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VON Dr. Birgit Förg  |  22.10.2015 14:23

Flüchtlingskrise als große Lern- und Entwicklungsmöglichkeit

Die kommenden Herausforderungen von Flucht und Migration könnten nur bewältigt werden, wenn man sich der bestehenden Risiken und der zur Verfügung stehenden Ressourcen bewusst werde, so die einhellige Meinung der Teilnehmer der friedenspädagogischen Konferenz „Frieden lernen! Perspektiven einer Friedensbildung im 21. Jahrhundert“, die jetzt am Campus Koblenz stattfand. Drei Tage hatten Experten aus Wissenschaft und Praxis mit Blick auf die aktuellen Flüchtlingsströme über das Potenzial einer zeitgemäßen Friedensbildung diskutiert. Der Friedenspädagogik kommt bei der Integration von Flüchtlingen eine zentrale Rolle zu. Derzeit bereiten friedenspädagogische Experten daher als Ergebnis der Tagung eine Erklärung vor, die in den kommenden Tagen veröffentlicht werden soll.

„Friedenspädagogische Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte und die vielfältigen Trainings- und Ausbildungsprogramme im Bereich der Friedensbildung sind eine wichtige Ressource für den konstruktiven Umgang mit der Flüchtlingskrise“, bekräftigt Dr. Sascha Werthes, Geschäftsführer der Friedensakademie Rheinland-Pfalz – Akademie für Krisenprävention und Zivile Konfliktbearbeitung. Gemeinsam mit dem Projekt „Friedensbildung-Schule.de“ hatte die Friedensakademie Rheinland-Pfalz die Koblenzer Tagung ausgerichtet.

Die friedenspädagogischen Fachleute erklärten auf der Tagung Bildung als Schlüssel, um Integration und sozialen Zusammenhalt zu stärken. Erkenntnisse und erprobte Trainingsprogramme aus dem Bereich der Friedensbildung könnten Integrationsprozesse unterstützen und den Erhalt des innergesellschaftlichen Friedens gewährleisten. Bildung müsse auch immer Menschen- und politische Bildung sein, um die Lernenden zu befähigen, am Aufbau einer demokratischen Gesellschaft mitzuwirken. „Nur so kann Bildung einen Beitrag zur Integration leisten“, heißt es im Entwurf der Erklärung von Koblenz.

„Friedensbildung bietet den Lernraum, sich mit Werten und Lebensentwürfen dialogisch auseinanderzusetzen“, so Werthes. Sie ermöglicht, Konflikte konstruktiv austragen zu lernen. Daher muss nach Ansicht der Konferenzteilnehmer die Flüchtlingskrise ein Anstoß für Bildungsreformen sein. Insbesondere müssten alle Lehrkräfte in den Grundlagen von Friedenserziehung und Deutsch als Zweitsprache ausgebildet werden.

Auch könnte aus friedenspädagogischer Sicht die Flüchtlingsfrage eine große Lern- und Entwicklungsmöglichkeit für die deutsche Gesellschaft darstellen. Die „Flüchtlingskrise“ stelle die Gesellschaft vor große Schwierigkeiten. Sie sei aber aus friedenspädagogischer Sicht auch eine Chance, sich von veralteten Einstellungen zu trennen, längst fällige Strukturreformen vorzunehmen und die deutsche Gesellschaft für alle Mitbürgerinnen und Mitbürger zu verbessern, so der Tenor verschiedener Diskussionsbeiträge. Denn angesichts der zunehmenden Globalisierung könnten die ökonomischen, sozialen, politischen und ökologischen Probleme nur dann konstruktiv bearbeitet werden, wenn sich alle als „Global Citizens“ verstehen würden. Dies bedeute eine doppelte Integration: Zum einen von Migrantinnen und Migranten in die deutsche Gesellschaft, zum anderen die Integration Deutschlands in die Weltgesellschaft. Gerade bei der deutschen Integration in die Weltgesellschaft könnten die Flüchtlinge wichtige Impulse geben, so die Experten weiter.

Eine Pressemitteilung der Universität Koblenz-Landau