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VON Dr. KLAUSPETER STROHM  |  05.04.2012 13:47

Facebook, Google & Co. – Chancen und Risiken

Die sozialen Netzwerke sind in den letzten Jahren rasant gewachsen und haben sich für viele Menschen von einer Randerscheinung im Internet zu einem zentralen Informations- und Kommunikationssystem entwickelt. Insbesondere der Schutz der Privatsphäre rückt zunehmend in den Fokus der öffentlichen Diskussion, während sich Plattformen wie facebook oder Google+ wachsender Kritik ausgesetzt sehen. Am 26. und 27. April 2012 wird eine hochkarätig besetzte Tagung an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften in Speyer aktuelle Fragen rund um die neuesten Entwicklungen im Bereich Social Media behandeln.

Die Evolution der sozialen Netzwerke scheint längst noch nicht abgeschlossen – wohin die Reise am Ende gehen wird, ist noch ungewiss. Die Nutzer werden in eine immer größer werdende Gemeinschaft integriert, geben hierfür aber mehr und mehr den Schutz ihrer Privatsphäre auf. Den verantwortungsvollen Umgang mit den vielfältigen Möglichkeiten, die das Web 2.0 bietet, müssen alle Beteiligten erst noch erlernen. Die Tagung soll dazu über bloße Denkanstöße und Hilfestellungen hinaus einen Beitrag leisten und den Entwicklungsprozess von Social Media im Internet konstruktiv begleiten.

Mehr als 150 Teilnehmer werden zu der Tagung am 26. und 27. April 2012 auf dem großzügigen Campus der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften in Speyer (ehem. DHV Speyer) erwartet. In 16 Vorträgen werden die Chancen und Risiken von Social Media dargestellt und Strategien zum Schutz der Privatsphäre diskutiert.

Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Hermann Hill, Prof. Dr. Mario Martini und dem Landesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz Edgar Wagner, bereitet die Tagung die Thematik in vier Themenkomplexen auf. Mit Prof. Dr. Johannes Caspar und Dr. Thilo Weichert konnten weitere Datenschutzbeauftragte aus Hamburg und Kiel gewonnen werden. Mit zahlreichen bekannten Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft bereichern weitere Experten den Referentenkreis der Tagung. Diskussionsrunden ermöglichen einen regen und erkenntnisreichen Austausch sowie die Netzwerkpflege im persönlichen Kontakt.

Frau Staatssekretärin Cornelia Rogall-Grothe, Bundesministerium des Innern, wird die Teilnehmer in ihrem Eröffnungsvortrag mit den Perspektiven des europäischen Privacy-Rechts vertraut machen. Sie wird dazu die aktuelle Debatte um die Reform des Europäischen Datenschutzrechts aufgreifen und sich der Frage widmen, ob die Systematik des Datenschutzrechts dem Internetzeitalter in jeder Hinsicht angemessen ist. Eine Positionsbestimmung in der digitalen Welt (Professor Dr. Amadeus Wolff), die Analyse der Privatheit (Dieter Münk, Niederlassungsleiter IBM Mainz) und des Nutzerverhaltens in der digitalen Welt (Harald Zehe, klicksafe.de) sowie damit verbundener neuer Wertschöpfungsmodelle (Prof. Dr. Boris Kühnle, Hochschule der Medien Stuttgart) bilden den Auftakt der Betrachtungen zu den Chancen und Risiken von sozialen Netzwerken. Sie werden durch einen Ausflug in den »Maschinenraum« von Facebook abgerundet, zu dem Frank Rieger (Chaos Computer Club) die Teilnehmer in seinem Vortrag einlädt. Prof. Dr. Johannes Caspar (Hamburgischer Beauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit) analysiert die aktuellen Entwicklungen von der automatischen Gesichtserkennung bis hin zur Timeline. Die Folgen für das Individuum (Dr. Theo Röhle, Universität Paderborn), für die Gesellschaft (Prof. Dr. Petra Grimm, Hochschule der Medien Stuttgart), aber auch für das Verhältnis zwischen Staat und Bürger, wie es vor allem durch die Diskussion über Fan-Pages der öffentlichen Hand aktuell zu Tage tritt, beleuchtet (Staatssekretär Jürgen Häfner, Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur Rheinland-Pfalz). Der erste Tagungstag mündet in eine vielversprechende Podiumsdiskussion unter der Leitung von Dr. Stefan Brink (Leiter Privater Datenschutz bei dem LfD RLP), die mit prominenten Vertretern der betroffenen Akteure besetzt ist: Die Perspektive der Nutzer wird Frau Ulrike von der Lühe (Vorstand der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz) vertreten. Frau Sabine Frank (Verantwortliche für Jugendschutz und Medienkompetenz bei der Google Germany GmbH) spricht stellvertretend für die Sicht der Betreiber. Als Stimme der Wirtschaft tritt Herr Erik S. Meyers (Leiter globale Online- und Mitarbeiterkommunikation der BASF-Gruppe) auf das Podium. Dr. Hermann Eicher (Justitiar des SWR) präsentiert die Perspektive der Medien. Das Quintett wird von Frau Staatssekretärin Vera Reiß (Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz) komplettiert, die für die betroffenen Eltern und Lehrer spricht.

Am zweiten Tag referiert Prof. Dr. Mario Martini über die rechtlichen Herausforderungen, die sich mit der Behandlung des Digitalen Nachlasses und dem Recht auf Vergessen im Social Web verbinden. Welche Schlussfolgerungen sich aus den Veränderungen der Privatheit im digitalen Zeitalter ergeben, erörtert der letzte Tagungsblock: Die verschiedenen Strategien zum Schutz der Privatheit sollen Anstoß zum Nachdenken über die bisherigen Reaktionen der Gesellschaft und der Politik und mögliche Verbesserungsmöglichkeiten geben: Dr. Thilo Weichert (Unabhängiges Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein, ULD) erörtert die Kontrolle durch die Datenschutzbeauftragten, insbesondere im Licht des neuen Unionsrechts. Anschließend behandelt Dr. Alexander Roßnagel (Universität Kassel) die Frage der Leistungsfähigkeit des geltenden Datenschutzrechts. Das neue Selbstregulierungsabkommen als eine Möglichkeit der Behebung der Defizite wird Frau Susanne Dehmel (vom Branchenverband BITKOM e.V.) vorstellen. Alternative Netzwerke, wie das Diaspora Project, wird Mario von Wantoch-Rekowski (Institut für Medienpädagogik Landesfilmdienst Rheinland-Pfalz e.V.) in seinem Vortrag vorstellen. Last but not least geht Herr Edgar Wagner (LfD RLP) auf die Bedeutung digitaler Aufklärung und der Förderung von Medienkompetenz als Bildungsaufgabe ein.

Die Veranstaltungen finden in der Aula der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften in Speyer statt. Eine Anmeldung ist erforderlich. Das vollständige Programm der Tagung und weiterführende Informationen finden Sie unter www.uni-speyer.de/Weiterbildung/wbdbdetail.asp?id=578.