. Das zeigt der Fall von Peter, der mit 12 Jahren an einem seltenen Weichgewebetumor erkrankte. Zwar schlug die Chemotherapie zunächst an, doch nach wenigen Monaten kehrte der Krebs zurück. Mit Hilfe tierversuchsfreier Methoden konnte in dieser lebensbedrohlichen Situation eine geeignete Therapie gefunden werden und heute gilt Peter (16) als krebsfrei. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche fordert eine konsequente Nutzung tierversuchsfreier Forschungsmethoden. Im Gegensatz zu Tierversuchen liefern diese Methoden Ergebnisse, die für Menschen und – wie bei Peter – sogar für individuelle Patienten hilfreich sind.
Peter litt an einem Rhabdomyosarkom, einem bösartigen Tumor des Weichgewebes, welches bei dem Jungen über dem Auge wuchs. Nach seinem Rückfall gab es kein Standardverfahren zur Behandlung mehr und die Überlebenszeit von Kindern nach so einem Rückfall beträgt durchschnittlich lediglich acht Monate (1). Peters Ärzte entnahmen ein Stück seines Tumors und schickten es an das Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ).
Am KiTZ züchteten Wissenschaftler aus der Tumorprobe kleine Minitumore. Diese stellen winzige Abbilder des ursprünglichen Tumors dar, an denen verschiedene Medikamente getestet werden können. Etwa drei Wochen dauerte es, bis die Ergebnisse vorlagen: Bei Peters Minitumoren schlugen zwei von etwa 80 getesteten Medikamenten an. Der heute 16-lährige Junge erhielt über einen Zeitraum von 9 Monaten die empfohlene Therapie und gilt seit November 2023 als krebsfrei (1).
Die Testung von Peters Minitumoren erfolgte im Rahmen des INFORM-Programms (INdividualized Therapy FOr Relapsed Malignancies in Childhood). Dieses internationale Forschungsprojekt kombiniert die Ergebnisse aus Minitumor-Tests mit genetischen Analysen und Expertenbewertungen. INFORM wurde bereits in 13 Ländern mit über 100 teilnehmenden Kinderkrebszentren etabliert und hat mehr als 2.000 Patienten erfasst (2).
„Mit Minitumoren kann in kurzer Zeit die Wirksamkeit vieler verschiedener Medikamente direkt an den Tumorzellen des jeweiligen Patienten geprüft werden“, erklärt Dr. Johanna Walter, wissenschaftliche Referentin bei Ärzte gegen Tierversuche. „Minitumore finden aber nicht nur in der personalisierten Medizin Anwendung, sie können auch bei der Entwicklung neuer Medikamente eingesetzt werden. Statt neue Wirkstoffe an Tieren zu testen, können sie an menschlichen Minitumoren untersucht werden“, so Walter weiter.
Die personalisierte Medizin unter Verwendung von Minitumoren ist ein Paradebeispiel für die Leistungsfähigkeit tierversuchsfreier Methoden. Während Tierversuche bereits an den biologischen Unterschieden zwischen Tier und Mensch scheitern, liefern menschliche Minitumore nicht nur human-relevante Ergebnisse, sondern ermöglichen auch auf einzelne Patienten bezogene Aussagen und können so Leben retten.
Weitere Informationen
1)
Personalisierte Krebstherapie
2)
Krebs: Tierversuche und tierversuchsfreie Forschung