VON Christiane Rathmann |
14.08.2015 10:50
Klimaschutz: Was das Gesundheitswesen beitragen kann
Ein neues europäisches Forschungsprojekt an vier Hochschulen in Deutschland,
Großbritannien, den Niederlanden und Spanien will das Thema Nachhaltigkeit in
die Ausbildung von Pflegekräften integrieren
Was haben das Gesundheitswesen und Nachhaltigkeit miteinander zu tun? Sehr viel. In
Krankenhäusern, Arztpraxen oder bei Pflegeeinrichtungen fallen täglich große Müllmengen
an, es sind Giftstoffe im Einsatz – beispielsweise für die Desinfektion. Zudem verbrauchen die
Einrichtungen viel Energie und Wasser. Insgesamt beträgt der Anteil des Gesundheitswesens
am europaweiten CO2-Ausstoß immerhin fünf Prozent.
Diese ungünstige Klimabilanz sollte sich verändern, meinen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler an der Hochschule Esslingen. Zusammen mit Forschern von der Universität
Plymouth (Großbritannien), der Universität Jaén (Spanien) und der Universität Maastricht
(Niederlande) bereiten sie eine Studie zum Thema „Nachhaltigkeit in der Pflege“ vor. Das vor
kurzem gestartete europäische Forschungsprojekt läuft über drei Jahre und wird mit Geldern
aus dem Erasmus-Plus-Programm in Höhe von 448.000 Euro gefördert.
Die Wissenschaftler setzen bei dem Thema ganz praktisch an: bei der Ausbildung der
Pflegeschülerinnen und anderer Fachkräfte im Gesundheitswesen. So ist es geplant, die
Nachhaltigkeit in den Unterrichtsstoff aufzunehmen. Die Wissenschaftler wollen praktische
Hilfen entwickeln – wie beispielsweise Online-Lehrmaterialien, die alle Lehrkräfte in Europa
nutzen können. Am Ende soll ein umfangreicher „Werkzeugkoffer“ (NurSus Toolkit) öffentlich
zur Verfügung stehen.
Als großer Berufsstand kann die Pflege in Europa viel in Sachen Nachhaltigkeit bewirken
Doch bevor die Ausbildungspläne in Theorie und Praxis überarbeitet werden, stehen
umfangreiche Befragungen an. So wollen die vier Hochschulen Schülerinnen und Schüler im
Gesundheitswesen, Studierende und Lehrende befragen und daraus Schlüsse für die weitere
Studie ziehen.
„Der globale Klimawandel und seine Folgen bedrohen die Zukunft des Planeten. Es ist
zwingend notwendig, dass wir fundierte Antworten auf diese Herausforderungen entwickeln.
Die Pflege ist einer der größten Berufsstände in Europa und kann damit auch viel in punkto
Nachhaltigkeit bewirken“, erläutert die Projektleiterin Prof. Dr. Norma Huss von der
Hochschule Esslingen.
„Für ein nachhaltiges Gesundheitswesen ist es unverzichtbar, die Energie- und
Ressourceneffizienz, die Beschaffung und auch die Abfallwirtschaft zu verbessern“, ergänzt
die Gesamt-Projektleiterin Prof. Janet Richardson von der Universität Plymouth.
Alle vier am Projekt beteiligen Hochschulen sind in ihren Ländern für nachhaltige Forschung
und Lehre bekannt und wurden für ihre Arbeit bereits mehrfach ausgezeichnet.
Weitere Informationen:
www.nursus.eu.