Gunnar Bartsch | Julius-Maximilians-Universität Würzburg |
11.12.2024 14:19
Uni sucht Wildbienenfreunde mit Garten
Gärten lassen sich mit einfachen Maßnahmen in Paradiese für Wildbienen und andere wichtige Insekten verwandeln. Ein Forschungsprojekt der Universität Würzburg sucht jetzt Gartenbesitzer in der Rhön und in Mainfranken, die dabei mitmachen.
Mehr als 1.200 blühende Pflanzenarten sind in Dörfern in Mainfranken und der Rhön zu finden. Damit dienen Dörfer vielen verschiedenen Wildbienenarten und zahlreichen anderen Insekten als Nahrungsquelle und Lebensraum. Insgesamt 247 Arten sind es den jüngsten Ergebnissen eines Forschungsprojekts der Universität Würzburg nach.
Trotz dieser Vielfalt sind die Bedingungen vor allem für Wildbienen noch längst nicht optimal. Und auch wenn sich in den vergangenen Jahren einiges verbessert hat, gibt es noch eine ganze Menge zu tun, um vorhandene Potentiale besser zu nutzen und kleine und große Wildbienenparadiese zu schaffen.
Lebensraum für Wildbienen im Privatgarten
Auf diesem Weg ist das Forschungsteam der Universität allerdings auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen. „Wir suchen Privatpersonen, die dazu bereit sind, in ihren Gärten Lebensraum für Wildbienen zu schaffen“, sagt Dr. Fabienne Maihoff. Die Biologin ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zoologie 3 der Universität Würzburg und koordiniert das Projekt.
Selbst kleine Veränderungen im Garten können schon einen Effekt haben: In kleinen Nisthügeln, Haufen von Totholz oder auf freien Sandflächen können Wildbienen ihre Nester bauen. Obstbäume wie Wildapfel und Wildbirne, aber auch Kräuter wie Thymian und Oregano sowie Hecken aus heimischen Pflanzen liefern ihnen Futter. „Wichtig ist es, dass die Pflanzen möglichst wild sind und nicht durch Züchtungen zu Zierpflanzen den Insekten keinen Pollen und Nektar mehr liefern“, erklärt Maihoff. Auch können Insekten Probleme mit exotischen Pflanzen haben, die in Deutschland nicht natürlich vorkommen – nach dem Motto: „Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.“
Wer die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – und natürlich auch die heimische Insektenwelt – unterstützen möchte, sollte zuvor zwei Schritte erledigen: Zum einen auf der Homepage des Projekts nachsehen, ob er in einem der 20 Dörfer wohnt, auf die sich das Forschungsprojekt konzentriert. Und, falls dies der Fall ist, zum zweiten, sich auf der Webseite registrieren.
„Nach der Registrierung stehen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Anleitungen zum Nisthügelbau oder Pflanzentipps zur Verfügung“, sagt Maihoff. Aber auch auf der Internetseite und in den dort aufgeführten Projektbroschüren finden sich viele Ideen zum Nachahmen.
Wer dann die insektenfreundliche Umgestaltung seines Gartens mit Vorher/Nachher-Fotos dokumentiert und ein paar Kernkriterien beachtet, kann sich auf eine Auszeichnung freuen.
Umbau im Winter, damit im Frühling alles fertig ist
Jetzt, im Winter, den Garten umbauen – geht das überhaupt? „Das ist kein Problem“, sagt Fabienne Maihoff. Stauden lassen sich ihren Worten nach sogar noch im Dezember einsetzen, vorausgesetzt der Frost bleibt aus. Nistplätze werden zwar im Winter nicht mehr besiedelt, aber anlegen könne man sie trotzdem. Und bei einem milden Frühling könne auch im März noch viel gestaltet werden. „Hauptsache, die Flächen und Pflanzen sind im Frühling da, wenn Wildbienen Nester anlegen und Nahrung suchen“, so die Biologin.
In dem Forschungsprojekt untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ab April, wie sich die Beteiligung der Bevölkerung, zusammen mit weiteren kommunalen Maßnahmen, konkret auswirkt. Daher können Gartenbesitzer sich noch bis 31. März 2025 dafür anmelden.
Dem Dorf, das sich besonders für den Schutz von Wildbienen engagiert, winkt am Ende sogar ein Preis: „Dieses Dorf wird mit einem Fest belohnt“, sagt Maihoff. Und bei der Ermittlung des Gewinners ist die Zahl der privaten Unterstützer ein wichtiges Kriterium.
Das Forschungsprojekt
Das Projekt "Wildbienen in Dörfern" läuft seit 2020. Im vergangenen Jahr ist die zweite Phase gestartet. Sie steht unter der Überschrift „Summende Dörfer“ und soll 2027 abgeschlossen sein. Unterstützt wird das Projekt vom Biodiversitätszentrum Rhön und dem Bayerischen Landesamt für Umwelt.
In der Rhön sind beteiligt: Weisbach, Unterweißenbrunn, Oberelsbach, Wollbach, Langenleiten, Windshausen, Oberstreu, Schönau an der Brend und Poppenroth.
In Mainfranken: Schwebenried, Greußenheim, Waldbrunn, Biebelried, Erbshausen, Castell, Erlach, Eßfeld, Geroldshausen, Gaukönigshofen und Unterpleichfeld.
Mehr Informationen:
https://www.dorfbienen.biozentrum.uni-wuerzburg.de/
Kontakt
Dr. Fabienne Maihoff, Universität Würzburg, Lehrstuhl für Zoologie III (Tierökologie), dorfbienen(AT)biozentrum.uni-wuerzburg.de