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VON PROF. DR. DR. DIANA RAUFELDER  |  17.11.2017 17:16

Mehr Praxis für Lehramtsstudierende in Mecklenburg-Vorpommern

Mehrere Hochschulen des Landes Mecklenburg-Vorpommern wollen den Praxisbezug im Lehramtsstudium stärker ausbauen. Ziel ist es, die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern mit innovativen Konzepten nachhaltig zu verbessern. An dem Verbundvorhaben sind die Universitäten Greifswald und Rostock, sowie die Hochschule Neubrandenburg und die Hochschule für Musik und Theater Rostock beteiligt.

Das Vorhaben „LEHRer*innenbildung reformierEN in Mecklenburg Vorpommern (LEHREN in M-V)“ wird im Rahmen der gemeinsamen Qualitätsoffensive Lehrerbildung von Bund und Ländern in den kommenden drei Jahren mit rund 4 Millionen Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Seit Beginn des Projekts im Frühjahr 2016 wurde an den beteiligten Hochschulen intensiv untersucht, wie stark das Lehramtsstudium mit der schulischen Praxis verknüpft ist. Dabei zeigte sich, dass das Potenzial der Kooperationsmöglichkeiten zwischen Hochschule und Partnerschulen nicht umfassend ausgenutzt wurde und die professionelle Begleitung während der Praxisphase nicht gewährleistet werden konnte, da sie in der semesterfreien Zeit stattfand. Auch die Umsetzung und Etablierung von Inklusion stellt für Hochschulen und Schulen im Land eine Herausforderung da. Auf Grundlage der Bestandsanalyse wurde begonnen, innovative Konzepte zu entwickeln, die neue Wege in der Lehrerbildung unterstützen, einen besseren Praxisbezug herstellen und professionelle Beratungsangebote bieten. Lehrerbildung soll moderner gestaltet und somit an neue Anforderungen angepasst werden, um zukünftige Lehrerinnen und Lehrer besser auf die Herausforderungen in ihrem Berufsleben vorzubereiten als bisher.

Universität Greifswald
An der Universität Greifswald können Studierende in den Lehramtsstudiengängen für Regionale Schule und Gymnasien nun während des Semesters ihr erstes Schulpraktikum absolvieren. Bislang war das nur in den Semesterferien möglich. Eine enge und professionelle Betreuung im Praktikum wird durch einen Schulmentor (Lehrer an der Zielschule) und einen Peermentor (ein Student, der das Schulpraktikum bereits abgeschlossen hat) gewährleistet. Beide haben zuvor eine Ausbildung zum Mentor absolviert, welche in Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualitätsentwicklung M-V (IQ M-V) in Schwerin und der Universität Greifswald durchgeführt wurde. Außerdem sind die Studierenden an den Schulen im Tandem, das heißt, mit je einem Kommilitonen unterwegs, so dass sie sich gemeinsam über ihre Erfahrungen austauschen können.

Universität Rostock
An der Universität Rostock gibt es mehrere Teilprojekte. Eines davon verknüpft theoretische und praktische Phasen im Rahmen einer semesterübergreifenden Seminarreihe, welche es den Studierenden ermöglicht, die erarbeiteten theoretischen Grundlagen in Kooperationsprojekten mit Partnerschulen in die Praxis umzusetzen. So entwickeln die Studierenden eigene Konzepte, zum Beispiel zur individuellen Förderung und Hausaufgabenbetreuung im Ganztag, die sie anschließend selbst an den Partnerschulen durchführen, begleiten und evaluieren. Sie werden damit bereits im Studium Teil von konkreten Schulentwicklungsprozessen.

Ein weiteres Teilprojekt an der Universität Rostock widmet sich der Gestaltung schulischer Übergangsstellen im Primarbereich. Hierbei werden Daten zum einen aus der Evaluation eines Studienmodells im Grundschullehramt und zum anderen aus einer IST-Standanalyse der Übergangspraxis an Rostocker Grundschulen erhoben. Auf Grundlage dieser empirischen Erkenntnisse erfolgt die (Neu)Konzipierung eines evidenzbasierten und übertragbaren Konzeptes für die Ausbildung von Grundschullehrerinnen und Grundschullehrern. Schwerpunkt hier ist eine innovative Verzahnung von Theorie und Praxis. Des Weiteren steht in Rostock das Thema Inklusion im Mittelpunkt. Um bereits während ihres Studiums die in der inklusiven Praxis so notwendige Kooperation zwischen Sonderpädagogen und Lehrkräften zu erfahren und zu erlernen, gestalten Studierende des Lehramts Sonderpädagogik ihre Schulpraktika gemeinsam mit Studierenden der Grundschulpädagogik.

Hochschule für Musik und Theater Rostock
An der Hochschule für Musik und Theater Rostock (hmt) wird im Projekt „PrOBe – Praxisphasen Orientierend Begleiten“ das Praxisjahr Schule als innovatives Praktikumsformat durchgeführt und evaluiert. Das Praxisjahr Schule ist ein Lehrveranstaltungsformat, das verschiedene berufspraktische Module des Musik-Lehramtsstudiums sowie die vorgesehenen Praktika in einer übergreifenden Lehrveranstaltung bündelt und sich über das gesamte dritte Studienjahr erstreckt. Ziel ist es, das zukünftige Berufsfeld zu erkunden und die Berufswahl zu überprüfen. Im Rahmen dieser Lehrveranstaltung lernen die Studierenden Methoden zur Beobachtung, Planung und Auswertung von Unterrichtsprozessen kennen, erteilen ersten Fachunterricht in ihren jeweiligen Schulstufen und verfolgen selbst gesetzte pädagogische Entwicklungsvorhaben. Begleitet werden die Studierenden von an der hmt Rostock qualifizierten Musik-Mentorinnen und -Mentoren.

Hochschule Neubrandenburg
An der Hochschule Neubrandenburg hat sich im Rahmen des Verbundprojektes die Inklusionswirkstatt-MV kurz „InklusiV“ gegründet. Die InklusiV bietet neben Workshopangeboten für praxiserfahrene Berufspädagoginnen und –pädagogen zum Thema Inklusion auch verschiedene Lehr-/Lernsettings, Medien und Methoden für Studierende. Zudem können sich berufsbildende Schulen und Einrichtungen in dem Projekt zu kollegialer Beratung und Schulentwicklungsberatung informieren und sich auf ihrem Weg zu einer inklusiven Praxis durch das Team der InklusiV begleiten lassen. Angehende Berufspädagoginnen und –pädagogen sollen sich themenzentriert auf die aktuellen praktischen Anforderungen im Schulalltag vorbereiten können. Das Team der InklusiV begleitet darum die Praxisphasen der Studierenden und baut ein Schulnetzwerk aus kooperierenden berufsbildenden Schulen auf.

Die Pilotprojekte sind zunächst auf die Förderphase 2016-2019 angelegt und werden durch eine Evaluation begleitet. Ziel ist es, die besten Konzepte aus der Testphase für die Lehrerbildung langfristig zu übernehmen, um eine hohe Qualität der Lehrerausbildung zu sichern.

Die Projektebteiligten bedanken sich bei allen teilnehmenden Schulen, Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Studierenden, die sie bei der Qualitätsoffensive unterstützen.