VON BLANDINA MANGELKRAMER |
28.11.2014 14:04
Warum der metallische Geruch von Blut Raubtiere magisch anzieht
FAU-Forscher entdecken Substanz, die Jagdverhalten auslöst
Nur allzu bekannt ist die Redewendung, wenn jemand Blut geleckt hat. Im Tierreich übt allein schon der Geruch von Blut auf Fleischfresser eine unwiderstehliche Wirkung aus. Riecht ein Raubtier Blut, weiß es: Das Fressen ist nicht weit. Doch was sind die charakteristischen Inhaltsstoffe des Blutes von Säugetieren? Was genau verursacht den typisch metallischen Geruch des Blutes von Säugetieren? Darüber war bislang nur wenig bekannt. Aromaforscher der
Friedich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben dies nun analysiert und kamen zu überraschenden Ergebnissen.
„Es gibt eine eindeutige Lockkomponente, die bei bestimmten Säugetieren das typische Jagdverhalten auslöst“, sagt Prof. Dr. Andrea Büttner, Lebensmittelchemikerin und Professorin für Aromaforschung am Emil-Fischer-Zentrum der FAU. Mit Hilfe von unterschiedlichen Gaschromatografen hat die FAU-Wissenschaftlerin Constanze Sharapa (geb. Hartmann) in ihrer Arbeitsgruppe Aromaforschung – in Zusammenarbeit mit Forschern der schwedischen Universität Linköping – analysiert, dass es sich um ein Aldehyd namens „trans-4,5-Epoxy-(E)-2-Decenal“ handelt, das den typisch metallischen Blutgeruch erzeugt, auf den die Fleischfresser reagieren.
„Die Ergebnisse zeigen erstmals, dass eine einzelne Blutsubstanz bei Raubtieren ein ähnlich effizientes Verhalten hervorrufen kann wie der komplexe Geruch von Blut“, erklärt Prof. Dr. Andrea Büttner, die auf Aroma- und Geruchsforschung, Geruchswahrnehmung und Aromaanalytik sowie auf Lebensmittelchemie spezialisiert ist.
Höhere Aktivitäten beim Spiel mit präparierten Holzstöcken
In der Studie wurden Holzstöcke mit dem Aldehyd, mit Blut von Säugetieren sowie mit einer geruchsneutralen Substanz imprägniert und drei in einem Zoo lebenden Windhundarten sowie sibirischen Tigern zum Spiel hingeworfen. Während sich die Tiere für die geruchsneutrale Substanz kaum interessierten, waren die mit dem Aldehyd und mit dem Blut getränkten Holzstöcke sehr wohl attraktiv. „Alle vier Spezies zeigten eine signifikant höhere Anzahl von Interaktionen mit den präparierten Holzstücken“, erläutert Prof. Dr. Andrea Büttner. Die Raubtiere schleckten an den Hölzern, bissen darauf herum, spielten damit oder bearbeiteten sie mit den Pfoten: Einen Unterschied zwischen den mit der chemischen Substanz und den mit Blut getränkten Holzstöcken machten sie nicht. „Dies zeigt auch, dass das odorierte ‚Spielzeug‘ eine Bereicherung für in Gefangenschaft lebende Raubtiere darstellt“, sagt Prof. Dr. Andrea Büttner.