VON NORA GRAF | 19.11.2014 14:09

Jung und vielfältig: Die Generation Y

Träumer, Faulenzer und Selbstüberschätzer, aber auch Revolutionäre, Sinnsucher und Weltverbesserer: All das sind Attribute, mit denen die Generation Y zu kämpfen hat. Eine Generation voller Widersprüche, aber auch voller Vielfalt und Potenzial.


Generation Y bezeichnet die Bevölkerungsgruppe, die zwischen 1977 und 1998 geboren wurde. Das Ypsilon kommt natürlich daher, weil diese Generation nach der Generation X und vor der Generation Z geboren wurde. Es passt aber auch, wenn man es englisch ausspricht, also why wie warum, weil die in dieser Zeit Geborenen gerne nach dem Sinn hinter allem fragen und Althergebrachtes infrage stellen. Die einen halten die jungen Leute von heute für faul, unrealistisch und viel zu sehr von sich überzeugt, andere hingegen für revolutionär, inspirierend und Kämpfer für eine bessere Welt. In jedem Fall ist diese Generation anspruchsvoll, hat oft ganz eigene und neue Vorstellungen von Arbeit und stellt somit auch neue Herausforderungen an die Arbeitswelt. Die Arbeitgeber müssen sich, schon allein aufgrund des demographischen Wandels, den Forderungen und Bedürfnissen der „Ypsiloner“ stellen.

Ich, Generation Y

Sicherheit ist wichtig

Eine deutschlandweite Umfrage Anfang 2014 untersuchte über 4000 Studenten und deren Vorstellungen von einer erfüllenden Arbeit. Am wichtigsten war ihnen die Jobsicherheit – für 61 Prozent steht dies an erster Stelle, noch vor einem guten Gehalt und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die jungen Leute suchen also – wie ihre älteren Kollegen auch – nach Beständigkeit und Sicherheit. Eine Tätigkeit in der Privatwirtschaft macht anscheinend vielen Angst, der Öffentliche Dienst steht somit ganz oben auf der Liste der beliebtesten Arbeitgeber.

Doch auch wenn es fraglich erscheint, ob der Öffentliche Dienst mit seinen befristeten Arbeitsverträgen, steilen Hierarchien und starren Karrierestrukturen der passende Arbeitgeber für die jungen Absolventen ist, so entspringt der tiefe Wunsch nach Sicherheit wohl der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise und der allgemeinen Instabilität von Arbeitsverhältnissen.

Leistung und Lebensgenuss

Für viele junge Leute ist gerade bei der konkreten Tätigkeit vor allem eines wichtig: Spaß an einer Arbeit, die Sinn macht. Sie wollen daher keinen Chef, der ihnen vorschreibt, wie sie was und womöglich wie lange sie dies machen sollen, sondern sie möchten eigenverantwortlich und selbstständig arbeiten. Das bedeutet natürlich auch, dass die Leistung im Vordergrund steht und nicht das abzuleistende Arbeitspensum. Ein „9 to 5 job“ ist bei der Generation Y schon eher eine Vorstellung aus einer vergangenen Zeit: Wenn mal viel los ist, bleibt man daher auch gerne etwas länger. An anderer Stelle kann man dann auch mal früher gehen. Flexibilität und Vertrauen anstatt Dienst nach Vorschrift und starrer Arbeitszeiten – das ist es, was sich viele Berufseinsteiger wünschen.

Selbstbestimmung in jeglicher Form ist letztendlich immer noch ein sehr wichtiger Faktor für eine erfüllende Arbeit. Daraus entsteht auch der Wunsch nach einer guten Work-Life-Balance und nicht aus dem Grund, dass diese Generation faul ist und nicht arbeiten möchte. Der Job sollte somit auch ausreichend Zeit für das Privatleben lassen. Gerade junge Väter möchten Zeit mit ihrer Familie verbringen, in Elternzeit gehen und nicht diejenigen sein, die das Geld für die Familie nach Hause bringen. Nur die wenigsten möchten dauerhaft mehr als 50 Stunden pro Woche arbeiten.

Die Generation Y fordert, kann es sich aber auch leisten – Stichwort Demographie und Fachkräftemangel. Die Unternehmen müssen sich auf die selbstbewussten und selbstbestimmten Arbeiter einstellen und entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. Dazu gehören überdies die Möglichkeiten, sich weiterzubilden, Neues zu lernen und an Innovationen mitzuwirken. Die Generation Y möchte den Arbeitsmarkt verändern, stürzt sich aber auch in diesen mit ihrem ganzen Potenzial.