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Stefan Barislovits  |  08.02.2024 09:05

KI erobert den Bewerbungsprozess: Mehr als 40 Prozent der Bewerber nutzen KI-Tools für Anschreiben, Lebenslauf oder Bewerbungsfoto

Eine kürzlich unter den Besuchern der Karrieretag-Jobmessen durchgeführte Befragung mit rund 500 Respondenten widmete sich dem Themenfeld „KI in Lebenslauf und Bewerbung“. Dabei gaben satte 42,4 Prozent der Befragten an, KI bereits für die Erstellung oder Verbesserung ihrer Bewerbungsunterlagen verwendet zu haben.

Auch unter den bisherigen Nichtverwendern wollen 28 Prozent in absehbarer Zeit KI-Tools für ihre Bewerbung einsetzen. Ein mit 27 Prozent ähnlich hoher Prozentsatz meint, dass man „früher oder später um den Einsatz von KI bei der Bewerbung nicht mehr herumkommt“.

Der Wunsch, die Qualität der Bewerbungsunterlagen mithilfe der KI zu erhöhen, wird von 61 Prozent der Verwender als Hauptmotiv angegeben. Neugier auf die neue Technologie (54 %) und die Möglichkeit, mithilfe der KI mehr Bewerbungen zu versenden (26 %) werden ebenso als relevante Einsatzgründe genannt.

KI wird breit angewendet

76 Prozent der KI-Verwender geben an, bei der Formulierung ihres Anschreibens auf KI-Tools zurückzugreifen. 37 Prozent verwenden die nützlichen Helferlein beim Texten ihrer Bewerbungs-E-Mails, weitere 19 Prozent lassen den Lebenslauf von einer KI generieren bzw. ansprechend gestalten. Interessant: Mehr als ein Viertel der Verwender nutzt die KI zur Recherche über den möglichen künftigen Arbeitgeber und zur Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch.

Noch in den Startlöchern, aber bereits bei 11 Prozent der KI-Verwender im Einsatz: Tools zur Verbesserung des Bewerbungsfotos. In diesem Bereich ist mit einer starken Zunahme der Nutzung zu rechnen, weil auch gängige Foto-Apps immer mehr KI-Funktionen zur Bildoptimierung integrieren.

ChatGPT dominiert

Unter den von den Befragten verwendeten Textgenerierungs-Tools nimmt „ChatGPT“ mit 87 Prozent klar die Führungsposition ein, Googles „Bard“ wird von 13 Prozent genutzt.

Hohe Zufriedenheit mit den Ergebnissen

Die „generelle Zufriedenheit mit den Ergebnissen, die durch die Verwendung von KI in der Bewerbung erzielt wurden“, erreichte in der Befragung mit 69 von 100 möglichen Punkten einen hohen Score. Dementsprechend deutlich fiel die Zustimmung zu vorgegebenen Antwortoptionen aus:

41 Prozent der KI-Nutzer glauben, dass die KI ihre Chancen auf ein Vorstellungsgespräch erhöht hat. 44 Prozent werden anderen empfehlen, ebenfalls KI-Tools im Bewerbungsprozess einzusetzen. 54 Prozent werden die KI auch im Rahmen ihrer künftigen Bewerbungen einsetzen. Besonders interessant erscheint, dass rund 52 Prozent angaben, sich von der KI „einige Kniffe für künftige Bewerbungen abschauen“ zu können.

Aber auch Bedenken wurden geäußert: So stimmen rund 29 Prozent der befragten Verwender der Aussage zu, dass der Einsatz künstlicher Intelligenz dazu führen könnte, dass „auch weniger geeignete Bewerber zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden“. Dazu passt, dass 23 Prozent der Ansicht sind, dass Personaler einen Bewerber aufgrund KI-generierter Bewerbungsschreiben nicht mehr so gut einschätzen könnten. Lediglich 7 Prozent plagen bei der Verwendung von KI ganz generell „moralische Bedenken“.

Motive für die Nichtnutzung

Unter den derzeitigen Nichtnutzern gaben 35 Prozent an, die KI „weiterhin nicht“ für ihre Bewerbung einzusetzen. Die Beweggründe sind in einem "höheren Vertrauen an die eigenen Fähigkeiten" zu suchen (31 %). 19 Prozent sind der Ansicht, dass die KI eine Bewerbung nicht so gut verfassen könne wie sie selbst. Datenschutzbedenken gibt es bei rund 23 Prozent der Nichtnutzer.

Fazit

Die Befragung von Karrieretag.org zeigt, dass KI bereits einen festen Platz im digitalen Bewerbungsprozess eingenommen hat. Aufgrund immer besserer und einfach zu bedienender Tools darf man davon ausgehen, dass sich der Trend zur „KI-optimierten Bewerbung“ weiter beschleunigen wird. Das klassische Anschreiben, das schon jetzt bei vielen Personalern keine allzu große Rolle mehr spielt, gerät damit weiter unter Druck. Umso wichtiger wird der „ungefilterte“ persönliche Kontakt zu den Bewerbern, etwa im Rahmen von Screening-Telefonaten. Nicht zuletzt kann auch die Teilnahme an Jobmessen helfen, direkt und authentisch mit potenziellen Kandidaten in Kontakt zu treten. +++

www.karrieretag.org