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VON Samira Rosenbaum  |  12.10.2016 09:17

Narzisstischer Chef? Hilft der Karriere!

Bamberger Psychologinnen: Charakter des Vorgesetzten beeinflusst Karriereerfolg und Wohlbefinden von Beschäftigten

Wie viel Einfluss egoistisches, impulsives und manipulatives Verhalten in der Führungsetage gegenüber Angestellten hat, zeigt eine neue Studie der Bamberger Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie. Prof. Dr. Judith Volmer und Iris Koch fanden heraus, dass bestimmte unbeliebte Persönlichkeitsmerkmale von Vorgesetzten zu geringer Arbeitszufriedenheit und Nachteilen in den Karrierechancen bei Beschäftigten führen können. Gerade ein narzisstischer Chef kann aber auch positive Auswirkungen haben.

„In der Psychologie werden die unerwünschten und unbeliebten Charaktermerkmale Narzissmus, Psychopathie und Machiavellismus in dem Persönlichkeitskonstrukt der sogenannten Dunklen Triade zusammengefasst“, erklärt Koch, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie. Narzissten hätten ein hohes Bedürfnis nach Anerkennung von anderen während Psychopathen dazu neigten, impulsiv zu handeln und machiavellistische Personen sich manipulativ und kalkulierend im Umgang mit anderen verhielten.

Für ihre Studie befragten Volmer und Koch insgesamt 811 Personen. In einer ersten Befragung wurden die Teilnehmenden gebeten, die Persönlichkeit ihrer direkten Vorgesetzten einzuschätzen. Nach rund drei Monaten forderten die Wissenschaftlerinnen die gleichen Personen auf, den eigenen Karriereerfolg und das Wohlbefinden im Arbeitsumfeld zu bewerten.

In statistischen Auswertungen nahmen die Arbeitspsychologinnen anschließend den Zusammenhang zwischen den Charaktereigenschaften der direkten Vorgesetzten und dem Wohlbefinden sowie dem Erfolg in der beruflichen Laufbahn der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter die Lupe. „Vor allem narzisstische Charaktermerkmale bei Vorgesetzten hatten positive Auswirkungen auf die Höhe des Gehalts und die Chance auf Beförderungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das Wohlbefinden im Unternehmen bei Beschäftigten nimmt zudem auch nicht ab, wenn Führungskräfte zu Narzissmus tendieren“, fasst Volmer ein überraschendes Ergebnis der Studie zusammen.

Doch nicht alle Charaktermerkmale, die die Dunkle Triade umfasst, wirken so positiv im Unternehmen. Führungskräfte mit psychopathischen oder machiavellistischen Eigenschaften sind beispielsweise dafür verantwortlich, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seltener mit ihrer Arbeit zufrieden sind beziehungsweise ihre eigenen Aussichten auf Karriere und Erfolg im Unternehmen geringer einschätzten.

Die Erkenntnisse der Studie können direkt in die unternehmerische Personalarbeit eingebunden werden. In der Personalentwicklung sei es wichtig, mit Führungskräften in den Dialog über die Effekte bestimmter Eigenschaften wie Psychopathie oder Machiavellismus zu treten. Denn vor allem die negativen Auswirkungen auf das Wohlbefinden von Arbeitnehmerinnen und -nehmern sind gefährlich: „Geringes Wohlbefinden und damit einhergehende emotionale Erschöpfung können das Burnout-Syndrom begünstigen“, warnt Koch. Damit könne die Persönlichkeit des Vorgesetzten die eigene Gesundheit beeinträchtigen und schädigen. „Diese Erkenntnisse können auch für Präventionsangebote von Nutzen sein.“

Eine Pressemitteilung der Otto-Friedrich-Universität Bamberg