VON Litsa Keranidou |
18.12.2015 10:29
Digitale Medien: Intelligente Nutzung statt digitalem Burnout
Ob Telefonate, E-Mails oder Nachrichten: Bei zahlreichen Beschäftigten spielt das Smartphone die Hauptrolle im Tagesablauf. Doch bei manchen Menschen lauert der Burnout, wenn der Umgang mit dem Smartphone nicht geregelt wird.
Eine Untersuchung der Universität Bonn ergab, dass Menschen tagsüber etwa alle 18 Minuten die aktuelle Tätigkeit unterbrechen, um auf ihr Smartphone zu schauen. Die Folge: Vielen Menschen fällt es schwer, sich längere Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren – die Arbeitsqualität leidet.
Darüber informiert TÜV Rheinland. Auch Multitasking habe sich als Mythos erwiesen: Zwei Aufgaben gleichzeitig mit derselben Qualität zu bearbeiten, ist demnach nicht möglich.
Außerdem entfallen wichtige Entspannungsphasen, wenn Mitarbeiter nach Feierabend, am Wochenende und im Urlaub mobil für den Arbeitgeber oder Kunden erreichbar sind – es kann zu Erschöpfung und im schlimmsten Fall zum Burnout kommen.
Ein völliger Verzicht auf digitale Medien sei aber nicht die Lösung, sagt Iris Dohmen, Betriebspsychologin bei TÜV Rheinland: „Was wir brauchen, ist ein intelligenter Umgang mit dem Smartphone. Das bedeutet, auch bewusst Zeiten der Nichterreichbarkeit einzuhalten. Eine wichtige Grundlage dafür sind klare Vereinbarungen zum Umgang mit den digitalen Medien.“
Optimal: Erreichbar sein, wenn es darauf ankommt
Wichtig ist es, dass die Unternehmensleitung den Mitarbeitern eindeutig kommuniziert, welche Erreichbarkeit erwartet wird und möglichst mit gutem Beispiel voran geht.
Die ständige Erreichbarkeit von Arbeitnehmern ist für Unternehmen langfristig kein Vorteil: Fehlende Regenerationszeiten können dazu führen, dass engagierte und leistungsorientierte Mitarbeiter erkranken und langfristig ausfallen.
Dohmen: „Führungskräfte sollten Mitarbeiter ansprechen, die immer wieder durch ständige Verfügbarkeit auffallen und sie darin bestärken, sich Erholungszeiten zu gönnen.“
Regelungen je nach Art der Arbeit
Wie diese Erholungsphasen verteilt werden, hängt laut TÜV Rheinland vom typischen Arbeitsaufkommen ab: Bei internationalen Projekten oder Konzernen sollten Arbeitnehmer spät abends oder morgens früh erreichbar sein.
Entlastend wirken Auszeiten zu einer anderen Tageszeit, in denen das Smartphone ausgeschaltet bleibt. Wichtig für die Gesundheit ist, dass sich Anspannung und Entspannung langfristig ausgleichen.
Umgang mit dem Smartphone am Wochenende
Auch in der Familie seien Spielregeln für die Mediennutzung sinnvoll. Möglich ist es beispielsweise, dass das Smartphone bei gemeinsamen Mahlzeiten ausgeschaltet bleibt oder dass Beschäftigte einen Tag am Wochenende ohne digitale Medien auskommen.
Dohmen: „Teilnehmer in unseren Seminaren berichten unter anderem darüber, dass sie sich selbst überlisten, indem sie freitags oder vor dem Urlaub ihr Smartphone im Schreibtisch einschließen. So kommen sie gar nicht erst in Versuchung, in der Freizeit die E-Mails zu checken. Diese zeitweise digitale Abstinenz wird als sehr entspannend empfunden.“
Eine Pressemitteilung der
Universität Bonn